Industrie- und Handelskammern in Rheinland-Pfalz sehen gute Karrierechancen mit Ausbildung
Von Torben Schröder
Mit Bewegung Geld verdienen: Sport- und Fitnesskaufleute dürften bei alternder Bevölkerung gefragt sein. Foto: dpa
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MAINZ - 40 Messeauftritte, Elternabende mit 1500 Teilnehmern, Direktkontakte zu 15 000 Schülern und 1000 Besucher pro Tag auf der Facebookseite – die rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern bewerten ihre Ausbildungskampagne „Durchstarter.de“ ein Jahr nach dem Startschuss als Erfolg. „In den Köpfen vieler Jugendlicher und auch Eltern hat eine Ausbildung leider häufig nicht den Stellenwert, den sie verdient“, sagt IHK-Sprecher Arne Rössel. Dabei seien die Aufstiegs- und Karrierewege nach einer dualen Ausbildung noch nie so gut gewesen wie heute.
Ziel der Kampagne ist, zielgruppengerecht über die duale Ausbildung aufzuklären. Dabei helfen 40 Azubi-Blogger mit, die möglichst authentisch und unverstellt über ihre Erfahrungen berichten und dabei auch gängigen Klischees entgegen wirken sollen. Einen WhatsApp-Newsletter und eine Präsenz auf Youtube gibt es ebenfalls. „Wir wollen die Ausbildung als Plan A etablieren“, berichtet Projektleiterin Sabine Mesletzky. „Die duale Ausbildung bietet jungen Leuten alle Möglichkeiten“, hält Ministerpräsidentin Malu Dreyer fest. Leitlinie der Landesregierung sei, dass duale Ausbildung und akademisches Studium gleichwertig sind.
„Die Betriebe suchen die Auszubildenden nicht mehr aus, sie werden ausgesucht“, betont Rössel. Die Ausbildungsbetriebe müssen sich „komplett anders aufstellen, das hat noch längst nicht jeder begriffen“. Nur einen „kleinen Teil der Problemlösung“ könne die Zuwanderung ausmachen. Verbessern müsse sich der Übergang von der Schule in die Ausbildung. Aktuell befinden sich im schulischen Übergangssystem in Rheinland-Pfalz 14 000 Jugendliche, die den Lehrbetrieben fehlen. 70 Prozent von ihnen haben sich noch nie beworben. „Nur selten macht ein weiterführender Schulbesuch Sinn“, unterstreicht der IHK-Sprecher. Dreyer pflichtet bei: Das Übergangssystem stamme aus Zeiten, in denen es weit mehr Schüler als Lehrstellen gab. Politisches Ziel sei, es „zurückzuführen“.
Vergleicht man die Jahre 2000 und 2015, liegen die Zahlen der Auszubildenden in Rheinland-Pfalz bei den 160 Lehrberufen im IHK-Bereich konstant bei 37 000. Im Handwerk hat sich die Zahl der Lehrlinge im selben Zeitraum von 30 000 auf 20 000 reduziert. Doch schon jedes dritte IHK-Unternehmen gibt an, nicht alle Ausbildungsplätze besetzen zu können. 2010 gab es deutschlandweit 850 unbesetzte Stellen und 500 nicht versorgte Bewerber, 2016 waren es schon 2300 offene Stellen und 750 unversorgte Bewerber. 2002 gab es in Rheinland-Pfalz noch knapp 18000 Studenten und 27 500 Azubis, aktuell sind es 23 000 Hochschüler und 26 000 Lehrlinge. „2030 fehlen uns 104 000 beruflich qualifizierte Menschen – und 11 000 akademisch qualifizierte“, verdeutlicht Michael Böffel, Sprecher des IHK-Kompetenzteams Ausbildung. Mit anderen Worten: Wer sich für eine Lehre entscheidet, hat gute Chancen, künftig Marktnischen zu besetzen.