Das Frauenfußball-Nationalteam der DDR verliert im Mai 1990 seine einzige Partie – 0:3 gegen CSFR.
Das einzige DDR-Länderspiel erlebt Sybille Brüdgam als Kapitänin. Screenshot: dfb.de
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Von Björn-Christian Schüßler
Monatelang bereitete Nationalcoach Bernd Schröder sein Team auf diesen Moment vor. Einlaufen, Nationalhymne, Anpfiff. Für die Frauen in den blauen Trikots ist der 9. Mai 1990 eine Premiere. Im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion schauen 800 Neugierige zu, wie eine übernervöse Frauenfußball-Nationalmannschaft der DDR von der erfahrenen Auswahl der Tschechoslowakei mehrfach überspielt und schließlich auseinander genommen wird – 0:3.
Eine Niederlage, die für die Ostdeutschen einerseits keine Tragödie darstellte. Schließlich wurde das Frauen-Nationalteam des Deutschen Fußball-Verbands der DDR erst im Sommer 1989 gegründet, um die Vereinsleistungen des „Freizeitsports Damenfußball“ endlich angemessen zu würdigen. „Nervös waren wir alle. Schließlich war es für jede von uns Länderspielpremiere“, resümierte die 34-jährige Kapitänin Sybille Brüdgam nach der Partie.
Tragischerweise konnten die 17 Fußballerinnen der Öffentlichkeit danach aber nicht mehr beweisen, dass sie den Umgang mit dem Ball viel besser beherrschten. Die politische Einheit mit der Bundesrepublik, die Eingliederung der Ostvereine in den westdeutschen Liga-Alltag kam dazwischen. Viele Klubs scheiterten an den marktwirtschaftlichen Bedingungen, auf die die in den 1960er Jahren etablierten Betriebssportgemeinschaften nicht zugeschnitten waren. Andere Vereine wie der USV Jena oder Wismut Aue schafften zwar den Sprung, stiegen aber schon in der ersten Spielzeit aus der Frauen-Bundesliga ab. Einzig Turbine Potsdam konnte sich im DFB-System einnisten und avancierte nach dem Bundesliga-Aufstieg 1994 zu einem der erfolgreichsten Klubs des gesamtdeutschen Frauenfußballs.