Pádel erobert Deutschland. Katrin Bäcker aus Mainz ist Nationalspielerin, hat schon bei WM und EM gespielt. Wie ein Match abläuft und wer die führende Nation in dem Sport ist.
MAINZ. Erfolgscoach Jürgen Klopp geriet förmlich ins Schwärmen. "Sensationell", findet der Liverpool-Trainer Pádel. Mehr noch. Es sei für ihn die Sportart seines Lebens. Katrin Bäcker kann das nur allzu gut nachvollziehen. Die 42 Jahre alte Diplomsportwissenschaftlerin ist eine Pionierin im Padel-Tennis in Deutschland. Pádel hat seine Ursprünge in Mexiko und ist eine Mischung aus Tennis und Squash. Gespielt wird immer Zwei-gegen-Zwei in einem 10x20 Meter großen Käfig mit einem Netz wie beim Tennis. Dahinter auf beiden Seiten Glaswände, die im Spiel mitbenutzt werden dürfen. "Es ist ein sehr taktisches Spiel, bei dem es ständig zwischen Offensive und Defensive hin- und hergeht", beschreibt Katrin Bäcker.
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Die gebürtige Hunsrückerin spielte als Jugendliche professionell Tennis, kam vor vier Jahren zufällig zum Padel-Tennis. "Einem Freund gehören die Pádel-Courts in Worms. Dort habe ich es ausprobiert", erzählt Bäcker. Gefühlte zehn Trainingseinheiten später war Bäcker, die an einer Mainzer Grundschule Sport unterrichtet, Nationalspielerin und WM-Teilnehmerin. Im vergangenen Jahr vertrat sie Deutschland erst bei der Europameisterschaft in Marbella (Spanien), dann bei der Weltmeisterschaft in Katar. Zweimal Platz acht sprangen heraus. "Das war eine riesige Erfahrung", schwärmt Bäcker und zeigt zum Beweis ein Handyvideo, wie sie und ihre Teamkolleginnen die deutsche Nationalhymne vor einem Spiel singen. "Meine Schüler durften die Spiele sogar gemeinsam in der Schule schauen."
Spanien ist das Nonplusultra
Den WM-Titel bei den Männern und Frauen in der pickepackevollen Arena sicherte sich Spanien, im Finale gegen Argentinien. Kein Wunder: Wenn in Madrid, Barcelona oder Valencia die Pádel-Profis spielen, kommen schon mal 10.000 Zuschauer und das Fernsehen überträgt live. In Paris sicherten sich in diesem Sommer Alejandro Galan und Juan Lebron, die Stars der Szene, auf der legendären Tennisanlage Roland Garros beim bislang größten Pádel-Event den Sieg.
Auch in Italien hat beinahe jedes kleine Städtchen inzwischen einen Court. Und selbst in Skandinavien boomt der Trendsport. In Deutschland gibt es dagegen noch Nachholbedarf. "Hier ist der Sport noch in den Kinderschuhen. Es gibt auch kaum gute Trainer. Wir zahlen die Kosten für Turniere selbst und müssen vom Job freigestellt werden", erzählt Nationalspielerin Bäcker.
Immerhin: Seit wenigen Wochen gibt es auf dem Gelände des TSV Schott auch den ersten Court in Mainz. Knapp 60.000 Euro hat der Bau des Platzes den größten Breitensportverein der Stadt gekostet. Eine spanische Firma rückte extra an, um in mehreren Tagen den blauen Untergrund samt Glaswänden und Netz zu verlegen.
Zunächst soll der Pádelplatz den Mitgliedern der Tennis-Abteilung des TSV Schott vorenthalten sein. "Wir wollen erst einmal schauen, wie es anläuft und wie groß das Interesse ist", sagt Ralf Radtke, Tennis-Abteilungsleiter des TSV Schott. Er kann sich vorstellen, dass der Court nicht der Einzige bleiben wird. Denn noch ist das Angebot überschaubar in der Region. In Wallau und Worms gibt es weitere Courts. Etwas mehr als 70 Courts gibt es in Deutschland - Tendenz steigend.
Angriff und Verteidigung immer im Team
Beim Pádel sei die Atmosphäre im Unterschied zum Tennis entspannter, hat Nationalspielerin Bäcker beobachtet. "Es gibt weniger Stress, selbst die Profis sind total respektvoll und bodenständig." Es wird immer im Doppel gespielt. "Man bewegt sich im Team ans Netz. Anders als im Tennis hat jeder Spieler seine Seite, die er verteidigt", erklärt Bäcker.
Aktuell muss sie wegen eines Kreuzbandrisses pausieren. Die WM in diesem Jahr findet daher ohne Bäcker statt. Doch im neuen Jahr will die 42-Jährige wieder angreifen - vielleicht noch das ein oder andere große Turnier spielen. Dann werden in Mainz auch ihre Schüler wieder begeistert vor dem Fernseher sitzen.