Fritz Walter - Das Jahrhunderttor einer Fußballlegende
Fußball-Weltmeister Fritz Walter ist bereits eine Legende, als er 1956 mit seinem 1. FC Kaiserslautern nach Leipzig fährt, um gegen DDR-Meister Wismut Karl-Marx-Stadt ein Freundschaftsspiel zu bestreiten. 110.000 Zuschauer werden Zeuge eines unglaublichen Hackentors, das der Pfälzer noch im Fallen hinter seinem Rücken erzielt.
Fritz Walter (rechts) gelingt mit der Hacke ein Kunststück. Der Treffer wird Kult, nicht nur bei Lautern-Fans. Archivfoto: Stadt Kaiserslautern
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CHEMNITZ. Hätte es damals schon Internet und YouTube gegeben, wäre diese Szene ein Millionen-Klicker geworden. Dummerweise gab es beides am 6.Oktober 1956 noch nicht. Deshalb ist von jener Szene, die das Magazin „11 Freunde“ als „„einzig legitimes Jahrhunderttor der nationalen Fußballgeschichte“ bezeichnete, nur eine grobkörnige Schwarz-Weiß-Fotografie geblieben.
Der Mann, der an jenem verregneten Oktobersamstag ein Kleinod der Sportgeschichte schuf, war allerdings schon vor 60 Jahren eine Legende. Zwei Jahre zuvor war Fritz Walter der Anführer der „Helden von Bern“, hatte mit der deutschen Nationalelf den Weltmeistertitel geholt.
Entsprechend groß war die Vorfreude in Leipzig, als im Herbst 1956 der amtierende DDR-Meister Wismut Karl-Marx-Stadt den 1. FC Kaiserslautern zu einem Freundschaftsspiel empfing.
110.000 Zuschauer wollen Lauterer in Leipzig sehen
Die Walter-Elf war auch im Osten längst Legende, 110.000 Zuschauer verstopften die Ränge des erst vor zwei Monaten eröffneten Zentralstadions.
Am Ende siegte der FCK mit 5:3, doch sieben Treffer gerieten bald in Vergessenheit. Alles redete nur noch von Fritz Walters Jahrhunderttor mit der Hacke. In Ermangelung von Bewegtbildern lassen wir den Meisterschützen selbst zu Wort kommen. In einem Buch hat Walter den Treffer 1962 so geschildert: „Der von rechts kommende Flankenball senkte sich hinter meinem Rücken. Da ließ ich mich nach vorne fallen, fast in den Handstand und schlug mit der Hacke zu. Aus zwölf, fünfzehn Metern Entfernung flog der Ball haarscharf ins obere Toreck. Dass es ein Tor wurde, war (...) Glück. Dass ich in dieser Situation aber überhaupt an den Ball kam und ihn traf, das war kein Glück.“ Jedem anderen hätte man so eine Aussage als Arroganz ausgelegt. Nicht so dem damals schon 36 Jahre alten Fritz Walter, der sich diese Körperbeherrschung durch unermüdliches Training angeeignet hatte.
Die ARD-Fernsehzuschauer haben Klaus Fischers Fallrückzieher-Treffer gegen die Schweiz von 1977 zum „Tor des Jahrhunderts“ gekürt. Hätte am 6. Oktober 1956 in Leipzig eine Kamera gestanden, die Wahl wäre womöglich anders ausgegangen.