Der saudische 400-Meter-Hürden-Läufer Hadi Soua'an Al-Somaily feiert 2000 den größten Olympiaerfolg seines Landes. Er läuft im Finale von Sydney sensationell auf Rang zwei.
Nach seinem Coup in Sydney gehört Hadi Soua’an Al-Somaily bei der WM in Edmonton zum Favoritenkreis. Archivfoto: imago
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Von Björn-Christian Schüßler
Angelo Taylor konnte seinen Augen kaum trauen, als er im Olympischen finale auf die Zielgerade bog. Der US-Amerikaner war am 27. September 2000 als absoluter Gold-Favorit auf Bahn eins ins 400-Meter-Hürden-Rennen gegangen – und sah nach drei Vierteln seines erwartbaren Triumphzugs im Augenwinkel einen 23-jährigen Newcomer aus Saudi-Arabien. Hadi Soua’an Al-Somaily lag tatsächlich beim Einbiegen auf die Zielgerade vorn, vor Taylor, vor allen anderen Mitfavoriten. Und er bewies Steherqualitäten. „Ich habe dagegengehalten, aber ich war bis zuletzt nicht sicher, ob ich ihn noch überholen kann“, wurde Taylor nach dem Rennen in der internationalen Presse zitiert. Er konnte. Für Al-Somaily blieb mit drei Hundertstelsekunden Rückstand „nur“ Silber. Mit 47,53 Sekunden ein neuer Asienrekord – und ein Eintrag ins Olympische Geschichtsbuch.
Bei Silber-Coup fehlen nur drei Hundertstel zu Gold
Al-Somaily galt von Jugend an als Lauftalent, probierte sich auf verschiedenen Strecken aus, ehe er bei der Hürden-Strecke hängen blieb. Dass er sich überhaupt für die Weltmeisterschaften 1995 und 1999 qualifizierte, galt für den Saudi schon als Achtungserfolg. Umso überraschender gewann er in Sydney seinen Vorlauf gegen US-Läufer James Carter und ließ auch im Halbfinale den WM-Vierten Fabrizio Mori aus Italien hinter sich.
In seiner Heimat war der erste Olympiamedaillengewinn eines Saudi tagelang Gesprächsthema Nummer eins, auch wenn der beliebte Chalid al-’Aid später im Springparcour zu Bronze ritt. Al-Somaily ist bis heute erfolgreichster saudischer Olympionike. Denn 2012 in London wanderte letztmals eine Medaille – die Springreiter-Equipe eroberte erneut Bronze – auf die Habenseite. Dass es für den heute 43-jährigen Hürdenläufer in Sydney nicht zu Gold reichte, lag nur an Taylors letzten Schritten – und drei läppischen Bruchteilen einer Sekunde.