TGM Gonsenheim ist auf der Suche nach wichtigen Führungspersonen. Kein Einzelfall im Vereinsleben: "Fast überall das Gleiche."
Von Peter Schneider
Sportredaktion Mainz
Symbolfoto: dpa
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MAINZ - Auch einen der größten Mainzer Breitensportvereine hat es bei der letzten Mitgliederversammlung erwischt: Es fehlen Kandidaten für acht Vorstandsposten bei der TGM Gonsenheim - zuvorderst werden ein Zweiter Vorsitzende sowie zwei Kassierer weiterhin gesucht. Ein Phänomen, das in immer mehr Vereinen zu beobachten ist.
Gespräche mit zwölf Kandidaten hatte Andreas Maurer, Vorsitzender und Geschäftsführer, im Vorfeld geführt. "Es war fast immer dasselbe", blickt der 51-Jährige zurück: "Die Leute wollen - aber sie bekommen es zeitlich nicht auf die Kette." Da ist der gerade begonnene Hausbau oder der gerade zur Welt gekommene Nachwuchs, in einem Fall die Pflege der Eltern. Alles für sich genommen mehr als nachvollziehbare Gründe. In der Summe bedeutet das: "N.N." als Platzhalter auf der Homepage bei wichtigen Vereinslenkern.
Und jetzt? "Wir werden noch mal unser Netzwerk nutzen und intensiv nach Vorschlägen suchen", sagt Maurer. Im besten Fall wäre bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung, die nach den Sommerferien stattfinden soll, schon jemand wählbar. Wichtig wäre vor allem ein Zweiter Vorsitzender, ein Nachfolger von Rolf Gäbler (68, hört nach fast zwölf Jahren im Vorstand auf). Denn: "Wenn mir was passieren würde, wäre der Verein führungslos", verweist Maurer auf den "BGB-Vorstand". Demnach haben bei der TGM nur diese beiden Posten diese Stellung eines gesetzlichen Vertreters.
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Ist es vielleicht auch die Angst vor der Verantwortung, im schlimmsten Fall vor der Haftung? "Die Frage kam in den Gesprächen auch", sagt Maurer: "Aber solange wir nicht grob fahrlässig handeln, wird es keine Probleme geben. Zudem hat die TGM eine Versicherung abgeschlossen, die uns schützt."
Das Problem liegt tiefer. "Ich sehe es ja bei Treffen des Stadtsportverbands", sagt Maurer: "Es ist fast überall das Gleiche." Die Besetzung des Vorstands wird immer schwieriger. Das beginnt schon beim Interesse für dessen Arbeit: Von den rund 2100 Mitgliedern der TGM kamen gerade mal 26 zur Versammlung mit den Wahlen. Auch dieses Desinteresse kennt man in anderen Vereinen. "Corona hat nicht gerade dazu beigetragen, die Bindung zum Verein zu festigen", sagt Maurer, der seit 2009 neben dem Ehrenamt als Vorsitzender in Doppelfunktion die TGM als Geschäftsführer hauptamtlich führt. Der Krieg in der Ukraine ist die nächste Krise, inklusive vieler negativer Folgen. "Ich habe das Gefühl, dass der Egoismus zunimmt", sagt der TGM-Boss, "viele schauen, dass sie ihre Schäfchen ins Trockene kriegen."
Das will er nicht pauschalisieren, hat er doch täglich viele fleißige Ehrenamtler um sich herum: "Wir wollen alle zusammen dem Egoismus entgegenwirken." In der TGM engagieren sich mehr als 100 Trainerinnen und Trainer, Übungsleiter und Helfer - rund 95 Prozent ehrenamtlich. "Wir sind sehr gut aufgestellt", sagt Maurer, Mitglied seit 1988. An diesem Samstag, von 13 bis 16 Uhr, feiert die TGM-Familie vor der vereinseigenen Halle in der Kirchstraße das Sommerfest. Wer weiß: Vielleicht bringt das Netzwerk bei Sonne und Spiel ja jemanden, der zumindest ein "N.N." im Vorstand ersetzen kann.