Eine Neuauflage der Fachkräftestrategie soll dafür sorgen, dass es in Rheinland-Pfalz künftig genügend Fachkräfte gibt. Die Teilnehmer des so genannten Ovalen Tischs...
MAINZ. Eine Neuauflage der Fachkräftestrategie soll dafür sorgen, dass es in Rheinland-Pfalz künftig genügend Fachkräfte gibt. Die Teilnehmer des so genannten Ovalen Tischs unterzeichneten in Mainz am Donnerstag eine entsprechende Vereinbarung, die für die Jahre 2018 bis 2021 gilt. Der Ovale Tisch ist ein Gremium aus Landesregierung, Arbeitsagentur, Kammern, Verbänden und Gewerkschaften. Die erste Fachkräftestrategie des Landes startete 2014 und endet dieses Jahr.
Weiterbildungsangebote und Jugendberufsagenturen
Das neue Konzept sieht mehr als 100 Einzelmaßnahmen vor. Darunter sind Weiterbildungsangebote und Nachqualifizierungen, Willkommenszentren für ausländische Fachkräfte und spezielle Jugendberufsagenturen. Außerdem soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden, damit zum Beispiel mehr Frauen erwerbstätig werden. „Wir müssen darüber hinaus auch jene ansprechen, die ihr Potenzial noch nicht voll entfaltet haben“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer unter Verweis etwa auf Menschen, die bereits längere Zeit keinen Job haben, auf Ältere, gesundheitlich Eingeschränkte oder Flüchtlinge. Wegen des dramatischen Wandels der Arbeitswelt „müssen wir auch mehr dafür tun, dass die Beschäftigten über ihr ganzes Erwerbsleben hinweg gesund und gut qualifiziert bleiben können“, so Dreyer.
Jugendliche bilden eine entscheidende Zielgruppe der Strategie. „Berufsorientierung muss frühzeitig erfolgen. Nur so ist die Weichenstellung für eine gelungene Berufswahl möglich“, sagte Heidrun Schulz, die Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz/Saarland der Agentur für Arbeit. Ein Kernziel des Konzepts ist es daher, den Übergang von der Schule in den Beruf stetig zu verbessern – zum Beispiel mit verbindlichen Tagen der Berufs- und Studienorientierung an Schulen. Zudem soll die Zahl der Schüler, die ohne Abschluss gehen, weiter gesenkt werden.
Dazu gibt es das Projekt „Kein(r) ohne Ausbildung“, bei dem bereits rund 150 Schulen im Land mitmachen. Laut Dreyer sollen weitere 78 folgen. Im Schuljahr 2016/2017 schafften den Angaben zufolge 81 Prozent der Projektteilnehmer doch noch ihren Abschluss, davon starteten rund 90 Prozent direkt im Anschluss eine Ausbildung oder eine weitere schulische Qualifizierung.
Dietmar Muscheid, Chef des DGB Rheinland-Pfalz, hält das Fachkräftepotenzial im Land für groß. Das zeige sich an den mehr als 70 000 Menschen zwischen 20 und 29 Jahren ohne Ausbildung. „Dass die Landesregierung dort ansetzen möchte, wo Potenziale verschenkt werden, begrüßen wir ausdrücklich“ so Muscheid. Auch Gerhard F. Braun, der Präsident der Landesvereinigung der Unternehmerverbände, betonte, wie wichtig es sei, die Berufsorientierung weiter auszubauen. „Der Anteil der Studienabbrecher beläuft sich auf 30 Prozent. Das können wir uns nicht erlauben“, so Braun. Er sei zuversichtlich, „dass wir mit mehr Orientierung dem entgegenwirken können“.