Ein Roboter, der auf Worte und Gesten reagieren kann – die Digitalisierung krempelt die Gewohnheiten des Arbeits- und Wirtschaftslebens um. Foto: dpa
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MAINZ - Uber, das größte Taxiunternehmen der Welt, besitzt keine Autos. Und Facebook, das größte aller Medienunternehmen, beschäftigt keine Redakteure. Die Digitalisierung krempelt die Gewohnheiten des Arbeits- und Wirtschaftslebens um. Und Deutschland spielt allenfalls eine Nebenrolle. Das findet zumindest der US-Publizist Tim Cole. „Ich habe das Gefühl, dass Deutschland digital zurückfällt“, mahnte der Buchautor und Blogger bei einem Kongress der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (Zirp) in der Mainzer Hochschule. Moderator war Friedrich Roeingh, Chefredakteur dieser Zeitung.
Statt der „German Angst“ brauche es „mehr Mut“, hielt Cole fest. Drei Megatrends würden die digitale Transformation ausmachen: Die Digitalisierung („ein alter Hut“) verschärft das Tempo der Umwälzungen. Die Vernetzung ist in den Augen des Wahl-Österreichers hierzulande noch stark unterentwickelt, stattdessen gebe es eine Fülle Insellösungen. Trend drei, die Mobilität, ist in Form der Smartphones schon bei der großen Mehrzahl der Bürger angekommen – aber nicht in der Arbeitswelt. „Smart Factories“ gebe es lediglich an Universitäten, Heimarbeit sei bei den meisten Unternehmen nicht möglich.
Damit verspiele die hiesige Wirtschaft ihre Zukunftsperspektiven. Denn die nachwachsenden Arbeitnehmer verlangen Flexibilität, nicht nur bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. So wie einzelne Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte zurückfielen, so falle der Standort Deutschland insgesamt zurück, denn viele globale Mitbewerber seien deutlich weiter. Automation, Qualifikation und Zuwanderung brauche es, um dem demografischen Wandel zu begegnen. Und es brauche ein Regelwerk, das die digitale Transformation lenkt.
Den „rechtsfreien Raum“ des Internets vergleicht Cole mit dem Wilden Westen. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir darin stecken bleiben“, hielt Cole fest. Die Zivilisierung werde nicht ohne eine Revolution von unten vonstatten gehen.
„Ich habe noch niemals eine Entwicklung erlebt, die eine solche Dynamik an den Tag legt“, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Die erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0 ist für Bundes-Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries ein „ganz zentraler Faktor für unsere künftige Wettbewerbsfähigkeit“. Dreyer verwies auf das Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0 in Kaiserslautern und das Kompetenzzentrum 4.0 für Handwerk in Koblenz, die den Mittelstand bei der Digitalisierung begleiten. „4.0 – vielleicht glaubt ihr, dass ihr weiter seid, weil ihr weiter zählt“, spottete Cole, „aber das ist nicht wahr.“