Eine Frau an der Spitze der anspruchsvollsten Wüstenrallye - ob dieser Sensation überschlagen sich im Januar 2001 die deutschen Medien. Jutta Kleinschmidt lässt der Hype nahezu kalt. Die Bayerin weiß, welchem Umstand sie den Erfolg auch zu verdanken hat.
Die Nummer eins bei Dakar: Jutta Kleinschmidt gewinnt als erste Frau die wichtigste Rallye der Welt. Archivfoto: dpa
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Wenn zwei sich streiten, freut sich die Dritte. Mit dieser simplen Weisheit könnte man den Sensationssieg von Motorsportlerin Jutta Kleinschmidt bei der Rallye Paris-Dakar im Jahre 2001 einordnen. Doch greift diese Begründung für den ersten Sieg einer Frau bei der anspruchvollsten Wüstentour der Welt im von Männern dominierten Rallyesport viel zu kurz.
Ja, der zwei Etappen vor der Ankunft in der senegalesischen Hauptstadt noch satt in Führung liegende Japaner Hiroshi Masuoka und der Champion der Vorjahre, Jean-Louis Schlesser aus Frankreich, beharkten sich. Schlesser wurde nach einem Frühstart von der Rennkommission mit einer Zeitstrafe von einer Stunde belegt, Masuoka rieb sich am unrechtmäßig gestarteten Franzosen auf, beschädigte bei einem heiklen Überholmanöver seine hintere Radaufhängung und verlor bei der Reparatur viel Zeit.
Nur 159 Sekunden Vorsprung
Profiteurin war Kleinschmidt, die sich mit ihrem Beifahrer Andreas Schulz den Erfolg am 21. Januar 2001 in Dakar aber durch eine nahezu fehlerfreie Passage über die 10739 Kilometer redlich verdient hatte. 159 Sekunden Vorsprung rettete das deutsche Duo ins Ziel. Kleinschmidt feierte damit den größten Erfolg ihrer langen Karriere, die 1987 mit ersten Rallye-Erfahrungen auf dem Motorrad begonnen hatte.
„Fantastisch. Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet“, sagte Kleinschmidt im Ziel. Am Abend vor der Entscheidung hatte sie noch mit Magenkrämpfen lange wach gelegen.
Das Gefühl, in Dakar ganz oben auf dem Treppchen zu stehen, hatte sich die heute 53-Jährige stetig erarbeitet. Der ersten Dakar-Teilnahme 1988 folgten 1994 der Gewinn der Frauenwertung mit dem Motorrad, 1997 der erste Etappensieg im Auto und zwei Jahre später Platz drei in der Gesamtwertung. 2001 wechselte Kleinschmidt ins Mitsubishi-Team und ging fortan mit einem Vorjahres-Pajero auf Punktejagd, der rund 200 Kilogramm schwerer war als die aktuellen Werkswagen. Ein Nachteil, den die Pilotin mit perfekt gestalteten Prüfungen ausglich.
Während die deutschen Medien die erste Frau auf dem Rallye-Thron als Sensation zelebrierten, erfüllten Kleinschmidt weder der Erfolg im Geschlechterkampf noch die Tatsache, dass sie ihren ehemaligen Lebensgefährten Schlesser überflügelt hatte, mit besonderem Stolz. „Die erste Frau zu sein, ist nicht das Wichtigste für mich“, sagte die studierte Physikerin. „In erster Linie bin ich ein Fahrer.“