Gehört dem Nachwuchskader an, der am Bad Kreuznacher Bundesstützpunkt trainiert: Fiona Kaletka. Archivfoto: VfL Bad Kreuznach
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BAD KREUZNACH - Walter Senft versteht die Welt nicht mehr. Gebetsmühlenartig zählt der Sportwart des KSV Bad Kreuznach die wichtigsten Fakten auf, die sportlichen Erfolge und die Kadersportler, und was sonst noch alles für den Kanuslalom-Bundesstützpunkt an der Nahe spricht. Und es ist im Vergleich zum konkurrierenden Stützpunkt Hohenlimburg eine Menge. Senft sagt: „Acht von 17 Nachwuchskadersportler trainieren in Bad Kreuznach. Das ist die Zukunft. Wir fördern die Zukunft.“ Und gerne würde er jetzt mit der Faust auf den Tisch hauen, um der Sache Nachdruck zu verleihen, denn so schwer könne das ja wohl nicht zu verstehen sein.
Offensichtlich doch. Die Sportministerkonferenz – und damit auch in Duisburg ansässige Deutsche Kanu-Verband (DKV), der als Fachverband seine bzw. keine Empfehlung abgegeben hat – hat den Bundesstützpunkt Bad Kreuznach nicht auf die sogenannte Positivliste gesetzt, sieht die Zukunft des deutschlandweiten Kanuslaloms in Augsburg, Leipzig und eben Hohenlimburg (NRW).
Das wissen sie in Bad Kreuznach nun schon eine ganze Weile, weit vorher pfiffen es die Spatzen von den Dächern. Die drei Kreuznacher Kanuvereine hielten sich anfangs zurück, überließen den „maßgebenden Stellen“ (Senft) das Heft des Handelns. Der Verband und der Sportbund würden schon intervenieren, es irgendwie hinbiegen und hinkriegen. Ein Fall von Denkste. Die Reaktion sei nicht wie gewünscht gewesen, stellt der KSV-Sportwart fest, „keine der maßgebenden Stellen hat um den Stützpunkt gekämpft, während sich Hohenlimburg sofort gerührt und alle Hebel in Bewegung gesetzt hat“. Kopfschütteln. Unverständnis. Und jetzt?
„Wir wissen, dass wir spät dran sind“, sagt Senft. Die drei Kreuznacher Vereine (KSV, RKV, VfL) versuchen nun, zu retten, was möglicherweise nicht mehr zu retten ist. Kurz vor Weihnachten hatten sie die heimische Abgeordnete und CDU-Landeschefin, Julia Klöckner, um Unterstützung gebeten. Klöckner schrieb dem zuständigen Bundesminister Dr. Thomas de Maiziére, warb für den Erhalt des Stützpunktes. In dieser Woche kam die Antwort des Innenministers, die der AZ vorliegt: „Dass der Standort Bad Kreuznach nicht auf die Positivliste der Länder gesetzt wurde, lässt darauf schließen, dass sich Rheinland-Pfalz dem derzeitigen sportfachlichen Votum des DOSB anschließt und den Standort künftig nicht mehr als Bundesstützpunkt befürwortet.“ Die Sache ist also beschlossen, die Verantwortung wird gerne weitergeschoben.
Walter Senft und seine Mitstreiter wollen das nicht akzeptieren. Sie haben ihr Unverständnis über den Beschluss in einem Schreiben an einen großen Verteiler (u.a. DOSB, DKV, Landessportbund, Sportkreis, Ministerpräsidentin, OB) zum Ausdruck gebracht. „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“, ist Senft überzeugt, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) habe auf eine endgültige Entscheidung im September 2018 verwiesen. Man wolle sich bemühen, dass die Bundesmittel nicht gänzlich eingestellt werden und auch die Trainerstelle erhalten bleibt. Wie die Realität aussieht? Würden die Bundesmittel, die etwa ein Drittel des Stützpunktbudgets ausmachen, gestrichen, würde es als Landesstützpunkt weitergehen. Was wegfällt, müsste kompensiert werden. Eine Lücke dürfte trotzdem bleiben.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Senft, „ich verstehe den Radikalschlag in der Sportreform nicht ganz. Wir sind doch mit den vier Standorten bestens aufgestellt und reißen es bei Olympia oft raus. Warum muss man zwanghaft etwas ändern, wenn es erfolgreich ist?“ Er kann sich nur wiederholen: „Was wir in Bad Kreuznach machen – das ist die Zukunft.“ Ob diese Zukunft letztlich doch eine Zukunft hat, steht momentan in den Sternen. Fortsetzung folgt.