Darum streikt das Kita-Personal in Rheinhessen schon wieder

Ein Kind spielt in einer Kita.

Im vergangenen Jahr hat man sich auf mehr Gehalt geeinigt, dennoch streiken Erzieher und Erzieherinnen diese Woche. Verdi-Branchenkoordinator Volker Euskirchen erklärt, warum.

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Hatten Erzieher sich nicht schon geeinigt?

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Herr Euskirchen, die Erzieher streiken wieder – warum? War die letzte Einigung nicht erst erzielt? 

Im vergangenen Jahr ging es um eine grundsätzliche Aufwertung der Tätigkeiten im Sozial- und Erziehungsdienst. Das vorrangige Ziel war aber nicht, eine Zulage zu bekommen, sondern eine verbesserte Eingruppierung beziehungsweise eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zu erreichen. Beispielsweise über eine tariflich abgesicherte Vor- und Nachbereitungszeit. Damit sollte der Beruf attraktiver gemacht werden. In einer Streikkundgebung im vergangenen Jahr hatte es eine Kollegin wie folgt auf den Punkt gebracht: Als ihre Tochter noch kleiner war, wollte sie wie die Mutter Erzieherin werden. Jetzt sieht die Tochter, zu welchen Bedingungen sie als Erzieherin arbeiten würde, und hat sich doch dazu entschieden, auf Lehramt zu studieren.

Worum geht es also jetzt konkret?

Aktuelle geht es für alle Beschäftigten im Öffentlichen Dienst um die sogenannten Tabellenentgelte. Als im Oktober 2020 dazu die Tarifeinigung erfolgte, haben wir nicht geahnt, was kommt. Mehr als acht Prozent Inflation im Mittel und für dieses Jahr eine erwartete Preissteigerung von über fünf Prozent sind schwierig. Und insbesondere bei Lebensmitteln und Energie liegen die Steigerungsraten deutlich über der offiziellen Preisentwicklung. Davon sind insbesondere die betroffen, die wenig zur Seite legen können. Die am Monatsende selten etwas übrig hatten und die während Corona als Systemrelevant beklatscht wurden. Und das sind Erzieher*innen aber auch das Krankenpflegepersonal und viele andere im Öffentlichen Dienst. Und für alle fordern wir 10,5 Prozent mehr, mindestens aber 500 Euro, bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber setzen derweil auf die Inflationsausgleichsprämie. Das hört sich nett an, aber es ist nicht nachhaltig. Auch wenn die Energiepreise wieder etwas gesunken sind, ist es nicht realistisch mit Preisen wie in 2021 zu rechnen

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In den vergangenen Jahren war es häufig so, dass der Streik als Mittel eingesetzt wurde, um in einer laufenden Tarifrunde zu verdeutlichen, wie sehr Erzieher gebraucht werden – jetzt streiken Sie häufig schon zu Beginn solcher Runden. Erhöht das den Druck?

Ich bin seit mehr als 30 Jahren hautamtlich für die Gewerkschaft tätig. Und schon immer gab es Warnstreiks. Warnstreiks nach dem Verhandlungsauftakt bis ein annehmbares Angebot vorgelegt wurde. Allerdings hat sich die Streikform etwas geändert. Im letzten Jahrhundert haben wir eher zu mehrstündigen Warnstreiks aufgerufen, seit den Nuller-Jahren jedoch zu ganztägigen Streiks. Unsere Mitglieder wollen sich eben auch auf der Straße mit Gleichgesinnten zeigen. Wir hatten in der laufenden Tarifrunde bereits zwei Verhandlungstermine und der dritte Verhandlungstermin steht übernächste Woche an, vom 27. bis zum 29. März. Und natürlich wollen wir mit den Streikaufrufen auch Druck machen. Die Arbeitgeber sagen uns, dass sie einen gewissen Fachkräftemangel auch sehen würden, aber sie sehen eine Verbesserung der Arbeits- und Tarifbedingungen wohl nicht als Teil einer Lösung an.

Auch haben wir den Eindruck, es wird im Vergleich zu anderen Runden in der Vergangenheit häufiger gestreikt – ist das denn so?

Die meisten Erzieher*innen haben wir bis zu diesem dritten Verhandlungstermin zweimal zu einem Warnstreiktag aufgerufen. Und wir ziehen das auch absichtlich über mehrere Tage. So streiken nächste Woche an jedem Tag irgendwo in Deutschland Erzieher*innen. Wir rufen aber jeweils eine Kita nur für einen bestimmten Wochentag zum Streik auf und haben das dann auch örtlich langfristig angekündigt.

Volker Euskirchen, Branchenkoordinator für Kommunalverwaltung und Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit im Verdi-Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland.
Volker Euskirchen, Branchenkoordinator für Kommunalverwaltung und Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit im Verdi-Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland. (© Volker Euskirchen)

Was verdient denn ein Erzieher oder eine Erzieherin, vom Einstiegsgehalt über verschiedene Positionen hinweg?

Das Einstiegsgehalt für Erzieher*innen in der Eingruppierung „S 8a“ beträgt etwa 2.900 Euro brutto. Viele beginnen mit der Stufe zwei, da sind es etwa 3.100 Euro und in der Endstufe sind es zirka 3.900 Euro. In der letztjährigen Tarifrunde wurde unter anderem festgelegt, dass mehr Erzieher*innen die „S 8b“ für besonders schwierige fachliche Tätigkeiten erhalten können. Hier beträgt das Einstiegsgehalt rund 2.900 Euro und geht bis zur Stufe sechs mit rund 4.400 Euro. Obwohl die Tarifvertragsparteien das auf der Bundeseben vereinbart haben, tut sich in Rheinland-Pfalz aber nahezu nichts. Wir halten die uns genannten Gründe, warum das im Einzelfall nicht funktionieren soll, für fadenscheinig. Und der Einzelfall ist fast überall der Normalfall. Das macht die Kollegen richtig wütend. Und ja, auf die genannten Beträge kommt noch die im vergangenen Jahr vereinbarte Zulage hinzu. Aber auch das funktioniert nicht reibungsfrei und nicht für alle.

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Und wie beurteilen Sie diese Gehaltsstruktur aus Ihrer Sicht, was MÜSSTE ein Erzieher verdienen?

Eine leider inzwischen verstorbene Professorin aus Norddeutschland, Marile Karsten, hat vor einigen Jahren auf einer unserer Veranstaltung auf den Unterschied zwischen Deutschland und Japan hingewiesen. Während bei uns die Pädagogen, die mit den Kleinsten arbeiten, am schlechtesten bezahlt werden, sei das in Japan genau umgekehrt. Diese Abstufungen gehen auch weiter, die Besoldung von Grundschullehr*innen ist immer noch schlechter als die Besoldung von Gymnasiallehrer*innen, und die haben weniger als die Professoren. Wichtig ist mir festzuhalten, dass Grundschullehrer*innen etwa die Hälfte ihrer Arbeitszeit in der Klasse absolvieren und die andere Zeit für Vor- und Nachbereitung zur Verfügung haben. Das wäre für die Erzieher*innen ein Traum. In den meisten europäischen Ländern haben Erzieher*innen einen Hochschulabschluss mit entsprechendem Entgelt. Bei uns haben die Erzieher*innen eine sehr gute Fachschulausbildung aber kein gutes und der Aufgabe entsprechendes Entgelt.

Darum fehlt also aus Ihrer Sicht an allen Ecken Kita-Personal?

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hilft keine Hochglanzwerbebroschüre. Da helfen eher gute Arbeitsbedingungen, gute Bezahlung. Und wenn sich dann noch die öffentlichen Arbeitgeber um bezahlbaren Wohnraum kümmern, kann es rund werden. Erst gestern habe ich von einer Gemeinde im Mainzer Umland gehört, dass dort verstärkt Wohnungen gebaut werden sollen, die den Beschäftigten in Kitas oder in der Pflege dann zu einem günstigen Mietzins angeboten werden sollen. 

Wann wäre also ein Ende des Streiks erreicht?

Noch sind es einzelne Warnstreiktage. Und den Streik zu verhindern, liegt in der Hand der Arbeitgeber. Ich hoffe da auf die dritte Verhandlungsrunde und dass spätestens dann ein annehmbares Angebot vorgelegt wird, gerne auch schon diese Woche. Dazu jedoch müssen sie das Angebot aus der zweiten Verhandlungsrunde deutlich verbessern. 

Am Ende müssen die Eltern die Streiktage auffangen, zusätzlich zu denen, an denen die Kita wegen Personalmangel oder Krankheit geschlossen ist. Zunehmend geht da das Verständnis flöten – verstehen Sie das?

Natürlich kommt es auch zu der einen oder anderen unschönen Begegnung. Aber es gibt auch viele Eltern, die Verständnis haben und das auch zeigen. Und Eltern, die davon genervt sind, am Streiktag hohen Organisations- und Mehraufwand zu haben, kann ich total gut verstehen. Es liegt an den Arbeitgebern. Wie wäre es denn mit einem „Dreifachwumms” für diejenigen, die den Laden während Corona zusammengehalten haben? Klatschen alleine genügt nicht.