Süddeutsche Meisterschaften: USC-Sprinter Yanic Berthes läuft auch gegen die eigenen Ansprüche
Von Tommy Rhein
Freier Mitarbeiter
Yanic Berthes startet in Erding über 100 und 200 Meter und mit der Staffel. Archivfoto: Görlitz
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MAINZ - Bei einem Sprint über 100 Meter können Kleinigkeiten entscheidend sein. Bereits ein minimaler Fehler kann am Ende die Hundertstel ausmachen, die zum Sieg fehlt. Höchste Konzentration und perfekte Technik sind nötig, um auf Leistungsebene erfolgreich zu sein. Fähigkeiten, die Yanic Berthes zweifellos mitbringt. Der USC-Sprinter hat dies bereits nachweisen können. Wettkämpfe – wie jüngst in Eisenberg – zeigen aber deutlich die Probleme, mit denen Berthes zu kämpfen hat. Bei den süddeutschen Meisterschaften in Erding am Wochenende will er es wieder besser machen.
Die Voraussetzungen sind gut. „Das Training war sehr ordentlich“, sagt Harry Letzelter, der zum Trainerteam des Sprinters gehört. Allerdings sei der auch vor den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften in Eisenberg in guter Verfassung gewesen. „Dort hat er dann allerdings verkrampft, sich deutlich unter Wert verkauft“, sagt Letzelter. 10,92 Sekunden über 100 Meter bedeuteten zwar Silber, waren jedoch deutlich langsamer als gewohnt. Frustrierend für Berthes, der daraufhin kurzerhand den Start über 200 Meter absagte und die Heimreise antrat.
Das ist nicht ungewöhnlich für den als sehr ehrgeizig bekannten Sprinter. In der Vergangenheit ließ er schon öfter Wettkämpfe ausfallen. „Es ist manchmal so, dass er mal für eine Weile verschwindet“, bestätigt Letzelter. Berthes’ Stärke ist jedoch, dass er auch immer wieder zurückkommt. Selbst eine Tumorerkrankung im Fußzeh, die ihn bereits zweimal zeitweise mattsetzte, konnte Berthes nicht lange in die Knie zwingen. Mehrfach kämpfte er sich zurück, setzte sich wiederholt große Ziele. Ehrgeizige Ziele. Vor zwei Jahren sprach Berthes gar von Olympia 2020, von der Diamond League und Übertragungen in Fernsehen. 2018 heißt die Realität hingegen Erding – und süddeutsche Meisterschaft.
TIEDE UND CO.: MAINZER FAVORITEN
Drei bis vier Titel erwartet Harry Letzelter vom USC Mainz. Die Hoffnungen ruhen dabei abermals auf U 18-Talent Gesa Tiede, die über 100 Meter Hürden und im Weitsprung Titelkandidatin ist. Cathrin Wicke startet nach ihrem USA-Aufenthalt als Mitfavoritin über 400 Meter Hürden.
Der TSV Schott setzt auf seine 3 x 1000-Meter-Staffel. Auch die 800 Meter-Expertinnen Bianca Prokopowicz und Alexandra Sokolova sind für Edelmetall gut. „Drei Medaillen und nochmals vier oder fünf Finalplatzierungen wären super“, sagt der Sportliche Leiter Matthias Ströher.
Dort ist Berthes am Wochenende über 100 und 200 Meter gemeldet. Und als Teil der 4 x 400-Meter-Staffel. Genug Möglichkeiten also, um sein Potenzial abzurufen. Der Fokus liegt aber nunmal auf den 100 Metern. Mit seiner Meldezeit von 10,77 gehört Berthes dort zwar nicht zu den Medaillenfavoriten. An einem guten Tag ist aber der Einzug ins Finale möglich. „Er müsste aber schon Bestzeit laufen“, weiß Letzelter. Für diese Saison dürfte das auch das realistischste Ziel bleiben. Konstant laufen, den nächsten Schritt machen – und sich dann im kommenden Jahr die nächsten Ziele setzen. Sprint ist schließlich auch Kopfsache.