Die deutsche 4x400-Meter-Staffel gewinnt in Birmingham 2007 überraschend EM-Gold. Eigentlich, denn kurz nach dem Jubel folgt die Tristesse. Das Team wird für einen Rempler von Schlussläufer Bastian Swillims gegen den Russen Artem Sergeyenkov disqualifiziert.
Ingo Schultz, Simon Kirch, Bastian Swillims und Florian Seitz sind nach dem Urteil des Kampfgerichts enttäuscht. Archivfoto: dpa
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Von Björn-Christian Schüßler
Es hätte ihr großer Wurf werden sollen. Als Bastian Swillims nach 400 Metern die Ziellinie überquerte, prangte auf der Anzeigetafel in der Leichtathletikhalle von Birmingham nicht nur die Laufzeit der deutschen Staffel, deren Schlussläufer der Wattenscheider war. 3:06,26 Minuten. Sondern auch die eins. Ingo Schultz (Leverkusen), Florian Seitz (Berlin) und Simon Kirch (Saarbrücken) reckten die Arme in die Höhe, liefen strahlend zu ihrem Teamkollegen. Die deutsche 4x400-Meter-Staffel war an diesem 4. März 2007 Hallen-Europameister.
Das Goldglück währte nur wenige Augenblicke. Dann erstarrten die Gesichter der vier Athleten. Plötzlich war Deutschland disqualifiziert. Swillims soll im lang gezogenen Schlussspurt seinen Konkurrenten Artem Sergeyenkov, der zu diesem Zeitpunkt in Führung lag, in der letzten Kurve vor dem Ziel berührt und aus dem Tritt gebracht haben. Der Russe war gestrauchelt und hatte gerade so vier Hundertstelsekunden für Bronze vor Polen ins Ziel gerettet. Nun sollte es Silber werden, Polen Bronze bekommen und Gastgeber Großbritannien den Titel tragen.
Der mit ungeheuren Qualitäten als Schlussläufer gesegnete Swillims, der sich im Einzel schon mit Silber für sein bestes Karrierejahr belohnt hatte, hatte den Staffelstab von Kirch als Vierter übernommen und dann ein sensationelles Rennen hingelegt. Der Blondschopf überspurtete Polen und Briten, nahm Tuchfühlung zu Russland auf. Zu ungestüm, sagte das Kampfgericht und lehnte den deutschen Gegenprotest ab. Obwohl Swillims stets beteuerte, Sergeyenkov nicht gerempelt zu haben. „Ich bin unschuldig. Ich wollte vorbei, vielleicht habe ich ihn dabei leicht berührt“, sagte der damals 24-Jährige. Er habe vielmehr sogar selbst einen Ellenbogen des Russen in der Seite gespürt. Genutzt hat die Aussage nichts. Das Gold war weg.