„Zwei Tage mit Dauergrinsen rumgelaufen“: Niklas Kaul schwärmt von seinem EM-Debüt
Richtig stark: Niklas Kaul beendete seinen ersten Zehnkampf auf der ganz großen Bühne mit 8220 Punkten und dem vierten Platz bei der Europameisterschaft in Berlin. Fotos: dpa
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BERLIN - Am Mittwochabend fieberten zahlreiche Zuschauer vor den Fernseher mit als Niklas Kaul im abschließenden 1500-Meter-Lauf nochmals die letzten Reserven mobilisierte und bei Leichtathletik-EM in Berlin noch auf einen überragenden vierten Platz im Zehnkampf lief. Der gebürtige Saulheimer setzte damit eine ordentliche Duftmarke bei seinem ersten internationalen Großereignis bei den Erwachsenen. Im AZ-Interview spricht der 20-Jährige über seine Erfahrungen, die Party danach und die nächsten großen Ziele.
Herr Kaul, wie war die große Party nach dem Zehnkampf und wie haben Sie geschlafen?
Geschlafen habe ich nicht viel. Wir waren erst um 0.30 Uhr aus dem Stadion draußen, danach noch ein bisschen im EM-Klub des DLV. Gegen 4 Uhr bin ich eingeschlafen und musste am frühen Morgen schon wieder raus.
Und wie war die Stimmung während des Wettkampfes? Haben Sie viel von der Atmosphäre mitbekommen?
Ich bin eigentlich zwei Tage mit einem Dauergrinsen herumgelaufen. Zumindest im Stadion. Das war etwas ganz Besonderes. Ich habe auch viel von der Stimmung profitiert, besonders wenn ich mal richtig platt war. Das gibt einem schon einen extra Push.
Richtig stark: Niklas Kaul beendete seinen ersten Zehnkampf auf der ganz großen Bühne mit 8220 Punkten und dem vierten Platz bei der Europameisterschaft in Berlin. Fotos: dpa Foto:
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Sportlich stehen 8220 Punkte zu Buche. Das war Bestleistung für Sie bei den Erwachsenen. Ab wann haben Sie damit gerechnet?
Bis zum 1500-Meter-Lauf habe ich darüber gar nicht nachgedacht. Dann wusste ich, dass ich tatsächlich noch nach vorne laufen kann, und habe alles dafür gegeben. Ich bin damit sowas von zufrieden. Man muss aber auch bedenken, dass am Ende nur 15 von 28 Athleten in allen Disziplinen gepunktet haben. Das waren natürlich außergewöhnliche Bedingungen – und das zeigt auch, wie schwierig es war, bei diesen äußeren Bedingungen einen Zehnkampf zu machen.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Einzelleistungen?
Am ersten Tag war eigentlich alles okay, auch wenn natürlich ein bisschen mehr möglich gewesen wäre. Beim 400-Meter-Lauf bin ich dann aber etwas eingebrochen. Am zweiten Tag bin ich im Hürdenlauf nicht gut reingekommen. Vorm Diskuswurf habe ich immer ein bisschen Angst, weil das oft der Knackpunkt ist. Nach meinem guten ersten Versuch konnte ich dann aber ein bisschen was riskieren. Stabhochsprung war solide in der Mittagshitze und der Speerwurf war dann natürlich der Tiefpunkt des gesamten Zehnkampfes. Aber so ist das manchmal. Der Kopf hat mega Bock, aber die Beine machen nicht mehr richtig mit. Das ist natürlich bitter.
Mit ein paar Metern mehr, also einer Speerwurf-Leistung wie man sie von Ihnen erwarten konnte, wäre auch Bronze möglich gewesen. Hand aufs Herz: Wie sehr ärgert Sie das?
Natürlich ärgert mich das riesig. Nicht zwingend wegen Bronze, sondern weil ich richtig Bock aufs Speerwerfen hatte. Technisch war das dann aber katastrophal. Die Medaille wäre aber ohnehin irgendwie unangemessen gewesen, nachdem ich ja keine richtige Vorbereitung hatte. Der vierte Platz ist riesig für mich.
Wie war der Zusammenhalt im deutschen Team mit dem neuen Europameister Arthur Abele?
Ich bin mega gut aufgenommen worden. Wir haben uns auch sehr gut verstanden und gegenseitig unterstützt. Respekt auch vor Mathias Brugger, der auch am zweiten Tag, als er schon nicht mehr gestartet ist, weiterhin bei uns war und uns motiviert hat.
Was war der größte Unterschied zu den internationalen Turnieren im Juniorenbereich?
Es ist alles größer. Es sind mehr Zuschauer da und es ist mehr Stimmung drin. Von den Athleten her ist es aber ähnlich. Man steht die zwei Tage und die Disziplinen eben zusammen durch.
Beginnt für Sie jetzt bereits die Vorbereitung auf das WM-Jahr 2019?
Also ich werde am Montag ganz sicher nicht auf dem Trainingsplatz stehen. Danach steige ich mit Grundlagen wieder ein und dann liegt der Fokus auf 2019. Ich habe jede Menge Motivation, um den Weg auch in Richtung Olympia 2020 weiterzugehen. Die EM hat mir aber auch aufgezeigt, wo noch Defizite liegen und wie viel Arbeit noch nötig ist. Es wäre aber auch schade gewesen, wenn ich mit 8220 Punkten schon am Limit angekommen wäre.