WIESBADEN - Autos. Sie sind sein Steckenpferd. Das merkt man Karl Rolf Muth direkt an. So verliert sich ein Gespräch auch schnell in eine Fachsimpelei über rare Oldtimer, gefragte Youngtimer und andere Kostbarkeiten auf vier Rädern. Das erste Auto des Wiesbadeners war ein VW Bus T1, Modell „Samba“ mit 23 Fenstern. Gut erhalten bringt der Bus mittlerweile sechsstellige Beträge. Muth investierte seinerzeit 900 D-Mark.
Und so fing alles an. Schon als Abiturient handelte Muth mit Autos. Auch ein Jurastudium konnte ihn nicht von seiner Faszination abbringen. Zunächst handelte der öffentlich bestellte und vereidigte Auktionator mit Antiquitäten. Bis ein Kunde kam, der gerne einmal ein Auto versteigern wollte. „Wenn ich das mit Möbeln kann, kann ich das auch mit Autos“, war sich Muth sicher. Im ehemaligen Opelhaus am Wiesbadener Bahnhof startete der 68-Jährige dann seine ersten Auktionen.
Nach und nach wurde Muth von größeren Händlern angesprochen, ob er nicht auch Auktionen für sie organisieren könnte und seit 2001 plant Muth nur noch Versteigerungen für Händler. Ausgenommen ist die Oldtimersparte Classicbid. Hier dürfen weiterhin Privatpersonen mitsteigern. Ausgestellt sind viele der Raritäten in einer großen Halle in Grolsheim bei Bingen. Das ist aber nicht das Kerngeschäft. Der große Umsatzbringer ist und bleibt das Geschäft mit den Versteigerungen für Händler.
In seinem Online-Auktionshaus versteigert Muth Mengen an Pkw, dass es einem schwindlig wird. Muth knallt ein dickes Buch auf den Tisch. Es könnte sich um das Telefonbuch einer deutschen Großstadt handeln, aber es ist der Auktionskatalog einer Sammelauktion. Der Auftrag kommt von Audi. 5000 Autos, geschnürt zu vielen kleinen Paketen. Manchmal sind es 30, 50 oder 70 Autos. Je nach Bedarf der Händler. 120 Millionen Euro Warenvolumen. An einem Tag. „So etwas kommt aber nur zweimal im Jahr vor“, sagt Muth. In einem Jahr kommen um die 120 000 Autos unter den Hammer. Davon gehen rund 20 Prozent ins Ausland – überwiegend nach Osteuropa. Fast alle großen Marken hat Muth im Angebot. Darunter auch sogenannte Exklusivauktionen von Sportwagenherstellern wie Lamborghini oder dem Mercedes-Veredler AMG. 250 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten in Deutschland und Polen hat das Unternehmen mittlerweile, darunter fünf Auszubildende. Wir brauchen alleine 30 Angestellte, die sich um unsere Internetseite kümmern und darauf achten, dass die Auktionen reibungslos ablaufen“, erklärt der Unternehmer.