Rittal hat am Freitag in Haiger mit 6500 Gästen – Mitarbeitern, deren Familien sowie Ehrengästen – gefeiert. Ein Anlass: Unternehmer Friedhelm Loh legte...
Haiger/Dietzhölztal-Ewersbach. Rittal hat am Freitag in Haiger mit 6500 Gästen – Mitarbeitern, deren Familien sowie Ehrengästen – gefeiert. Ein Anlass: Unternehmer Friedhelm Loh legte den Grundstein für die neue Fabrik in Haiger, eine 170-Millionen-Euro-Investition.
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Zugleich verkündete Loh, dass er am Vortag das Gelände des insolventen Kesselherstellers Omnical in Ewersbach gekauft habe. Eine Fläche von 56 000 Quadratmetern, so groß; wie acht Fuß;ballfelder. Zunächst müssten dort noch die alten Hallen abgerissen werden. Auf dem Gelände wolle er bis Ende 2018 ein weiteres, neues Werk errichten. Dort will Rittal dann Groß;schaltschränke aus rostfreiem Stahl fertigen, vor allem für die Öl- und Gasindustrie. Loh sieht dies als "Zukunftsmarkt"
Volker Bouffier: "Was wir hier erleben, ist das Versprechen auf eine gute Zukunft"
"Was das neue Werk kostet, kann ich noch nicht sagen", erklärte er auf Anfrage dieser Zeitung. Derzeit begännen die Planungen.
In Haiger ist Friedhelm Loh schon ein paar Schritte weiter. Dort legte er am Freitagnachmittag den Grundstein für eine neue Fabrik. Gemeinsam mit seiner Frau Debora, dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU), Landrat Wolfgang Schuster (SPD), Bürgermeister Mario Schramm (parteilos) sowie dem neuen Vorsitzenden der Rittal-Geschäftsführung, Karl-Ulrich Köhler, und dem neuen Rittal-Produktionschef Carsten Röttchen.
Loh sagte: "Heute ist ein groß;er Tag. Wir schreiben Unternehmensgeschichte." Er erinnerte an seinen Vater Rudolf Loh, der das Unternehmen 1947 in Haiger gegründet hatte – damals mit drei Mitarbeitern. Heute beschäftigt der Loh-Konzern mit seinen Tochtergesellschaften (Rittal ist die größ;te) weltweit 11 500 Mitarbeiter. Und Loh sagte über seinen Vater: "Er war ein Mann der Region – obwohl er aus Wetzlar kam."
In den Grundstein, ein von Beton umhüllter Schaltschrank, legten Loh und seine Frau Debora unter anderem eine Bibel, ein Bild, das zeigt, wie die künftige Fabrik aussehen soll, eine Mitarbeiter- sowie eine Kundenzeitschrift, auß;erdem drei Tageszeitungen, darunter die "Dill-Post".
170 Millionen Euro investiert Friedhelm Loh in den Bau der neuen Fabrik, davon allein 15 Millionen Euro für IT-Ausstattung. Weitere 40 Millionen Euro hat er am Standort Haiger bereits ausgegeben und mit dem Geld ein Hochregallager gebaut. Es grenzt direkt an die geplante Fabrik an. Künftig sollen in dem Werk die Schaltschränke vom Band direkt ins Hochregallager laufen.
In der neuen Fabrik will Rittal 290 Mitarbeiter beschäftigen, am Standort Haiger insgesamt 800, erklärte Loh gegenüber der Presse.
Die Fabrik solle das Rittal-Musterwerk für die vierte industrielle Revolution, für Industrie 4.0, werden und Beispiel gebend für die anderen Fabriken in der Unternehmensgruppe. Die Arbeitsprozesse sollen digitalisiert werden, Kundenbestellungen, Produktion, Logistik und Vertrieb über Daten vernetzt werden. Das Ziel: Die Schaltschränke sollen spätestens 24 Stunden nach der Bestellung beim Kunden auf der Rampe stehen. Loh: "Das geht nur mit Digitalisierung."
Ministerpräsident Volker Bouffier sprach bei der Grundsteinlegung von einem "besonderen Tag für das Unternehmen, für Haiger und die Region". Hier werde Geschichte geschrieben. Und: "Was wir hier erleben, ist das Versprechen auf die Zukunft, auf eine gute Zukunft." Denn Loh investiere kaum, wenn es sich nicht lohne. Bouffier gratulierte Loh auch zu seinem Geburtstag. Der Unternehmer war am Dienstag 70 Jahre alt geworden. Und der Ministerpräsident würdigte ihn: "Sie sind eine Type."
Landrat Wolfgang Schuster dankte Loh und seinen Mitarbeitern für die Rittal-Erfolgsgeschichte in den vergangenen Jahren, "aber vor allem auch für die Aussage: Wir haben hier noch was vor." So interpretierte er den Bau des neuen Werks.
Beim Familienfest im Anschluss treten Eckart von Hirschhausen und Andreas Bourani auf
Haigers Bürgermeister Mario Schramm dankte für die Standortentscheidung, lobte die "Investition mitten in der Stadt" sowie dass Loh für seine Werke Industriebrachen reaktiviere; deshalb bat er den Ministerpräsidenten, er solle Loh den nächsten Hessischen Umweltpreis verleihen.
Um 15.36 Uhr war der Grundstein gelegt. Loh verkündete: "Wir fangen an, es geht los." Und "Schluss mit den langen Reden. Jetzt wird gefeiert."
So begann auf dem Rittal-Gelände in Haiger das Familienfest des Unternehmens. Dazu wurden rund 6500 Gäste erwartet, Rittal-Mitarbeiter, deren Familien sowie Ehrengäste. Zur Unterhaltung traten der Comedian Eckhart von Hirschhausen, der Sänger Andreas Bourani und die Band "Juli" auf. Auß;erdem gab es eine Go-Kart-Rennbahn und eine Akrobatik-Show. Zudem wurden ein Auto (ein Smart) und ein Reisegutschein verlost.
Die neue Rittal-Fabrik in Haiger und die anderen Werke
Rittal hat am Freitag den Grundstein für das neue Werk in Haiger gelegt. 170 Millionen Euro will Unternehmer Friedhelm Loh in den Bau der Fabrik (plus Werkskantine und Ausbildungsbereich) investieren. 15 Millionen Euro seien alleine für die IT (Informationstechnik)-Ausstattung veranschlagt. Die neue Fabrik hat eine Grundfläche so groß; wie drei Fuß;ballfelder. Sie soll bis Ende 2018 in Betrieb gehen. In dem Werk sollen 290 Beschäftigte arbeiten. Insgesamt sollen dann am Standort Haiger 800 Mitarbeiter beschäftigt sein (inklusive Logistik).Rittal will in Haiger jährlich 2,2 Millionen kleine Schaltschränke (Kompaktschaltschränke) herstellen. Sie sollen direkt im angrenzenden 40 Millionen Euro teuren und bereits fertiggestellten Hochregallager ("Global Distribution Center") gelagert werden. Mit der neuen Fabrik direkt am Hochregallager entfielen künftig jährlich etwa 4500 bis 5000 Lastwagen-Transporte in der Region, sagte Loh.Im Gegenzug für den Fabrik-Neubau in Haiger sollen die vier Werke in Herborn, Wissenbach, Burbach und Rennerod geschlossen werden. Mitarbeiter und Betriebsrat in Herborn sowie die Gewerkschaft IG Metall hatten deshalb befürchtet, bis zu 600 Mitarbeiter könnten ihre Jobs verlieren.Loh erklärte am Freitag: "Es wird unser Ziel sein, wenn möglich jedem einen Arbeitsplatz zu geben." Entlassungen seien nicht geplant. Allerdings könne es sein, dass am Ende zwischen null und hundert Mitarbeiter im Rahmen eines Sozialplans freigestellt werden müssten. Auß;erdem sagte er: Alle Betriebsräte zögen bei der Umstrukturierung an einem Strang – auß;er Herborn. Er machte keinen Hehl daraus, dass er vom dortigen Betriebsrat enttäuscht sei.Die beiden anderen Werke in der Region, in Rittershausen und Hof (Westerwald), will Loh ausbauen und auch dort investieren. In Rittershausen stellt Rittal die Groß;schaltschränke her, solle in den nächsten Jahren auf Industrie 4.0 sowie auf eine neue Generation an Schaltschrank-Produkten umgestellt werden, sagte Loh. (jli)