INGELHEIM: Neuer Bioscientia-Chef Oliver Harzer sucht nach Synergien
INGELHEIM. Knapp acht Monate ist es her, dass Bioscientia-Chef Markus Nauck aus dem Leben gerissen wurde. Der Schock saß auch im Ingelheimer Großlabor tief. Jetzt ist ein Nachfolger gefungen: Seit 1. Oktober steht Oliver Harzer als CEO an der Spitze des Unternehmens, das zu den führenden Laboren in Europa gehört.
Von Ralf Heidenreich
Leiter Redaktion Wirtschaft
Oliver Harzer Foto: Harald Kaster
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INGELHEIM - Knapp acht Monate ist es her, dass Bioscientia-Chef Markus Nauck aus dem Leben gerissen wurde. Zuhause beim Sport. Der Schock saß auch im Ingelheimer Großlabor tief. Man musste das erst einmal verdauen, sich sortieren – und einen Nachfolger finden. Das ist jetzt geschafft: Seit 1. Oktober steht Oliver Harzer als CEO an der Spitze des Unternehmens, das zu den führenden Laboren in Europa gehört. Gemeinsam mit Eberhard Baumann führt er nun die Geschäfte.
Umsatz und Mitarbeiterzahl wachsen kontinuierlich
„Es ist ein bisschen wie nach Hause-Kommen“, sagt Harzer. Denn der promovierte Mediziner absolvierte von Oktober 1998 bis Ende 2002 bei Bioscientia seine Weiterbildung zum Laborfacharzt. Nach verschiedenen Stationen wurde der heute 50-Jährige Chef beim Wettbewerber Labco Germany. Doch die Wege kreuzten sich wieder: 2013 wurde Labco vom australischen Labor-Giganten Sonic übernommen - und damit zu einem (zu Labdiagnostik Germany umfirmierten) Schwesterunternehmen von Bioscientia. Denn die Ingelheimer waren bereits 2007 von Sonic gekauft worden.
Die Geschäfte laufen gut bei Bioscientia. Der Umsatz durchbrach zuletzt die Marke von 200 Millionen Euro, jedes Jahr werden den Angaben zufolge im Schnitt 30 bis 40 neue Mitarbeiter eingestellt. Das neue Großlabor, in das ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag geflossen ist, hat bereits seine Arbeit aufgenommen, weitere Projekte folgen. So steckt man viel Geld in den Ausbau der Mikrobiologie und humangentechnischer Laboranalysen, um Proben zum Beispiel auf Tuberkulose oder mögliche Gendefekte zu untersuchen. Die Ingelheimer gehören bei mikrobiologischen Laboranalysen zu den führenden Anbietern. „Eine Anlage unserer Größe steht nur in drei Laboren weltweit“, so Baumann. Die Spezialisierung ist für Bioscientia wichtig, bietet sie doch neben der breiten Basisanalyse für Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte im schwierigen Gesundheitssystem weitere und notwendige Ertragsquellen.
Oliver Harzer Foto: Harald Kaster Foto: Harald Kaster
Eberhard Baumann Foto: Harald Kaster Foto: Harald Kaster
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Harzer führt die beiden Schwesterunternehmen in Personalunion, bei Labdiagnostik steht ihm Frank Exner als weiterer Geschäftsführer zur Seite. Der Schwerpunkt seiner Arbeit soll künftig jedoch bei Bioscientia liegen. „Ich habe zwar auch weiterhin bei Labdiagnostik den Hut auf, aber werde mich immer stärker um Bioscientia kümmern“, sagt Harzer.
Als Chef beider Labore will er insbesondere auch nach Synergien und Kooperationsmöglichkeiten Ausschau halten. „Denn eines steht fest: In unserem Gesundheitssystem bekommen die Labore immer weniger für ihre Analysen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen. Und irgendwann ist man bei der Effizienz am Ende“, so Harzer. „Wir müssen schlanker werden, unsere Arbeit einfacher und schneller verfügbar machen und dabei die Qualität weiter hochhalten“, ergänzt Baumann. Jetzt gehe es darum, das Beste aus beiden Unternehmen zu nutzen.
HISTORIE
Bioscientia startete 1970 als Tochter von Boehringer Ingelheim mit zehn Mitarbeitern. 1995 übernahm Professor Bernd Heicke das Unternehmen in einem Management-Buy-out – und verkaufte es 2007 an den australischen Labor-Giganten Sonic. Heute ist Bioscientia eines der führenden Labore in Europa und beschäftigt bundesweit an 18 Standorten knapp 1600 Mitarbeiter, davon rund 650 am Unternehmenssitz in Ingelheim.
Kooperationsfelder sehen Harzer und Baumann beispielsweise in der internen Logistik. „Wir fahren jede Hausarztpraxis zum Beispiel im Hunsrück an. So kommen 80 000 bis 90 000 Kilometer zusammen – am Tag“, erläutert Baumann. Potenzielle Kooperationsfelder sieht man aber auch im Vertrieb, im Marketing oder in der IT. Ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen sei im Moment kein Thema.