Sebastian Vettel nutzt im zweitklassigen Toro Rosso in Monza 2008 die Wettergunst der Stunde - und gewinnt im regulären Regenrennen ungefährdet seinen ersten Grand-Prix.
Sebastian Vettel – noch ohne den Zeigefinger – feiert seinen ersten Formel-1-Sieg. Archivfoto: dpa
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
Von Björn-Christian Schüßler
Monza. Sebastian Vettel im Ferrari schien auf der Formel-1-Strecke des italienischen Grand Prix’ in den vergangenen Jahren keine allzu erfolgreiche Kombination. Dabei hat der Heppenheimer doch mit einem Ferrari-Motor schon einmal in Italien gewonnen.
Es war 2008. Vettel bestritt seine zweite Saison als Fahrer der Formel 1, im zweitklassigen Team Toro Rosso-Ferrari, hervorgegangen aus dem Minardi-Rennstall. Das deutsche Talent hatte bereits in früheren Rennen mit Platzierungen in den Punkten auf sich aufmerksam machen können, als er in Monza zum Qualifying in sein Auto stieg. Fürwahr hatten die Mechaniker einen prima Job gemacht. Doch was Vettel am Nachmittag des 13. September auf den Asphalt zauberte, davon hätte die Motorsport-Szene vermutlich noch Jahre gesprochen. Doch die sensationelle Pole Position war nur einen Tag später aus aller Munde – feierte der Youngster im eigentlich zu schwach motorisierten Farmteam von Red Bull Racing seinen ersten Sieg in der Formel 1.
Renntaktik mit Intermediates ist genau die richtige
Ja, es regnete am Monza-Wochenende immer wieder in Strömen. Doch alle Experten und Zeitzeugen betonten in der Berichterstattung zum großen Tag des Sebastian Vettel, dass der Regenkünstler, der nach einer Safety-Car-Phase einen unnachahmlichen und fehlerlosen Start-Ziel-Sieg feierte, mitnichten der Glücklichste im Wetterchaos war. Vielmehr gelang der Erfolg des Teams um Sportchef Gerhard Berger aufgrund einer ausgeklügelten Teamstrategie mit zwei Boxenstopps, einer herausragenden fahrerischen Leistung des damals 21-jährigen Vettels sowie falscher Entscheidungen der Konkurrenz. So entschied der WM-Führende im McLaren-Mercedes, Lewis Hamilton, bei seinem geplant letzten Boxenstopp weiter mit Regenreifen zu fahren – ein Fehler. Denn die durchweichte Strecke trocknete spürbar ab, die Autos mit Intermediates nahmen fix Tempo auf.
Während Vettel vorne einsam seine Runden zog, musste der Brite seine Aufholjagd nach schwachem Qualifying schließlich früh abbrechen. Am Ende genoss Vettel vor Heikki Kovalainen im zweiten McLaren und Robert Kubica im BMW-Sauber das Schauspiel mit Champagner und Pokal auf dem Siegertreppchen. „Das ist der beste Tag meines Lebens“, schrie er in die Menge. Der neue deutsche Formel-1-Star war geboren.