Natalie Jung hat sich dem An- und Verkauf von Europaletten verschrieben. Foto: Torsten Boor
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MAINZ - Natalie Jung ist mittlerweile Expertin darin, das eigene Unternehmen und die Familie unter einen Hut zu bringen. Die 39-Jährige betreibt den „Palettenservice Priert“ in Mainz-Hechtsheim, der Europaletten an-, verkauft und repariert sowie Brennholz vertreibt. Ihren heute sechsjährigen Sohn nahm sie mit ins Büro, bis er 14 Monate alt war. Danach betreute ihn eine Tagesmutter. „Manchmal hat er bei mir auf dem Arm geschlafen, während ich in der anderen Hand das Telefon hielt und Kunden betreute“, erzählt Jung, die 2015 heiratete und den Namen ihres Mannes annahm – die Firma läuft weiterhin unter ihrem Mädchennamen Priert. Mittlerweile lache sie über den Spagat zwischen Firma und Familie, aber damals sei das alles nicht so einfach gewesen. Sie sei dankbar für die Unterstützung von ihrem Mann und den Großeltern. Um bei all dem Stress nicht den Kopf zu verlieren, gehe sie viel in die Natur. „Mein Mann fährt dann Fahrrad, und ich jogge mit dem Hund hinterher. Auch das Spinning habe sie für sich entdeckt. Das Familienleben mit ihrem Mann und den zwei Kindern sei ihr sehr wichtig, sie wünsche sich sogar ein drittes Kind.
Dabei fing alles klein an: Die gelernte Bürokauffrau, die mit 17 Jahren mit ihren Eltern aus Kasachstan nach Wiesbaden zog, wollte schon mit 19 selbstständig werden. Mit 27 setzte sie ihren Plan in die Tat um. Von zuhause aus handelte sie mit Holzpellets aus dem Ausland, welche sie nach Deutschland, Schweiz, Italien oder Österreich weiterverkaufte. Sie selbst ergriff die Initiative, rief Firmen an und ging auf Messen, wo sie sich in einer Männerwelt wiederfand. Zu Beginn sei sie nicht ernstgenommen worden. „Die dachten, ich bin eine Sekretärin.“ Doch ihr Unternehmen wuchs: 2006 bekam sie die ersten Anfragen zu Europaletten, vier Jahre später war ihr Unternehmen so groß, dass sie ein Lager benötigte, welches sie in Hechtsheim mietete. „Ab da bekam ich dann auch mehr Selbstvertrauen“, sagt Jung. Heute beschäftigt sie fünf Mitarbeiter, repariert Paletten für große Discounter und berät Kunden, die Möbel aus Paletten herstellen möchten.
Als Ausgleich für die Männerwelt, in der sie arbeitet, hat die Unternehmerin den Versandhandel Gabolino ins Leben gerufen. Dort vertreibt sie unter anderem Kinderspielzeug und Kinderkleidung. „Ein zweites Standbein muss der Shop aber nicht werden“, sagt Jung.
Für die Zukunft möchte sie das Geschäft mit den Möbeln aus Paletten ausbauen. „Wir hatten schon Anfragen für beispielsweise 200 Stühle“, erzählt sie. „Aber das war damals viel zu groß für uns.“ Interesse seitens der Kunden sei also da. „Ich habe selbst Gartenmöbel aus Paletten.“ Finanzieren tue sich die Firma aber über den An- und Verkauf von Europaletten.