Autos mehr als ein Wegwerfprodukt

Können das Schrauben nicht lassen: Wolfgang Schneider (links) und Beda von den Driesch.Foto: Christine Tscherner  Foto: Christine Tscherner

Zwölf Jahre lebten sie in verschiedenen Wohngemeinschaften zusammen, gründeten dann eine gemeinsame Autowerkstatt. Beda von den Driesch und Wolfgang Schneider (beide 61)...

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BUDENHEIM. Zwölf Jahre lebten sie in verschiedenen Wohngemeinschaften zusammen, gründeten dann eine gemeinsame Autowerkstatt. Beda von den Driesch und Wolfgang Schneider (beide 61) wirken wie ein eingespieltes Ehepaar. In ihrer Autowerkstatt „AlleAutos“ werfen der Ingenieur und der Meister ihre jahrzehntelange Technik-Erfahrung in den Ring. „Gelenkter Zufall“, nennen sie die Entscheidung zum Unternehmertum 1985. Hätte nicht die Begeisterung fürs Mopedfahren die beiden vor 44 Jahren am Mainzer Bahnhofsvorplatz ins Gespräch gebracht und hätten Freunde ihnen nicht das Schrauben an ihren Studentenautos zugetraut, so wäre die Werkstattidee nie geboren worden.

„Wir sind Überzeugungstäter, die sich immer das ganze Auto für ihr Urteil anschauen“, sagt Wolfgang Scheider. Fast immer sei es wirtschaftlich sinnvoll, das vorhandene Fahrzeug konsequent zu pflegen. Bei „artgerechter Haltung“ seien über 200 000 Kilometer auf dem Tacho kein Grund, nervös zu werden. Als Beweis reicht der Blick auf ihre „Hall of Fame“. Das sind Kundenwagen, die bei 200 000 Kilometern Laufleistung beginnen und bei einem Einser-Golf mit unglaublichen 693 000 Kilometern enden.

„Ökologisch ist es ziemlicher Quatsch, alle drei Jahre ein neues Auto zu kaufen“, sagt Beda von den Driesch. Diese Philosophie lässt die Werkstatt-Gründer nicht reich werden. „Aber wir leben unser Faible“, sagt Kollege Schneider. Und Kunden wissen die ganzheitliche Analyse zu schätzen. Das Duo wirkt zufrieden. Als Meisterbetrieb der Kfz-Innung ist „AlleAutos“ nicht auf Altwagen beschränkt. Reparieren, inspizieren, beraten und helfen spricht längst einen Kundenkreis über Budenheim hinaus an.

Beda von den Driesch, der Berater und Kundenbetreuer, ist verheiratet, wohnt in Langenlonsheim und liebt Offroad-Touren. Früher zu Fuß durch die Pyrenäen, später mit dem geländegängigen Wohnmobil durch Kasachstan oder Nordafrika – das sind seine Auszeiten. In einem Szene-Forum engagiert sich der Experte als Technikmoderator oder „Erklär-Bär“, wie er es nennt.

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Wolfgang Schneider ist „der Meister“. Neben Autos und Reisen spielt Musik für ihn eine zentrale Rolle. Er ist Schlagzeuger einer Band, mit einer Heilpraktikerin verheiratet, ebenfalls wohnmobilverliebt und Motorrad-Fan.

„Motor kaputt, Getriebe im Eimer? Bei unseren Kunden absolute Raritäten.“ Das macht die Firmenchefs stolz. Schmerzhaft könne es werden, wenn erst einmal der Reparaturstau vergangener Jahre behoben werden muss. Aber es spricht für ihre abgelegene freie Werkstatt, dass von der rund 1700 Namen umfassenden Kundenkartei etwa die Hälfte jedes Jahr vorbeikommt. Zur artgerechten Haltung und Pflege.