IAA steht im Kreuzfeuer der Kritik - Eklat um OB-Rede
Die Kritik an der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt nimmt zu. Die Fortführung steht in Frage. Oberbürgermeister Feldmann stellte eine geplante Rede ins Internet.
Von Karl Schlieker
Redakteur Politik / Wirtschaft
"Trauriger Schatten ihrer selbst": Hat die IAA in Frankfurt eine Zukunft?
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Angesichts der Kritik von Klimaschützern und dem anstehenden Umbau der Branche gerät die Internationale Automobilausstellung (IAA) immer mehr in die Kritik. Hersteller und Umweltaktivisten stellen – wenn auch aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln – eine Fortführung der Messe in Frankfurt in Frage. Für Aufsehen sorgte die Nichtberücksichtigung des Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann als Eröffnungsredner auf der IAA. Der SPD-Politiker geht davon aus, dass seine kritischen Worte bei der letzten IAA der Grund sind und stellte seine für dieses Jahr geplante Rede ins Internet.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat die Vorwürfe dagegen zurückgewiesen. Der Oberbürgermeister sei nie als Redner vorgesehen gewesen. Die IAA-Eröffnung habe eine internationale Ausrichtung und deshalb sei die Zahl der Redner reduziert worden. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) spreche für das Land und die Stadt. „Die Vorstellung, dass der Verband der Automobilindustrie einen Redner wegen einer kritischen Rede auslädt, ist völlig abwegig.“
„Wir in Frankfurt sind als Messestadt stolz darauf, dass wir Standort der IAA sind“, so sollte die Rede Feldmanns laut dem auf Facebook veröffentlichten Redemanuskript beginnen. Frankfurt sei der richtige Ort, weil dort Bevölkerungswachstum und anwachsende Pendlerströme Realität seien. Angesichts der Belastungen wollte der Oberbürgermeister deutlich werden: „Wir brauchen einen ökologischen Umbau der Industrie, bei dem niemand auf der Strecke bleibt, nicht die Verbraucher, nicht die Beschäftigten der Branche, aber auch nicht die Umwelt.“ Aber klar ist für den Oberbürgermeister auch: „Frankfurt braucht mehr Busse und Bahnen, aber nicht mehr SUVs.“ Es könne nicht sein, dass gefordert wird, Parkhäuser neu zu bauen, weil immer mehr Autos für die bestehenden Stellplätze zu groß geworden sind.
„Wir brauchen eine Mobilitätswende, um den Klimawandel aufzuhalten.“ Der Einsatz, vor allem auch vieler junger Menschen, gegen den Klimawandel sei keine Bedrohung, sondern eine große Chance. Am Wochenende wollen Umweltverbände gegen die IAA demonstrieren. „Dieser Einsatz ist nicht, wie manche meinen naiv, sondern er ist dringend notwendig“, heißt es weiter in der nicht gehaltenen Rede Feldmanns. Demonstrationen gehörten zur politischen Kultur. „Friedliche Proteste haben immer ihren Platz in unserem Frankfurt, Gewalt lehnen wir in allen Erscheinungsformen aber entschieden ab.“
„Ein trauriger Schatten ihrer selbst“
Auch den Dieselskandal wollte Feldmann ansprechen. „Wir dürfen die Verantwortung für die Produkte nicht bei den Verbrauchern abladen, sondern wir brauchen eine Automobilindustrie, die sich gesetzeskonform verhält.“ Konkret gehe es darum, dass Menschen, die sich im guten Glauben ein Auto gekauft haben, nicht auf kaltem Wege durch Fahrverbote enteignet werden. Die Automobilindustrie müsse beweisen, „dass deutsche Innovationskraft nicht darin besteht, gesetzliche Vorgaben zu umgehen, sondern die umweltschonendsten und zukunftsfähigsten Produkte zu entwickeln.“
Auch die Automobilindustrie ist offenbar nicht mehr zufrieden mit dem Konzept der IAA. „Nicht mehr zeitgemäß, zu teuer, nicht flexibel genug“, lauten einem Bericht des Handelsblatts zufolge die Vorwürfe. Ex-Opel-Chef Karl-Thomas Neumann kritisiert die IAA ganz offen als „Reinfall“. Die Messe sei nur noch ein „trauriger Schatten ihrer selbst“.
Eine IAA 2021 werde es nicht mehr geben. Seit 1951 ist Frankfurt Gastgeber der Automobilausstellung. Diskutiert wird nun offenbar unter den Herstellern, die Messe an unterschiedlichen Orten stattfinden zu lassen. Wie bei den Olympischen Spielen könnten sich Städte künftig als Austragungsort bewerben. Auch Köln oder Berlin werden als alternative Standorte genannt. Bereits in diesem Jahr hatten viele Aussteller ihren Auftritt deutlich reduziert oder waren erst gar nicht gekommen. Der VDA als Veranstalter, der einen wesentlichen Teil seiner Einnahmen über die IAA bestreitet, plädiert dagegen für eine evolutionäre Weiterentwicklung der IAA in Richtung einer Mobilitätsmesse. Der Ausgang der Debatte ist offen.