Segula-Chef Lange: „Stellen sind langfristig sicher“
Der Entwicklungsdienstleister Segula nimmt in Rüsselsheim die Arbeit auf. Mit viel weniger Opelanern als geplant. Dennoch soll der Standort Zentrum der Segula-Wachstumsstrategie werden.
Von Ralf Heidenreich
Leiter Redaktion Wirtschaft
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RÜSSELSHEIM - Ein Spaziergang war das für Martin Lange, den Chef von Segula in Rüsselsheim, und sein Managementteam weiß Gott nicht. Am Dienstag hat der französische Entwicklungsdienstleister Segula offiziell die Arbeit in seiner neuen Deutschland- und Nordeuropa-Zentrale auf dem Opel-Stammsitz aufgenommen. Ein halbes Jahr später und mit einer deutlich kleineren Mannschaft als geplant. Denn der Gegenwind war und ist hart.
Heftige Auseinandersetzungen zwischen Opel-Management und Betriebsrat über den Wechsel von Beschäftigten des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums zu Segula hatten im Vorfeld bei Opel zu einem mehrstufigen System der Personalauswahl geführt, an dessen Ende 1340 Opelaner lieber eine Abfindung nahmen als zu Segula zu wechseln. Der Deal zwischen der Opel-Mutter PSA und Segula ist abgeschlossen, der Entwicklungsdienstleister nennt nun große Teile des Rüsselsheimer Opel-Entwicklungszentrums sein Eigen. Dass es jetzt mit der Arbeit losgehen kann, verkündet Lange selbstbewusst: „Wir haben Wort gehalten. Wir können mit rund 750 Mitarbeitern starten, davon kommen 700 von Opel. Deutschland wird für Segula Kernland der Wachstumsstrategie.“ Er wirkt erleichtert.
Segula will im vierten Jahr este Gewinne erzielen
Der Opel-Betriebsrat kämpft seit Beginn an gegen den Wechsel der Opel-Mitarbeiter zu Segula, weil er deren Geschäftsmodell als nicht tragfähig erachtet und – Unterlagen eines Widerspruchs gegen die Versetzung eines Mitarbeiters zufolge – das Bestehen des neuen Rüsselsheimer Standortes über ein Geschäftsjahr hinaus als „sehr kritisch beurteilt“.
Das lässt Lange natürlich nicht gelten. „Die Arbeitsplätze sind langfristig sicher und die Auslastung am Standort ist mehr als gesichert“, sagte Lange dieser Zeitung. Im vierten Jahr werde Segula auf dem deutschen Automotive-Markt etabliert sein und erste Gewinne erzielen. Der Deutschlandchef verwies auf die 63 Projektaufträge von Opel und PSA, die den Standort nach seinen Worten „so gut auslasten, dass wir zunächst Unterstützung von Opel in Anspruch nehmen“.
Martin Lange ist Deutschlandchef des Entwicklungsdienstleisters Segula Technologies.
(Fotos: dpa)
Das Unternehmen hat laut Lange in Rüsselsheim von Opel Einrichtungen und Liegenschaften übernommen, die auf eine ursprünglich geplante Personalstärke von etwa 2000 Mitarbeiter ausgelegt waren. Weil weniger als vorgesehen wechselten, gibt es Lücken. Personalchef Udo Bekker will diese schließen und beziffert den aktuellen Mitarbeiterbedarf auf eine Zahl in dreistelliger Höhe. Nach Informationen dieser Zeitung plant das Unternehmen zunächst mit einer Zielgröße von 1.400 Mitarbeitern. Laut Bekker hat Segula für Rüsselsheim rund 700 externe Bewerbungen, von denen er zunächst 160 als „sehr interessant“ bezeichnet. Ein solcher Prozess brauche aber seine Zeit.
Wichtige Aufträge sollen demnächst unterschriftsreif sein
Auch danach soll der Personalbestand sukzessive ausgebaut werden. Voraussetzung: Segula muss hierzulande, wo der Konzern bislang kaum präsent ist, kräftig wachsen und entsprechend viele Aufträge an Land ziehen. Zumal die Orders von Opel und PSA über die genannten vier Jahre nach und nach abschmelzen. Dabei will man die übernommene Infrastruktur auf dem Opel-Stammsitz für andere Autofirmen öffnen. Laut Lange gibt es bei europäischen Herstellern, großen Zulieferern sowie asiatischen Importeuren großes Interesse, die Anlagen zu nutzen. Erste Aufträge seien demnächst unterschriftsreif.
Der Segula-Konzern ist weltweit ein großer Player unter den Entwicklungsdienstleistern – mit jährlichen Wachstumsraten von im Schnitt 20 Prozent, einem Umsatz von zuletzt 700 Millionen Euro und rund 12.000 Mitarbeitern in 28 Ländern. Das Umfeld gibt nach Ansicht von Lange die großen Wachstumspläne für die neue Zentrale in Rüsselsheim her: Deutschland werde mit rund einem Drittel global den größten Marktanteil für Ingenieurdienstleistungen verzeichnen. „Dieser soll bis 2023 auf ein Gesamtvolumen von mehr als 18 Milliarden Euro wachsen“, betonte Lange.