IHK-Konjunkturumfrage: Rheinland-pfälzische Unternehmen können sich bessere Lage kaum vorstellen
Von Torben Schröder
In der freien Marktwirtschaft gibt es nie nur Gewinner: In der Bauwirtschaft reden derzeit allerdings nur drei Prozent der Firmen davon, dass ihre Lage nicht so besonders wäre. Archivfoto: dpa
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MAINZ - Die rheinland-pfälzischen Unternehmen aus Industrie und Handel sind so zufrieden wie nie mit ihrer Geschäftslage. Der von der Arbeitsgemeinschaft der vier regionalen Industrie- und Handelskammern per Umfrage ermittelte Konjunkturklimaindex kletterte gegenüber dem Frühsommer von 122 auf 125 Punkte. Bei der Beurteilung der Geschäftslage lag der Saldo aus Positiv- und Negativantworten bei 42 Punkten und damit laut IHK-Sprecher Arne Rössel auf einem Höchststand. Der Erwartungssaldo ging von 15 auf 11 Punkte zurück, was darauf hindeutet, dass sich viele Unternehmer eine bessere Situation kaum noch vorstellen können. „Der Arbeitsmarkt wird sich robust weiterentwickeln“, sagt Rössel daher voraus.
Allerdings gibt es Risikofaktoren. Fast jedes zweite Unternehmen macht sich über den Fachkräftemangel Sorgen, der Inlandsabsatz und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen treiben je 38 Prozent der Befragten um, jeder Dritte sorgt sich um Arbeitskosten sowie die Energie- und Rohstoffpreise. Im Handel herrscht überdurchschnittliche Skepsis. Doch „die Anzeichen einer Abkühlung in einzelnen Teilbereichen werden durch die Binnennachfrage kompensiert“, betont Rössel. Das Konjunkturklima scheine sich auch immer weniger durch „externe Schocks“ beeinflussen zu lassen.
Blickt man auf die Details, wird deutlich, dass die bei den IHK-Umfragen genutzte Saldenbildung bei lang anhaltenden Boomphasen an die Grenzen der Aussagekraft stößt. So äußern 21 Prozent der Industrieunternehmer die Erwartung, ihr Geschäft werde sich gut oder besser entwickeln. Elf Prozent erwarten eine Verschlechterung, 68 Prozent gehen vom gleichbleibenden (hohen) Niveau aus. Macht einen eher moderaten Saldo von elf Punkten, obwohl nur jeder Zehnte für seinen Betrieb mit einem Abschwung rechnet. Nur sieben Prozent der Industrieunternehmer beurteilen die Lage schlecht. Im Baugewerbe reden drei Prozent von einer schlechten Lage und elf Prozent von Negativ-Erwartungen, im Handel sind es elf und zwölf, bei den Dienstleistern sechs und elf Prozent. In der freien Marktwirtschaft wird nie jeder zu den Gewinnern zählen, insofern sind geringere Werte kaum denkbar. „Der Aufschwung gewinnt an Breite“, hält der wirtschaftspolitische Sprecher Robert Lippmann folglich fest.
Eine Politik der ruhigen Hand attestiert die IHK der rheinland-pfälzischen Ampel-Koalition. Die Übernahme des Wirtschaftsministeriums durch die FDP war in der Wirtschaft vielerorts begrüßt worden. Eine „starke liberale Handschrift“ sei gleichwohl, so Rössel, noch nicht auszumachen. Man stelle allerdings ein größeres Verständnis für Unternehmensfragen fest. Auf den Bund geblickt, fordert der Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft größere Budgets für den Ausbau von Glasfaser-Internetleitungen speziell für den ländlichen Raum.