Franziska Ruflair hat ihr Hobby Zeichnen zum Beruf gemacht. Foto: Gabi Rückert
( Foto: Gabi Rückert)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MAINZ - „Sobald ich morgens aufgestanden bin, habe ich eigentlich immer einen Stift in der Hand“, sagt Franziska Ruflair. Das Schöne sei, dass sie ihr Hobby zum Beruf und wiederum gleichzeitig zum Hobby gemacht hat. Die Kreative zeichnet den ganzen Tag – beruflich und als Hobby. Denn die 27-Jährige ist Spezialistin auf dem Gebiet „Graphic Recording“. Das ist eine visuelle Art der Protokollführung für Meetings, Konferenzen, Workshops oder Vorträge. In Bildern und Schrift werden Kernbotschaften, O-Töne und Inhalte live vor den Augen der Teilnehmer festgehalten – ganz und gar interaktiv. Es ist sozusagen Denken und Zusammenfassen mit dem Stift in Form von visuellen Notizen.
Die Kommunikationsdesignerin steht beispielsweise bei dem Festakt zum 30-jährigen Bestehen der rheinland-pfälzischen Landesvertretung in Brüssel neben Ministerpräsidentin Malu Dreyer und zeichnet die Rede auf einem zuvor weißen Flip-Chart mit. „Graphic Recording kommt aus der Unternehmensberatung und ist in den USA bereits seit Jahrzehnten etabliert. Hier entwickelt sich diese Form der Dokumentation gerade zu einem Trend. Wichtig ist, dass man sehr schnell zeichnen kann, strukturiert arbeitet und den Überblick auch bei komplexen Themen behält“, sagt Ruflair, die mit der Technik eine kleine Nische besetzt.
Gelernt hat sie „Graphic Recording“ in einem Workshop nach ihrem regulären Studium, weil sie dieses Gebiet fasziniert. Schließlich kann Franziska Ruflair nicht ohne Stift leben. Das war eigentlich schon von klein auf so: „Meine Mutter sagte, mit mir konnte man schon sehr gut in gehobene Restaurants gehen, als ich zwei Jahre war. Wichtig war nur, dass ich Blätter und Stifte bekam.“
Auch während des Studiums steht bei Franziska Ruflair Kommunikation im Mittelpunkt, und zwar durch Comics. Ihre Bachelorarbeit, ein Comicbuch mit dem Titel „Ein Tag ohne Gestern“, gehört zu den ausgezeichneten Finalisten der Berthold Leibinger Stiftung. Die Mainzerin arbeitet seit zwei Jahren selbstständig sowohl für Unternehmen als auch für öffentliche Träger wie beispielsweise das hessische Kultusministerium: „Die Ergebnisse aus Workshops oder Veranstaltungen lassen sich mit der „Graphic Recording“ Methode griffiger und bildlicher zusammenfassen. Der Mensch ist eben ein visuelles Wesen“, lacht die fröhliche junge Frau.
Wer einmal miterleben möchte, wie die schnellen Zeichnungen der Kommunikationsdesignerin entstehen, hat dazu die Möglichkeit bei der Vortragsreihe des Mainzer Frauenzentrums „Wie kann das?“ Sämtliche Veranstaltungen fasst die Kommunikatorin live und in Echtzeit auf Papier zusammen. „Häufig erlebe ich, dass selbst in Pausen oder nach einer Veranstaltung die Kunden weiter über die Ideen sprechen und nachdenken.“ Geeignet sei die Methode vor allem für Unternehmen oder Institutionen, die neue Lösungen und Visionen entwickeln wollen. Damit dies in Zukunft auf einer weiteren Ebenen klappt, absolviert die Kommunikationsdesignerin ab September eine Ausbildung zum systemischen Coach.
Weiterbildung gehört bei der jungen Unternehmerin einfach dazu. Weil ihr Beruf auch gleichzeitig das Hobby von Franziska Ruflair ist, zeichnet sie in ihrer Freizeit an ihrem ersten Buch – selbstverständlich einem Comic.