Das Las-Vegas-Abenteuer der Mainzer Minigolferin Alice Kobisch
Ein Sieg in Ghana brachte Alice Kobisch zu einem Turnier nach Las Vegas. Dort erlebte Minigolferin Alice Kobisch vom 1. MGC Mainz eine komplett andere Sport-Welt.
Von Bardo Rudolf
Sportredakteur Mainz
Alice Kobisch brachte nach Las Vegas die Flagge ihres Wohnortes Einhausen mit dem „Giggel“ als Gemeinde-Tier mit.
(Foto: L. Kobisch)
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LAS VEGAS/MAINZ - Als Alice Kobisch in Las Vegas landete, wusste sie zwar, wie das Turnier heißt, an dem die Minigolferin des 1. MGC Mainz in den kommenden Tagen teilnehmen sollte. Und dass es dabei um ein enormes Preisgeld von insgesamt 180 000 US-Dollar (rund 157 000 Euro) geht. Was genau sich jedoch hinter der „MSOP“ verbarg, davon hatte sie noch keine Ahnung. 2500 Dollar kostet normalerweise ein Startplatz dort. Kobisch hatte sich einen kostenlosen erspielt, weil sie, und das ist ein weiteres Schmankerl dieses spannenden Abenteuers, Ende Juli in der ghanaischen Hauptstadt Accra die Afrika-Meisterschaft im Minigolf geworden hat. Nun weiß sie: MSOP steht für Major Series of Putting. Es gewinnt also, wer auf Golfplätzen am besten auf den Grüns einlochen kann. Und Alice Kobisch ist als eine der besten Minigolferinnen der Welt gegen die Putting-Profis doch nahezu chancenlos.
„Es waren viele dabei, die den ganzen Tag lang nichts anderes machen, als zu putten“, hat Kobisch gelernt. Und deshalb schlugen die besten Athleten auch ein Ass nach dem anderen, während Kobisch in der Regel zwei Schläge brauchte. So verpasste sie auch den Cut nach drei Runden um acht Schläge deutlich. Aus drei bis 30 Metern mussten alle Teilnehmer den Weg ins Loch finden. Und von Durchgang zu Durchgang änderte sich die Abschlagsstelle. „Das ist also nicht so wie beim Minigolf, bei dem die Bahnen immer gleich gespielt werden und man drei Wochen lang genau diesen Ablauf übt. Man muss sich stattdessen in jeder Runde neu einstellen“, berichtete Kobisch.
Der Naturrasen und seine eigenen Gesetze
Und das auf Naturrasen, einem Belag, auf dem Minigolfer nie spielen. Immerhin erhielt Kobisch den Tipp: „Wenn es warm ist, dann rollt der Ball am Nachmittag langsamer als morgens, weil dann das Gras gewachsen ist.“ Auch die Berechnung von Bodenunebenheiten und Wellen fiel Kobisch schwer. „Es war eben ganz etwas anderes und nicht nur deshalb sehr interessant“, erklärte sie. „Und einige Asse sind mir dann ja doch gelungen.“
Obwohl sie vor Wettkampfbeginn wie alle Starter nur eine Übungsrunde spielen durfte. Das hatte aber auch Vorteile für Kobisch. „Wenn wir zu einem Minigolf-Wettbewerb fahren, sehen wir normalerweise nichts von der Stadt, in der wie spielen, weil wir nach der Ankunft den ganzen Tag trainieren. Hier waren aber keine Einheiten vorab möglich. Und deshalb hatten wir Zeit zum Sightseeing“, berichtete sie. Zumal ihre Kinder Laura und Luca mit in die USA gereist waren. Dort schauten sie sich fasziniert die Stadt an und waren auch schon unterwegs in den Grand Canyon. Doch dieser Trip endete mit einer Enttäuschung. „Dort regnet es nur einmal im Jahr, und das war der Tag, an dem wir unterwegs waren“, sagte Kobisch. Und es regnete so heftig, dass der Reiseführer die Fahrt dorthin abbrach. „Das durfte echt nicht wahr sein“, sagte Kobisch.
Aber das war auch ihr einziges Negativerlebnis in Las Vegas. Denn das sportliche Abschneiden war für sie diesmal zweitrangig. Da ärgerte es sie auch nur wenig, dass sie nicht nur im Einzel, sondern auch im Mixed mit Mat Baroudi den Cut klar verpasste. Baroudi ist ein in Las Vegas lebender Ghanaer, der den männlichen Startplatz des Landes erhielt, weil aus dem afrikanischen Land, auch wegen Visa-Problemen, niemand in die USA anreiste.
Insgesamt hatte sich die Teilnahme an der Afrika-Meisterschaft in Ghana für Kobisch also doppelt gelohnt. Sie gewann dort den Titel und das Startrecht in Las Vegas. Warum sie in Ghana überhaupt dabei war, erklärte sie mit einer Tradition: „Ich war vor einigen Jahren dabei, als in China die erste asiatische Meisterschaft ausgetragen wurde, und ich wollte jetzt auch bei der ersten afrikanischen Meisterschaft dabei sein.“ Die dominierte sie, wie auch ihr MGC-Kollege Christian Pannek, der ebenfalls in Accra gestartet war. Da war sie voll in ihrem Metier. In Las Vegas war sie dann aber staunende Anfängerin in einer anderen Sport-Welt.