Alemannia Nackenheim: Spendenaufruf für Energiekrise

Ringerhalle Alemannia Nackenheim

Der Nackenheimer Ringer-Bundesligist ruft öffentlich laut um Hilfe: Die Energiekrise droht den Verein „zu vernichten”. So ernst steht es um den SVA.

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Nackenheim. Der SV Alemannia Nackenheim bangt um seine Existenz – erneut. Bereits die Corona-Krise hatte der Verein des Ringer-Bundesligisten nur mithilfe von Landesmitteln überstanden. Nun gerät der finanziell angeknockte Club von der einen in die nächste Krise. Die steigenden Energiepreise bereiten den SVA-Verantwortlichen große Sorgen. Jetzt wollen sie reagieren, bevor es zu spät sein könnte. Ihr Mittel ist ungewöhnlich: In einem Schreiben an Mitglieder, Fans und Gönner, das am Mittwoch veröffentlicht wurde, ruft der SVA um Hilfe und zu Spenden auf: „Jede Spende hilft“, heißt es in einem Brief des Vorstands, dessen drastische Wortwahl tief blicken lässt: Die Energiekrise stelle den Verein vor „Herausforderungen, die uns nach den Verlusten der letzten Saisons zu vernichten drohen.“ Es gehe darum, „den Traditionsverein am Leben zu erhalten“. Die Erklärung: „Die monatlichen Kosten des Vereins steigen in die Höhe, sodass wir bald vor einer Summe stehen werden, die wir in unserer derzeitigen finanziellen Situation nicht bewältigen können.“

Was den Verein hauptsächlich wie bereits während der Pandemie in die Bredouille bringt, ist die eigene Sportstätte: Die Nackenheimer Ringerhalle – vor fast 60 Jahren erbaut – gehört dem Verein. Der eigentliche Segen wird derzeit zum Fluch: Alle laufenden Kosten, Heizung, Wasser und Strom, stemmt der Club selbst, vor allem durch Pachteinnahmen in der Halle ansässiger Gastronomie und Zuschauereinnahmen aus Bundesliga-Kämpfen. Während der Pandemie brach beides teils komplett bzw. teils stark ein.

Im Vergleich zur Corona-Krise sind es jetzt allerdings nicht die Einnahmen, die Sorgen bereiten, sondern die Ausgaben. Zwar werde bereits Energie gespart, zählt SVA-Interimsvorsitzender Michael Ruthard Maßnahmen auf: Die Heizung laufe nur noch an Trainingstagen, zudem nicht mehr so warm, und die Sauna, in der die Athleten für Kämpfe abschwitze, nur noch freitags. Die Heizung ganz abschalten oder Duschen kaltstellen, mag der Vereinschef aber nicht. „Dann können wir auch ganz aufhören“, sagt er.

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Wie hoch die Kosten für Gas und Strom künftig tatsächlich sein werden, weiß Ruthard noch nicht. Doch er rechnet mit dem Schlimmsten. Bisher hätten die Einnahmen gerade so ausgereicht, um die Ausgaben zu deckeln, so der Vereinschef. Nun weiß er nicht mehr, wie er künftige Rechnungen begleichen soll. Mitgliedsbeiträge zu erhöhen, an der Stellschraube möchte der Verein nicht drehen, wohl wissend, dass auch der Geldbeutel der Mitglieder unter der aktuellen Krise leidet. Auch politische Rettung für den Sport ist noch nicht in Sicht, wenn auch der neue Landessportminister Michael Ebling am Dienstag erst an Bundes-Wirtschaftsminister Robert Habeck appellierte, auch Sportvereine in Entlastungspakete des Bundes aufzunehmen.

Vorbild Nürnberg: 6.800 Euro in einer Woche eingesammelt

In Nackenheim herrschen Ratlosigkeit und wenig Vertrauen in die Politik vor. „Wir wollen uns darauf nicht verlassen“, sagt Ruthard. Mit der Spendenaktion will der Club das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen. Die Idee dafür kommt aus Nürnberg. Bereits Anfang Oktober hatte hier der SV Johannis, ebenfalls Ringer-Bundesligist, einen Spendenaufruf gestartet und so bereits nach gut einer Woche 6.800 Euro (Stand 20. Oktober) eingenommen. „Es kann sein, dass das bei uns nicht so gut klappt“, weiß Ruthard, „Nürnberg ist eine Stadt, da läuft so etwas meistens besser.“ Unversucht lassen möchte der Verein die Spendenaktion allerdings nicht. Auch dass diese den Verein nicht lange über Wasser halten dürfte, ist den Verantwortlichen klar. „Es geht darum, die Zeit zu überbrücken, bis es langfristige Lösungen gibt“, sagt der SVA-Vorsitzende. „Wir müssen uns Zeit verschaffen.“ An langfristigen Lösungen werde gearbeitet, heißt es in dem Spendenaufruf. Welche das sind, bleibt darin offen.

Vom Bundesliga-Betrieb sei die Aktion indes abgekoppelt, betont Ruthard. Was auch heißt, dass Spenden beispielsweise nicht dafür genutzt werden sollen, kostspielig ausländische Athleten für Ligakämpfe einzufliegen. Das Geld soll eins zu eins in den Betrieb der Ringerhalle, in der neben einer Handvoll Bundesliga-Athleten auch Kinder und Jugendliche sowie Breitensportler trainieren, fließen. „Es geht hierbei nicht darum, die Bundesliga zu stemmen, sondern den Verein zu retten“, sagt Ruthard.

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