Werder-Torwart Rülander vergeigt bei Eintracht Frankfurt Chance seines Lebens
Hermann Rülander kassiert bei seinem einzigen Startelf-Einsatz sieben Treffer gegen Eintracht Frankfurt und wird schließlich sogar ausgewechselt. Er habe alles doppelt gesehen, gestand er hinterher. Doch da hatte dieser 14. November 1981 bereits seine Bundesliga-Laufbahn torpediert.
Werder-Torwart Hermann Rülander springt beim Kopfball von Frankfurts Bruno Pezzey (2.v.re.) deutlich vorbei. Archivfoto: imago
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Von Björn-Christian Schüßler
Es gibt immer wieder Eintagsfliegen im Profisport. Auch Hermann Rülander ist so ein Fall, dabei erlebte der talentierte Torwart sogar zwei Spiele in der Fußball-Bundesliga. Als sich Werder Bremens Nummer eins Dieter Burdenski am 7. November 1981 gegen den 1. FC Köln den Kiefer brach, schnupperte Rülander 14 Minuten Erstliga-Luft. Doch wenn der Ostfriese auf seine Karriere angesprochen wird, denkt jeder an seine einzige Partie in Werders Startelf. Das Gastspiel bei der Frankfurter Eintracht, als der damals 21-Jährige sieben Mal hinter sich greifen musste. Ein Spiel, das die Chance seines Lebens war, und das der Youngster aufs Heftigste vergeigte.
Nervöser Keeper agiert wie ein Zirkusclown
Bereits vor dem Duell des Fünften beim Tabellensechsten filetierten die Medien den Nachwuchskeeper. Das 1:0 durch den heutigen Darmstadt 98-Trainer Norbert Meier konnte Rülander die Nervosität nicht nehmen. In der 20. Minute klingelte es erstmals im Bremer Kasten, Bernd Nickel versenkte einen beileibe nicht unhaltbaren Ball. 23.000 Zuschauer im Frankfurter Waldstadion waren aus dem Häuschen, als Rülander SGE-Angreifer Ronald Borchers noch vor der Pause mit Zirkusclown-Mentalität einen Hattrick gewährte.
SVW-Trainer Otto Rehhagel war sauer, hoffte aber noch auf ein Comeback seiner Jungs. Vergebens. Denn was der Coach nicht wusste: Rülander hatte in den Tagen vor seinem großen Spiel einen Autounfall gehabt, plagte sich noch zum Anpfiff mit den Folgen einer Gehirnerschütterung herum. Der 21-Jährige hatte keinem etwas davon erzählt, um seine Karrierechance nicht zu gefährden. Fatal. Denn als Norbert Nachtweih in der 71. Minute einen Schuss auf das Werder-Gehäuse losließ, sah Rülander zwei Bälle auf sich zukommen und griff abermals nach dem Doppelten.
In der 78. Minute ausgewechselt
In der 78. Minute hatte Rehhagel genug. Es stand mittlerweile 7:2. Rülander musste Amateurkeeper Robert Freese weichen. Die Eintracht gewann schließlich 9:2 und besiegelte Bremens höchste Auswärtspleite.
Die Presse überschlug sich. Und nicht nur die. Hermann Rülander machte fortan kein Spiel mehr für Werder, kam im Training nur noch als Verteidiger zum Einsatz, durfte beim Elfmeterüben nur schießen und löste zwei Wochen später seinen Vertrag auf.
Dass der heute 55-Jährige sein Talent auf der Linie später beim SV Meppen in der Oberliga bewies, mehr als 250 Spiele für die Niedersachsen absolvierte und 1987 sogar sensationell in die Zweite Liga aufstieg, ging in der öffentlichen Wahrnehmung unter. Die peinlichen Fehlgriffe vom 14. November 1981 bekam niemand mehr aus dem Kopf.