Speerwerfer Julian Weber vom USC Mainz schmiedet nach seinem Saisonaus neue Pläne
Von Julia Sloboda
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Schwachstelle Ellbogen: Bis Julian Weber wieder Speer wirft, wird einige Zeit vergehen. Archivfoto: dpa
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MAINZ - Dass etwas nicht stimmte, war Julian Weber sofort klar. Dass es so schlimm sein würde, hatte der Speerwerfer des USC Mainz allerdings nicht gedacht. „Falsch gedacht“, sagte der 22-Jährige, nachdem feststand: Die Saison ist gelaufen. Denn der Einriss des Innenbandes am rechten Ellbogen – Webers Wurfarm – lässt sich nur mit einer Operation beheben. Was zunächst nur vermutet wurde, ist nach einem MRT in der vergangenen Woche nun Gewissheit.
Das bedeutet auch: Einen Speer wird der Olympia-Neunte von Rio de Janeiro so schnell nicht mehr werfen. Damit verpasst Weber auch die Weltmeisterschaft in diesem Jahr in London. Besonders ärgerlich ist das Saisonende, weil der Mainzer gut ins neue Jahr gestartet war. Mit 85,85 Metern war ihm ein richtig starker Auftakt geglückt, der Hoffnung auf mehr – vielleicht sogar die 90-Meter-Marke – gemacht hatte. „Das Jahr hätte gut werden können. Blöd, dass ich nicht zeigen kann, was ich drauf habe“, ärgert sich der USC-Athlet.
Dass das Band im Ellbogen, der beim Speerwurf stark strapaziert wird, etwas abkriegen könnte, war für Weber nur „eine Frage der Zeit“. „Das Band war durch 14 Jahre Handball und sechs Jahre Speerwurf stark vorbelastet“, sagt der 22-Jährige. Bestimmt sei es auch schon vorher eingerissen gewesen – „und jetzt eben noch mehr“. Zu viel oder falsches Training sieht der Mainzer nicht als Ursache der Verletzung.
Unabhängig von der Ursache muss Julian Weber kommende Woche unters Messer. Am Donnerstag wird ihm in Köln eine Spendersehne eingesetzt. Nach einem drei- bis viertägigen Krankenhausaufenthalt will er mit der Physiotherapie beginnen. „Und weitertrainieren, was geht.“ Also alles, außer den Oberkörper. Heißt: Es wird viel gelaufen. „Ich werde erstmal zum Sprinter“, grinst der 22-Jährige, der von einer alternativen Karriere gar nicht so abgeneigt zu sein scheint. „Auf 30 Meter bin ich nicht schlecht. Vielleicht kriege ich das mit dem Sprint bis zum Winter ja hin.“ Nein, seinen Humor hat Weber nicht verloren. Bis zur neuen Saison Anfang des nächsten Jahres will er wieder wurfbereit sein. „Hoffentlich.“ Denn Weber weiß auch: „Das ist nicht die beste Verletzung für Speerwerfer.“
Von Verzweiflung und zu viel Trübsal ist der Mainzer jedoch weit entfernt. „Ich bin optimistisch“, sagt Weber. Er versuche, die anderen Gedanken auszublenden. Trotz der Zwangspause nimmt er sich vor, viel zu trainieren und möglichst viel Physiotherapie zu machen. Doch Weber hat auch andere Pläne abseits des Speerwerfens. Sein Gesundheitsmanagement-Studium, das zuletzt etwas zu kurz gekommen war, will er weiter vorantreiben. Und wenn die Verletzung abgeklungen ist, will sich der Speerwerfer eine Auszeit nehmen und reisen. Pläne, die Weber Zuversicht für die Zwangspause geben. „Ich sehe die kleinen Vorteile in den großen Nachteilen. Ich habe jetzt mal Zeit für alles andere als Sport.“
Die sportlichen Ziele hat er um ein Jahr nach hinten verschoben. Statt auf die WM in London blickt der USCler auf die Europameisterschaft, die 2018 in Berlin stattfindet. „Da will ich dann noch besser sein“, sagt Weber, der hofft, dass er nach Operation und Reha Ruhe mit seinem Ellbogen haben wird.