Deutschlands führende Auskunftei wird häufig als undurchsichtig kritisiert. Nun ermöglicht die Schufa mit einem Internet-Simulator die Berechnung der eigenen Kreditwürdigkeit.
WIESBADEN. Wer einen Handyvertrag abschließt, im Internet bestellt oder ein Darlehen abschließt, wird in der Regel mithilfe der Wiesbadener Schufa auf seine Kreditwürdigkeit geprüft. Ohne positiven Schufa-Eintrag kommt selten ein Vertrag zustande. Nach Kritik an der schwer zu durchschauenden Bewertung startet Deutschlands führende Auskunftei eine Transparenzoffensive: Verbraucher können ab sofort mit einem Simulator im Internet ihre eigene Einstufung abschätzen und nachvollziehen.
Wozu dient die Schufa-Einstufung?
Die Schufa verfügt über Zahlungsdaten von etwa sechs Millionen Unternehmen und 68 Millionen Verbrauchern in Deutschland. Auf dieser Grundlage wird mithilfe eines sogenannten Score-Werts die Frage beantwortet, mit welcher Wahrscheinlichkeit potenzielle Kunden Zahlungen künftig leisten können. Täglich beantwortet die Schufa etwa 300.000 Anfragen von Mobilfunkunternehmen, Onlinehändlern, Energieversorgern und Kreditinstituten, die der Schufa gleichzeitig Zahlungsdaten ihrer Kunden liefern.
Warum startet die Schufa einen Score-Simulator?
Die Auskunftei wird häufig als "Black Box" kritisiert, die ihre Bewertungsgrundlagen nicht offenlegt. "Der Simulator ist ein Meilenstein auf dem Weg zu mehr Transparenz", berichtet Schufa-Vorstandschefin Tanja Birkholz in Wiesbaden. Damit werde das Scoring-Prinzip erstmals für Betroffene nachvollziehbar.
Wie funktioniert der Simulator?
In sieben Schritten werden Daten zu Girokonten, Kreditkarten, Ratenkredite, Immobilienkredite, Online-Käufe auf Rechnung, Umzüge und Zahlungsausfälle im Internet abgefragt. Verbraucher können 1800 verschiedene Kombinationen der sieben wichtigsten Faktoren, die die Kreditwürdigkeit beeinflussen, ausprobieren. Daraus ergibt sich als Ergebnis ein simulierter Score-Wert, der dem tatsächlichen Schufa-Score ziemlich nahekommt. Beim echten Score werden noch mehr Daten abgefragt. Die im Simulator eingegebenen Daten sieht nur der Nutzer, nicht die Schufa. Gespeichert werden diese Daten nicht.
Welche Score-Klassen gibt es?
Die Score-Werte reichen von Null bis 99,9 Prozent. Je höher der Wert, umso wahrscheinlicher ist die Rückzahlung eines Kredits. Wer ein Darlehen nicht zurückgezahlt oder Rechnungen nach mehrfacher Mahnung nicht bezahlt hat, wird als "ungenügend" klassifiziert. Darunter fallen etwa 8,9 Prozent der Personen, über die Daten vorliegen. Je nach Risikoneigung und zusätzlichen Informationen des Kunden kann eine Bank trotzdem einen Kredit zusagen. "Die Schufa fällt keine Kreditentscheidungen", betont Vorstandschefin Birkholz.
Wie kann der Score verbessert werden?
Je mehr kreditrelevante Daten vorliegen, umso genauer kann die Ausfallwahrscheinlichkeit berechnet werden. Je älter beispielsweise ein Girokonto oder eine Kreditkarte ist, desto besser fällt der Score aus. Denn damit wurde die Zuverlässigkeit des Kontoinhabers bewiesen. Bei jedem Kreditabschluss verschlechtert sich dagegen zunächst kurzfristig der Score etwas, da ein neues Risiko hinzukommt. Auch viele Ratenkredite verschlechtern den Score. Die Statistik zeigt auch: Wer häufig auf Rechnung einkauft, hat mehr Zahlungsausfälle. Das gilt auch für häufige Umzüge. In beiden Fällen fällt der Score mieser aus.
Legt die Schufa alle Karten auf den Tisch?
Nein, die Formel zur Berechnung des Scores mit der genauen Gewichtung der verschiedenen Kriterien wird nicht veröffentlicht. Läge das Berechnungsmodell völlig offen, könnte der Score manipuliert und damit umgangen werden, lautet die Begründung. Gleichzeitig ist der Algorithmus ein Geschäftsgeheimnis, um Kopien von Konkurrenten zu erschweren. Der hessische Datenschutzbeauftragte als zuständige Behörde kennt allerdings die Formel.
Was sind die nächsten Schritte?
Die Schufa will im Jahr 2024 eine App für ein persönliches Daten- und Finanzmanagement starten. Das Programm soll den kostenfreien Einblick in die eigenen Schufa-Daten ermöglichen. Darüber hinaus sollen Verbraucher zusätzliche Finanzdaten bei der Schufa melden können, wenn ihr Score negativ ausfällt. Verbraucherschützer hatten in der Vergangenheit ähnliche Geschäftsmodelle kritisiert, da auf diesem Weg nach dem Muster "Übermittle Daten, ansonsten bekommst du keinen Kredit" Druck ausgeübt werde. Die Schufa-Vorsitzende verweist dagegen darauf, dass mit zusätzlichen Daten der Score verbessert und damit für die Verbraucher Geschäfte ermöglicht werden. Die Debatte wird weitergehen.