Sitzen auf Pappe – der Wiesbadener Hartmut Geyssel entwirft Kinderhocker
Von Alexandra Groth
Lollo und Ronix heißen die beiden Hocker, die Hartmut Geyssel entworfen hat. Foto: wita / Paul Müller
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WIESBADEN - Handwerklichen Dingen war Hartmut Geyssel noch nie abgeneigt. „Ich habe noch nie viele Möbel gekauft“, sagt der Wiesbadener. Daher war es naheliegend, dass er für seine Tochter selbst eine einfache, aber praktische Sitzgelegenheit entwirft, die ihrer Körpergröße entspricht. Aus dieser „heimischen Bastelarbeit“ ist inzwischen eine Geschäftsidee entstanden, die der 46-Jährige stetig weiterentwickelt.
Bei Lollo und Ronix, so heißen die beiden Modelle, handelt es sich aber nicht um herkömmliche Hocker. Denn man sitzt darauf breitbeinig in einer geschwungenen Kuhle, quasi wie in einem Pferdesattel. „Meine Frau ist Kurdin“, verweist Geyssel darauf, dass er von Hockern in den dortigen Teehäusern die Idee aufgegriffen habe.
Der Gedanke der Vermarktung sei ihm erst nach zwei Jahren gekommen. Aber da die Anfertigung aus Holz sehr teuer sei, habe er weiter getüftelt, um eine kostengünstigere Variante herzustellen, erzählt Geyssel. Die Lösung lautet Pappe. Statt 70 Euro aufwärts für die Holzvariante Ronix gibt es seit November für 20 Euro nun auch den „Pappkollegen“ Lollo, der selbst mit einer Faltanleitung aufgebaut werden kann und ein farbiges Sitzpolster aus Vollfilz hat, das auch mit Namen bestickt werden kann. „Die günstige Einstiegsvariante“, wirbt der im Hauptberuf als Maschinenbauer tätige Wiesbadener darum, den Hocker auszuprobieren. „Die ungewohnte Sitzweise schreckt vielleicht viele zurück. Aber wer ihn gekauft hat, ist zufrieden“, berichtet Geyssel von Kundenrückmeldungen. Die Sitzposition führe zu einer geraden Rückenhaltung, und die gespreizte Beinhaltung sei gut für die Entwicklung der Hüften.
Der Vertrieb erfolge momentan hauptsächlich über das Internet (www.hophopik.com). Aber wer eine Sitzprobe machen will, hat dazu in der Region in Wiesbaden in den Geschäften „Glückskind“ und „A:dress“ Gelegenheit. Allerdings gibt es die Pappversion noch nicht für Jugendliche oder Erwachsene, sondern nur in einer Sitzhöhe von 18 Zentimetern – die allerdings nach Angaben von Geyssel auch 80 Kilogramm aushalten. „Ich mache alles nebenbei“, bittet er mit Blick auf sein Zeitkonto um noch etwas Geduld. Denn die Herausforderung sei, den Hocker stabil hinzubekommen, ihn aber gleichzeitig nur so groß im auseinandergefalteten Zustand zu gestalten, dass er gut in einen flachen Pappkarton zum Verschicken hineinpasst. Die Tochter – inzwischen fünf Jahre alt – jedenfalls darf schon mal den größeren Prototypen testen. Allein schon für sie muss Hartmut Geyssel an größeren Varianten weitertüfteln.