Historisch: MRV-Ruderer holen Doppel-Gold bei WM in Plovdiv

Souverän: Der leichte Doppelvierer (v. li.) Moritz Moos, Florian Roller, Max Röger und Joachim Agne feiert einen Start-Ziel-Sieg. Foto: dpa
© dpa

Eine halbe Stunde, die der Mainzer Ruder-Verein nie vergessen wird. Am Freitag wurden Moritz Moos (im leichten Doppelvierer) und Jason Osborne (im leichten Einer) Weltmeister.

Anzeige

PLOVDIV. Für Trainer Robert Sens war es „eine geile halbe Stunde“, für die Mainzer Ruderer Moritz Moos und Jason Osborne der Höhepunkt einer perfekten Saison – und für den Mainzer Ruder-Verein ein historischer Tag. Mit Doppel-Gold behangen werden die beiden MRV-Athleten nach Rheinhessen zurückkehren. Beide setzten sich am Freitagmittag in ihren Finalrennen bei der Ruder-WM im bulgarischen Plovdiv durch.

Nach Jahrzehnten des Wartens und einigen vielversprechenden Anläufen holte Moos nun als erster Mainzer WM-Gold im leichten Doppelvierer. Gleiches gilt für Osborne im leichten Einer. Sein Erfolg war allerdings auch die logische Konsequenz einer überragenden Saison. Keiner konnte den Musterathleten mit der blonden Haarpracht in dieser Saison schlagen. Das änderte sich auch in Plovdiv nicht. Im Vorlauf markierte er zunächst eine neue Weltbestzeit, konnte sich im Halbfinale sogar eine weniger beeindruckende Leistung gönnen, um im Finale abermals von Start bis Ziel zu dominieren.

„Dennoch muss man das erst einmal schaffen. Als Favorit hat man es ja nicht automatisch leichter“, sagt Robert Sens. Zumal der Wind im Finallauf nicht optimal für Osborne war. „Er hat das trotzdem gewohnt kontrolliert und dominant gemacht. Man hatte sogar den Eindruck, dass er hätte noch nachlegen können, falls sein Sieg in Gefahr geraten wäre.“

Am Ende kam er nach 6:56,360 Minuten und mit knapp zwei Sekunden Vorsprung als neuer Weltmeister ins Ziel. Zweiter wurde der Schweizer Michael Schmid, abermals fast zwei Sekunden dahinter folgte der US-Amerikaner Andrew Campbell Jr. Alles hervorragende Leichtsgewichts-Ruderer – und alles andere als Laufkundschaft. Gegen Osborne hatten sie 2018 aber eben keine Chance. „Besser hätte es nicht laufen können. Es war eine perfekte Saison für Jason. Umso schöner, dass er sie noch mit dem WM-Titel und der Weltbestzeit krönen konnte“, sagt Sens.

Anzeige

Moritz Moos hatte eine weniger geradlinige Saison. Nachdem 2017 für ihn ein Jahr zum Vergessen war, startete er im Frühjahr neu. Wieder lief es jedoch nicht optimal. Er gab nicht auf, erkämpfte sich einen Platz im leichten Doppelvierer. Beim Weltcup in Linz war das deutsche Boot mit Moos auf Schlag, Florian Roller, Max Roeger und Joachim Agne noch deutliche sechs Sekunden hinter dem späteren Europameister Italien. Seitdem kam es zu keinem direkten Vergleich der beiden Boote mehr – bis Freitagmittag. „Wir haben darauf gesetzt, dass wir Italien ins Wackeln bekommen, wenn wir sie unter Druck setzen. Das hat geklappt“, so Sens. Noch bis zur Hälfte des Rennens waren die Boote praktisch gleichauf, danach enteilte der deutsche Vierer und holte mit über einer Sekunde Vorsprung Gold. „Es war das erklärte Ziel, Gold zu holen“, erklärt Sens. Bereits im Vorlauf sei deutlich geworden, dass der Vorsprung der Italiener deutlich geschrumpft war. „Wir hatten eben zuletzt viel Zeit, gemeinsam Kilometer aufs Wasser zu bekommen. Das hat sich am Ende auch ausgezahlt. Im Sommer war der Doppelvierer eben noch neu zusammengestellt“, so Sens.

Am Freitag stach aus deutscher Sicht auch Oliver Zeidler heraus. Der 22-Jährige erreichte im Einer souverän den Finallauf und hat somit sein persönliches Saisonziel erreicht. „Was nun folgt, ist Bonus“, sagt Zeidler mit Blick auf den Showdown am Sonntag. Weitere Goldmedaillen für den DRV, der natürlich auch dem abschließenden Endlauf des Achters entgegenfiebert, können am Wochenende also folgen.

Von Tommy Rhein