MAINZ - Den Bausparkassen setzt das extrem niedrige Zinsniveau bereits geraume Zeit schwer zu. Die Anbieter forcieren daher verstärkt die Geschäfte mit Baudarlehen und Geldanlage. So verfährt auch die Bausparkasse Mainz (BKM). Der kleine, aber traditionsreiche Anbieter geht damit betont offensiv um – und bezeichnet sich selbst nun auch als „Spezialbank für Baufinanzierungen und Geldanlage“. Ein Novum.
„Wir wollen das Bauspargeschäft aber nicht herunterfahren, sondern unseren Marktanteil weiter steigern“, betonte Vorstandssprecher Bernd Dedert im Gespräch mit dieser Zeitung. Dennoch ging bei der BMK das Bauspar-Neugeschäft 2016 deutlich zurück – und zwar um 8,5 Prozent auf 833 Millionen Euro. Da nach Informationen dieser Zeitung die Branche insgesamt aber noch ein wesentlich stärkeres Minus verbuchte, konnte der Mainzer Anbieter seit 2012 den Marktanteil von 0,9 weiter auf 1,4 Prozent steigern.
Im Baufinanzierungs-Neugeschäft konnte die BKM laut Dedert 2016 mit 369 Millionen Euro „das hohe Niveau der Vorjahre halten“ – trotz der Rückgänge im Gesamtmarkt, die seiner Ansicht nach Ergebnis der neuen Wohnimmobilienkreditrichtline sind. Der Vorstand geht jedenfalls davon aus, dass der Anteil der Baufinanzierungen weiter steigen wird, „weil wir auch hier richtig Gas geben“.
Die eigenen vier Wände sind heiß begehrt. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach Baufinanzierungen. Archivfoto: dpa Foto:
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Folge: Von den 1,76 Milliarden Euro an Baudarlehen, die in der BKM-Bilanz 2016 stehen, entfallen nur 143 Millionen Euro auf Bausparkredit. Beim Rest handele es sich im Wesentlichen um Hypothekendarlehen, so Dedert. Ähnlich sieht es bei den Einlagen aus. Bei der BKM kamen die Bauspareinlagen 2016 auf 705 Millionen Euro, die Einlagen abseits des Bauspargeschäfts (Tages- und Festgeld, Sparbriefe, Auszahlpläne) aber auf rund eine Milliarde Euro.
Die Neujustierung der BKM als „Spezialbank“ möglich gemacht hat eine Novelle des Bausparkassengesetzes 2015. Sie erlaubt den Bausparkassen nicht nur mehr Darlehensgeschäft, sondern auch erstmals die Ausgabe von Pfandbriefen. „Nach der Novelle haben wir sofort beschlossen, dieses Instrument zur Refinanzierung zu nutzen“, so Dedert. In den kommenden Monaten erwartet er die Genehmigung der Finanzaufsicht Bafin.
PFANDBRIEFE
Pfandbriefe sind Schuldverschreibungen einer Bank, die durch Pfandrechte an Immobilien besichert sind und zur Refinanzierung genutzt werden. Sie gehören zu den festverzinslichen Wertpapieren, die ausschließlich von Kreditinstituten mit Pfandbrieferlaubnis, sogenannten „Hypothekenbanken“, angeboten werden dürfen.
Der Pfandbrief zeichnet sich dadurch aus, dass die emittierende Bank mindestens so viele Grundpfandrechte an Immobilien besitzen muss wie sie Pfandbriefe ausgibt.
Sanierungsprogramm lässt Jahresüberschuss steigen
Hat das Bausparen bei anhaltend niedrigem Zinsniveau überhaupt noch Zukunft? Eindeutig ja, findet Dedert. Denn die Grundidee bleibe weiterhin attraktiv. „Nicht nur auf Darlehen zu setzen, sondern auch Eigenkapital anzusparen, schafft langfristig Zinssicherheit und stabilisiert den Immobilienmarkt.“ Und möglicherweise bessert sich die Zinssituation ja bald. Finanzinstitute erstellen grundsätzlich zwar zurückhaltende Prognosen, weshalb der BKM-Vorstand bis 2021 auch nicht mit steigenden Zinsen plant. Aber persönlich sehe er durchaus die Möglichkeit, „dass das Zinsniveau bald vom Bodensatz abhebt“.
Auf der Ertragsseite trug das nun abgeschlossene Sanierungsprogramm „BKM 2020“ auch 2016 Früchte. Der Jahresüberschuss nach Steuern kletterte gegenüber dem Vorjahr von 1,45 auf 1,51 Millionen Euro; die Kernkapitalquote stieg auf 12,7 Prozent. Die Beschäftigtenzahl sank seit Ende 2014 von rund 250 auf 215. Die Zahl der unabhängigen Handelsvertreter im Außendienst blieb mit 509 unverändert.