Münchener EM-Stadion darf nicht in Regenbogenfarben leuchten
Die UEFA hat den Münchner Antrag zur Regenbogen-Beleuchtung der Allianz Arena abgelehnt. Stattdessen planen nun zahlreiche andere deutsche Stadionbetreiber Solidaritätsaktionen.
Von Eric Dobias
Die Münchner EM-Arena in Regenbogenfarben.
(Foto: dpa)
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München - Das EM-Stadion in München wird beim Gruppenfinale der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ungarn an diesem Mittwoch nicht in Regenbogenfarben als Zeichen für Toleranz und Gleichstellung erstrahlen. Die Europäische Fußball-Union lehnte einen entsprechenden Antrag des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD) am Dienstag ab. Die UEFA sei "aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage - - muss die UEFA diese Anfrage ablehnen", teilte der Dachverband mit. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet.
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Die Arena wird daher wie vorgesehen in den Farben der UEFA und der teilnehmenden Nationen leuchten. Der Dachverband habe der Stadt München aber vorgeschlagen, das Stadion entweder am 28. Juni - dem Christopher Street Liberation Day - oder zwischen dem 3. und 9. Juli, der Christopher Street Day Woche in München, mit den Regenbogenfarben zu beleuchten.
Die Regenbogenfahne
(dpa) Seit mehr als 40 Jahren steht die Regenbogenfahne als Symbol für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren. Repräsentiert sehen sich von der Flagge etwa Lesben, Schwule, Bisexuelle oder Transmenschen.
Als erster großer Auftritt des farbenfrohen Musters gilt in der Regel eine Demonstration für die Rechte von Homosexuellen am 25. Juni 1978 in San Francisco. Das Design entwarf damals der schwule Künstler Gilbert Baker. Er entschied sich für den Regenbogen, weil er ihn als "natürliche Flagge des Himmels" ansah. Auf 18 mal 9 Meter hatte jede der acht Farben eine eigene Bedeutung, etwa Rot für das Leben oder Gelb für die Sonne. "Unsere Aufgabe als Homosexuelle war es, sich zu zeigen, sichtbar zu sein, in der Wahrheit zu leben", so Baker.
In der heute gebräuchlichsten Variante zeigt die Fahne nur noch sechs Farben, die Vielfalt und Zusammenhalt ausdrücken. Von oben nach unten: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Lila. Der Deutsche Fußball-Bund etwa sieht die Flagge als Zeichen und Bekenntnis "für Diversität, Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung".
Nicht zu verwechseln ist die "Pride Flag", wie die Regenbogenfahne auf Englisch heißt, mit der bunten Anti-Kriegs-Flagge. Die Anordnung der sieben Farben des bereits 1961 in Italien entworfenen Friedenssymbols mit dem Schriftzug "Pace" ist anders: Violett oben und Rot unten.
Andere deutsche Stadionbetreiber wollen Zeichen setzen
"Wenn München am Mittwoch nicht darf, dann müssen eben die anderen Stadien im Land Farbe bekennen. Auf jetzt, Kollegen in der Liga", twitterte Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann in der Nacht zum Dienstag. Der Club-Boss kündigte an: "Der Deutsche Bank Park schaltet zum Spiel gegen Ungarn den Regenbogen an. Das Waldstadion bleibt bunt." Auch die Fußball-Arenen in Berlin, Köln, Wolfsburg und Augsburg sollen wohl bunt erstrahlen. Andere Bundesligaclubs wie der FSV Mainz 05, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach oder der VfL Bochum erklärten sich solidarisch, können aus technischen Gründen aber nicht an der Aktion teilnehmen.
"Wir machen da gerne mit, weil wir uns für Toleranz und Menschenrechte einsetzen", sagte Christoph Meyer, Sprecher der Berliner Olympiastadion GmbH, am Dienstag der "Berliner Zeitung". Nach Informationen des Blattes soll der Senat darüber nachdenken, ob auch das Brandenburger Tor in den Regenbogenfarben erstrahlen könnte.
Ähnliches wird in Köln passieren. Die Entscheidung sei auf Initiative verschiedener Gruppen aus der Kölner Stadtgesellschaft gefallen. "Wir begrüßen das sehr. Köln und der FC stehen für Vielfalt und Toleranz", sagte Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle: "Die Entwicklungen in Ungarn sind erschreckend – umso wichtiger ist es, ein Zeichen dagegen zu setzen." Der Bundesligist FC Augsburg macht ebenfalls mit. "Wir nutzen unsere Stadionbeleuchtung immer wieder, um auf wichtige gesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen", sagte FCA-Geschäftsführer Michael Ströll.
Vor dem Bremer Weserstadion wurden am Dienstag Regenbogenfahnen gehisst. Dazu teilte der Bundesliga-Absteiger via Twitter mit: "SELBSTVERSTÄNDLICH sind wir auch dabei! Volle Solidarität!" Auch in Mönchengladbach werden entsprechende Fahnen gehisst. In Dortmund soll zwar nicht das Stadion des BVB in Regenbogenfarben getaucht werden, dafür aber unter anderem das Deutsche Fußballmuseum.
Auch München plant jetzt: Am Spieltag soll das Rathaus mit Regenbogenflaggen geschmückt und das Windrad in unmittelbarer Nähe der Arena in Regenbogenfarben beleuchtet werden, kündigte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) an. Unterstützen wird die Aktion auch der Fernsehsender ProSieben, der sein Logo am Mittwoch entsprechend ändern will.
Die Hamburger Dragqueen Olivia Jones hat derweil gefordert, dass Sängerin Conchita Wurst am Mittwoch dort die Nationalhymne singen sollte. Eine entsprechende Petition mit dem Titel "BUH-EFA! Conchita for Nationalhymne!" hatte Jones am Dienstag auf der Plattform change.org gestartet. Es sei traurig, dass das Stadion nun doch nicht in Regenbogenfarben leuchten dürfe, schreibt sie in der Petition. "Ihr nennt das "Politik". Wir als Olivia Jones Familie finden: Wenn man ein wichtiges Zeichen der Solidarität, für Toleranz und gegen Ausgrenzung setzt, ist das keine Politik, sondern eigentlich eine Selbstverständlichkeit im 21. Jahrhundert."
Hintergrund des Protestes ist ein Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt und das erst am vergangenen Dienstag vom ungarischen Parlament gebilligt wurde. Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Viktor Orban. Entsprechend laut war die Forderung nach einem klaren Zeichen bei der Fußball-EM in Deutschland geworden.
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Münchens Oberbürgermeister Reiter hatte sich in einem Schreiben an die UEFA und den Deutschen Fußball-Bund für eine Ausnahmegenehmigung stark gemacht, um "ein weithin sichtbares Signal für unser gemeinsames Werteverständnis" zu senden. In Ungarn war dieser Vorstoß nicht gut angekommen. "Für die linke Münchner Stadtführung haben wir wiederum die Botschaft: die Politik hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen. Weder in brauner noch in roter noch in regenbogenfarbener Verpackung", schrieb die regierungsnahe Budapester Tageszeitung "Magyar Nemzet" am Dienstag.
Wenn München am Mittwoch nicht darf, dann müssen eben die anderen Stadien im Land Farbe bekennen. Auf jetzt, Kollegen in der Liga! Der Deutsche Bank Park schaltet zum Spiel gegen Ungarn den Regenbogen an. Das Waldstadion bleibt bunt! #EURO2020#GERHUN#Vielfalt#SGE#Eintracht— Axel Hellmann (@Hellmann1899) June 21, 2021
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