US-Pilot Joe Kittinger springt 1960 mit einem Fallschirm aus 31 Kilometern Höhe ab und gewinnt dabei wichtige Erkenntnisse für das Raumfahrt-Programm der USA.
Joe Kittinger springt aus 31 Kilometern Höhe mit dem Fallschirm ab. Archivfoto: imago
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Von Björn-Christian Schüßler
Als Sportler würde sich Joe Kittinger wohl nicht bezeichnen, schon gar nicht als Extremsportler. Und doch wagte sich der US-Amerikaner am 16. August 1960 mit einem Gondelballon in eine Höhe von 31333 Metern, um sich zurück auf die Erde zu stürzen, gekleidet in einen Druckanzug, einen Fallschirm auf den Rücken geschnallt.
Kittinger arbeitete als Pilot bei der US Air Force, gehörte zu den Besten seiner Zeit – und zu den Todesmutigsten. Als das Militär ein neuartiges Fallschirmsystem testete, um herauszufinden, wie Fliegerasse auch bei Stratosphärenflügen im Notfall sicher zur Erde zurückkehren konnten, meldete sich Kittinger. Er hatte schon Erfahrungen bei medizinischen Experimenten gemacht, die die Wirkung kosmischer Strahlen in Höhen jenseits der 20.000 Metermarke ergründeten. Bemannte Raumfahrt gab es noch nicht, wer hoch hinaus wollte, musste mit dem Gasballon aufsteigen.
Geschwollene Hand versiegelt Leck im Druckanzug
„Als ich dort stand und auf die Erde blickte, war das einfach ein wunderschöner Anblick. Ich konnte 500 Meilen weit sehen, die Erdkrümmung, der schwarze Himmel, wirklich fantastisch“, sagte Kittinger zu seinen Erfahrungen. Vier Minuten 36 Sekunden freier Fall mit 988 Kilometern pro Stunde. Mit seinem Sprung stellte er 1960 gleich vier Weltrekorde auf. „Es ging uns aber nicht um einen Rekord. Wir sammelten Informationen für das Weltraum-Programm der USA“, sagt der inzwischen 92-Jährige.
Dass die Mission trotz eines schmerzhaften Zwischenfalls stattfand, gab der US-Flieger später zu. Der Handschuh am Druckanzug war undicht, die Hand schwoll auf doppelte Größe an, versiegelte damit das Leck: „Ich entschied, das Problem nicht der Bodenkontrolle zu melden. Ich konnte meine Hand nicht mehr benutzen. Aber es war ein kalkuliertes Risiko, ein paar Stunden nach meiner Rückkehr auf die Erde war sie wieder in Ordnung.“
Kittingers Schützling Felix Baumgartner aus Österreich pulverisierte zwar drei der Rekorde, als er 2012 bei seinem Versuch aus 39 Kilometern Höhe mit mehr als 1.300 Kilometern pro Stunde auf die Erde zuraste, dabei die Schallmauer durchbrach. Dennoch bleibt Kittingers Excelsior-III-Versuch in der Geschichte überliefert – auch als Basis der bemannten Raumfahrt.