Neun Teams haben sich aus dem Ligabetrieb zurückgezogen, die meisten davon coronabedingt.
Von Michael Heinze
Heike Beiser und der TTC Bubenheim wollten kein Risiko eingehen.
(Archivfoto: TTC)
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MAINZ-BINGEN - Diese Abmeldewelle ist durchaus von historischem Ausmaß: Neun Mannschaften von der Verbandsliga bis zur fünften Kreisklasse – so viele Teams haben sich im Tischtennis-Kreis Bingen noch nie zuvor vom Spielbetrieb zurückgezogen. Zumindest nicht in einer Saison und binnen so kurzer Zeit. Wir haben uns bei einigen Vereinen umgehört, wie sie die Rückzieher einordnen.
„In unserer vierten Mannschaft wollte einfach keiner spielen – und jeder hatte individuelle Gründe“, erläutert Christian Just, Abteilungsleiter des TSV Wackernheim, bei dem zwei Formationen (Bezirksoberliga und Kreisliga) die Fliege machten. Als da wären: keine Gefährdung für sich selbst, die Familie oder die Firma. Kein Bock, sich auch in der Freizeit mit Corona-Maßnahmen zu befassen. Oder schlicht keine Lust, unter diesen Bedingungen zu spielen.
In der „Dritten“ stellt sich die Situation etwas anders dar. „Hier war die personelle Besetzung der zweiten Mannschaft ausschlaggebend für den Rückzug“, so der Gymnasiallehrer. „Stefan Kröhl war am Anfang krank, Christian Mallmann ist verletzt, Jan Meierhöfer steht nur ausnahmsweise zur Verfügung und Dieter Wrozdek arbeitet Schicht. Da bleiben noch zwei Stammspieler übrig, und so groß war die Lust nicht, an jedem Wochenende zweimal an die Platte zu gehen. Das hätte als Grund schon gereicht – aber manchmal spielen die Mannschaften auch noch gleichzeitig.“ Daher habe man einstimmig für den Rückzug votiert.
ABMELDUNGEN IM TT-KREIS BINGEN
Männer: TSV Wackernheim III (Bezirksoberliga Nord) TTC Bubenheim III (zweite Kreisklasse) TSV Wackernheim IV (zweite Kreisklasse) TSV Nieder-Hilbersheim (dritte Kreisklasse) TTSG Bingerbrück-Rotamint V (fünfte Kreisklasse).
Frauen: TTC Bubenheim (Verbandsliga), TSG Heidesheim II (Bezirksoberliga Nord), TSV Nieder-Hilbersheim II (Bezirksliga Nord).
Jugend: TTG Bingen/Münster-Sarmsheim III (zweite Kreisklasse).
Nächste Saison werde die vierte, wie auch die dritte Mannschaft je eine Klasse tiefer antreten, wenn die Regularien nicht noch geändert würden. „Das ist uns aber egal“, zuckt der Pädagoge mit den Schultern. „Wir haben übrigens noch drei Mannschaften – unsere Fünfte ist nach wie vor aktiv.“
Spielerinnen gehören zum Teil zur Risikogruppe
Der Rückzug der Frauen des TTC Bubenheim aus der Verbandsliga Rheinhessen hat derweil vor allem mit gesundheitlichen Aspekten zu tun. „Da wir im Altersschnitt zum Teil schon zur Risikogruppe gehören und auch ein Mann einer Kameradin schwer lungenkrank ist, wollten wir als Mannschaft kein Risiko eingehen und waren uns mit dem Rückzug der Mannschaft für diese Saison einig“, schildert Spielführerin Heike Beiser. „Durch Corona wurde vom Verband ja entschieden, dass wir nächstes Jahr nur eine Klasse tiefer an den Start gehen können und nicht ganz unten wieder anfangen müssen. Damit können wir leben. Auch mit Abstand sagen wir: Es war die richtige Entscheidung.“
Sie und ihre Kolleginnen würden in diesen Zeiten auch aufs Training verzichten. „Die steigenden Zahlen von Corona-Infektionen untermauern unseren Entschluss“, so die 55-Jährige, die im Sommer als Ausgleich mehr Rad fuhr als gewöhnlich. „Aber es fehlt einem schon etwas ohne Tischtennis.“ Auch bei den zweiten TTC-Herren hätten zwei Mann nicht mehr spielen wollen aus Angst vor dem Virus. „So musste die Zweite mit Spielern aus der Dritten aufgefüllt und diese zurückgezogen werden.“
Gleich zwei Teams weniger hat auch der TSV Nieder-Hilbersheim im Wettbewerb. „Unsere zweite Frauenmannschaft aus der Bezirksliga hat aufgrund von Corona-Risikopatienten und somit verbundenen Personalproblemen für diese Runde zurückgezogen“, berichtet Anja Neuberger, Abteilungsleiterin und Nummer zwei der ersten Mannschaft, die in der Bezirksoberliga angesiedelt ist. „Die Spielerinnen, die nicht betroffen sind, sind in unserer Mannschaft als Ersatz gemeldet.“ Beim dritten Männer-Team habe es „unterschiedliche Meinungen“ gegeben. „Hier wurde abgestimmt, und da die Mehrheit für einen Rückzug war, wurde das Team aus der dritten Kreisklasse abgemeldet. Sie werden, so hoffe ich, nächste Saison wieder starten.“
Steigende Infektionszahlen und Sorge um den Job
Charlotte Böcking von der TSG Heidesheim berichtet, die zweiten Frauen ihres Vereins mit der neuen Mannschaftsführerin Alisa Kilz habe sich die Entscheidung für den Rückzug nicht leicht gemacht. Aber die steigenden Infektionszahlen hätten die Spielerinnen doch dazu veranlasst, „aus Gründen der Vernunft die Mannschaft zurückzuziehen, nicht weiter ein Risiko einzugehen und auch um die Familien zu Hause zu schützen“. Die Gründe seien oftmals auch persönlicher Natur. Klar sei, dass der Beruf Vorrang habe. „Da geht es auch darum, dass man seinen Job nicht verliert. Mal gucken, ob in den kommenden Jahren überhaupt eine zweite Damen-Mannschaft zustande kommt.“