Europas höchstdotierter Umweltpreis geht dieses Jahr nach Mainz. Ausgezeichnet wird Werner & Mertz-Chef Reinhard Schneider. Die Jury würdigt ihn als „Schrittmacher im...
MAINZ/OSNABRÜCK. Es ist so, als würde die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) dem Frosch die Krone aufsetzen. Denn der Deutsche Umweltpreis ist der höchstdotierte Umweltpreis in Europa und würdigt „Schrittmacher im Umweltschutz, die Zukunftslösungen liefern für die enormen ökologischen Herausforderungen der Gegenwart“. Einer dieser Schrittmacher ist nun ganz offiziell Reinhard Schneider, der Chef des Mainzer Traditionsunternehmens Werner & Mertz, der als Mittelständler in der Wasch- und Reinigungsmittelbranche seit Jahren nachhaltige Lösungen sucht und findet.
Zum Beispiel, um Verpackungskreisläufe zu schließen und bedenkliche Inhaltsstoffe in den Produkten durch umweltverträgliche Alternativen zu ersetzen. Oder ganz konkret: Für die Spülmittelflasche wird kein „frisches“ Erdöl verwendet, sondern Altplastik aus dem Gelben Sack. Und als Tenside, also als waschaktive Substanzen, nicht Erdöl, Palmkern- und Kokosöl, sondern zunehmend heimische Ölpflanzen wie Raps oder Flachs. Schneider teilt sich den mit 500.000 Euro dotierten Preis 2019 mit der Bodenwissenschaftlerin Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner von der Technischen Universität München. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird die Auszeichnung am 27. Oktober in Mannheim überreichen.
Erfolgreich und nachhaltig
Bei Werner & Mertz habe Schneider das Nachhaltigkeitsmanagement zur Chefsache gemacht und in der Geschäftsstrategie fest verankert: „Er hat mit seiner unternehmerischen Rundum-Nachhaltigkeitsstrategie und hohem persönlichem Engagement den Weg dafür geebnet, dass in einer kompletten Wirtschaftsbranche Umweltinnovationen auf immer höheren Standard etabliert werden können“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Schneider habe konsequent ökologische Produkte in einem Massenmarkt mehrheitsfähig gemacht, lebe Nachhaltigkeit in allen unternehmerischen Entscheidungen und sichere sich so das Vertrauen der Verbraucher.
Dass diese Strategie nicht zu Lasten des geschäftlichen Erfolgs geht, kann Schneider als geschäftsführender Gesellschafter und Alleineigentümer des Mainzer Traditionsunternehmens mit aktuellen Zahlen belegen: 2018 erreichte der Umsatz 399 Millionen Euro, für dieses Jahr geht er von 440 Millionen Euro aus. Und auch im kommenden Jahr soll das Plus zweistellig ausfallen. Die Zahl der Mitarbeiter stieg zuletzt um rund 50 auf jetzt 1.050 und soll im Zuge der weiteren Auslastung des neuen Produktionsgebäudes in Mainz nochmals steigen. Neben den Grünfrosch-Produkten wie Wasch- und Reinigungsmittel kommen aus dem Haus Werner & Mertz unter anderem auch die Marken Erdal, Emsal, Rorax oder Tana mit „Rotfrosch“.
Material aus dem gelben Sack
Es gehe ihm nicht darum, Bioartikel für eine Nischenklientel herzustellen, betont der Werner & Mertz-Chef selbst: „Wir wollen herausragende ökologische Leistungen erschwinglich machen für eine breite Käuferschicht“, sagt Schneider und nennt als jüngstes Beispiel in der Produktpalette eine Frosch-Duschgelserie mit einem Verkaufspreis von unter zwei Euro pro Flasche. Sichtlich stolz ist der Werner & Mertz-Chef darauf, dass das Duschgel in ganz besonderen Hülle steckt, einer Weltneuheit, für die es jüngst schon den Deutschen Verpackungspreis gab: „Wir nutzen für die Flasche 100 Prozent Material aus dem Gelben Sack. Für dieses Hart-Polyethylen oder HDPE haben wir gemeinsam mit zwei Partnern – unter anderem dem „Grünen Punkt“ – einen speziellen Aufarbeitungsprozess entwickelt und nun als erstes Unternehmen weltweit die Zulassung für den Kosmetikbereich erhalten.“ Bei der Produktion von PET-Flaschen für Haushaltsreiniger ist Altplastik als Rohstoff bei Werner & Mertz indes schon Alltag, 300 Millionen mal praktiziert und damit ebenfalls Weltrekord.
Dafür gibt es ebenfalls Lob von der DBU: „Für Schneider ist der Kampf für eine energieschonende Kunststoff-Wiederverwertung in einem geschlossenen Kreislauf geradezu zum Herzensanliegen geworden“, sagt Generalsekretär Bonde. Als „Pionier der Kreislaufwirtschaft“ akzeptiere Schneider nicht, dass nur ein geringer Teil der Kunststoffe aus den Gelben Säcken wiederverwertet werde, der Rest aber als billiger Ersatzbrennstoff in oft überdimensionierten kommunalen Müllheizkraftwerken lande. „Schneider schuf mit seinem mittelständischen Unternehmen eine der größten Rezyklat-Flaschen-Fertigungen der Welt“, betont Bonde – und lasse sich nicht davon abschrecken, dass die Produktionskosten bei Verwendung von recyceltem Plastik um bis zu 20 Prozent höher seien als beim Einsatz von neuem Plastik aus Rohöl.
Sonnenkollektoren, Windräder und Geothermie
Zudem schotte sich Werner & Mertz bewusst nicht von anderen Unternehmen ab: „Jeder kann das Verfahren nutzen und weiterentwickeln, um den Anteil an Recyclingprodukten schnell zu erhöhen und im Massenmarkt zu etablieren“, so Bonde. Und es sind noch mehrere andere Punkte, mit denen die DBU die Auswahl des diesjährigen Preisträgers begründet: Die Verwendung heimischer Pflanzenöle, umwelt- und gesundheitsfreundlich bedruckte Etiketten, freiwillige Umweltbetriebsprüfungen nach den Vorgaben der Europäischen Union und eine Hauptverwaltung, die dank Sonnenkollektoren, Windrädern und Geothermie mehr Energie erzeuge als sie für Heizung und Kühlung verbrauche. „Der gelebte Nachhaltigkeitsgedanke ist national wie international sichtbar“, lautet das Fazit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.