Geht es nach den Volleyballern in Mainz, sollte die Nationalmannschaft um Georg Grozer (links) und Tobias Krick häufiger im Fernsehen zu sehen sein. Foto: dpa
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MAINZ - (dri). Der Tennis-Boom nach den Erfolgen von Boris Becker und Steffi Graf. Der Fußball-Boom nach der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Der Volleyball-Boom nach dem sensationellen Gewinn der Silbermedaille bei der Europameisterschaft? Schön wäre es – sagen die Volleyballer aus Mainz. Nur der Glaube daran fehlt.
„Ich habe die Befürchtung, dass der positive Effekt schnell verpuffen wird“, sagt Eva Hoffmann, die in diesem Sommer von der TSG Bretzenheim zum Zweitligisten TG Bad-Soden gewechselt ist. Manuel Lohmann sieht das ähnlich. „Ein Hype hat immer auch etwas mit Kontinuität zu tun“, sagt das Urgestein des Zweitligisten TGM Gonsenheim. Und diese Kontinuität sei das große Problem. Vor allem wegen der Medien. „Der Erfolg bei der EM ist in der Breite völlig untergegangen. Ich bin der Meinung, die öffentlich-rechtlichen Sender haben eine gesellschaftliche Verantwortung und müssen auch Ballsportarten übertragen.“ Lange waren die EM-Partien der Deutschen nur im Livestream zu sehen. Erst das Finale gegen Russland wurde kurzerhand wegen der großen Nachfrage ins Hauptprogramm von Sport1 gelegt. „Volleyball kommt in Deutschland nur in der Szene vor. Nur Volleyballer wissen über Volleyball Bescheid“, sagt Alexander Böhler vom Oberliga-Neuling VC Mainz. „Sonst kaum jemand. Das ist traurig. Es fehlt komplett die Aufmerksamkeit. Meistens kommen deshalb nur die Kinder zum Sport, deren Eltern schon dabei sind.“ Volleyball sei ein Generationensport. Das mache es auch so schwierig, Kinder, Jugendliche und Nicht-Volleyballer für den Sport zu begeistern, findet Katrin Bohrmann, Kapitänin der TSG Bretzenheim. „Wir müssen sehr viel Werbung machen, um Jugendliche für diesen tollen Sport zu gewinnen.“ Dabei spiele es auch eine Rolle, dass Volleyball anspruchsvoller sei als etwa Fußball. „Beim Fußball braucht man schließlich nur einen Ball und zwei Gegenstände für die beiden Torpfosten.“ Für Eva Hoffmann ist auch das „komplizierte Regelwerk“ ein Faktor. „Für die normalen Zuschauer ist das auf Anhieb nicht einfach zu verstehen“, sagt die Außenangreiferin.
Kaum öffentliche Aufmerksamkeit, anspruchsvolle Voraussetzungen – „das alles führt dazu, dass ich in der Schule manchmal Achtklässler vor mir habe, die gar keine Idee davon haben, was Volleyball ist“, sagt Lehrer Lohmann. Und sieht hier wiederum die öffentlich-rechtlichen Medien in der Pflicht. „Rodeln werden die Kinder in der Schule sicher nie.“
Einziger Hoffnungsschimmer der Sportler: Durch die großen Erfolge der Beachvolleyballer um Julius Brink, Jonas Reckermann, Laura Ludwig und Kira Walkenhorst könnte die momentane Euphoriewelle aus dem Sand in die Halle schwappen. „Beachvolleyball hat unserem Sport auf jeden Fall schon einen Push gegeben“, sagt Alexander Böhler. „Hoffentlich können wir weiter davon profitieren.“