Gemischte Gefühle beim Comeback von Speerwerfer Julian Weber
Von Julia Sloboda
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Speerwerfer Julian Weber vom USC Mainz schaffte im ersten Versuch beim Athletics World Cup 82,80 Meter. Das reichte, um am Ende ganz oben zu stehen. Foto: imago
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LONDON - Nach seinem vierten und letzten Wurf grinste Julian Weber ins weite Rund des Londoner Olympiastadions. Der 23-jährige Speerwerfer des USC Mainz bedankte sich beim englischen Publikum für die Unterstützung. Kurz darauf durfte er sich die Goldmedaille umhängen lassen. Mit 82,80 Meter im ersten Versuch sicherte sich Weber beim Athletics World Cup den ersten Platz. Für das deutsche Team holte er damit acht Punkte. Die Mannschaft des deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) landete am Ende unter den acht Teilnehmernationen auf dem sechsten Rang.
Nachdem er eineinhalb Jahre verletzungsbedingt keinen Wettkampf bestreiten konnte, verspürte Julian Weber gemischte Gefühle bei seinem Comeback. Da war zum einen die Freude, überhaupt wieder an solch einem großen Event teilzunehmen. „Das war echt ein tolles Gefühl“, sagte Weber. Zumal die Zuschauer in London total begeistert gewesen seien. „Trotz Eminem-Konzert, Trump-Besuch, Wimbledon- und WM-Finale war das Stadion an beiden Tagen total gefüllt“, staunte der Mainzer über das Konkurrenzprogramm und die Leichtathletik-Begeisterung in der britischen Hauptstadt.
Auch mit seinem weitesten Versuch auf über 80 Meter war der 23-Jährige an sich zufrieden. „Dafür, dass ich gedacht habe, dass die Saison schon vorbei ist, bin ich extrem froh, dass es so gut klappt“, sagte Weber.
Aber der ist nun mal auch Perfektionist und ein wenig ungeduldig dazu. Und so machte der USC-Leichtathlet am Ende dann doch keinen Hehl daraus, dass er mit den Würfen an sich nicht zufrieden war. „Es war keiner dabei, bei dem ich gesagt hätte, dass Anlauf, Rhythmus und Abwurf optimal waren. Da bin ich noch weit davon entfernt“, sagte Weber. Ihm fehle zum einen die Routine nach der langen Wettkampfpause. Die Würfe in London seien erst die zweiten gewesen, die er zuletzt aus vollem Anlauf gemacht habe. „Und ein bisschen Aufregung war auch dabei“, sagte der 23-Jährige.
Dass es nicht weiter als 82,80 Meter ging, habe auch an zu viel Ablenkung gelegen. Einmal startete das 100-Meter-Rennen, was zu einer extremen Lautstärke im Stadion führte, die anderen Male wurde Weber von einer neuen Regel gestört. Seit dieser Saison haben die Leichtathleten in allen technischen Disziplinen außer dem Stabhochsprung nur noch 30 Sekunden Zeit für ihren Versuch. Auch für Weber war das neu – und ungewohnt. „Jedes Mal, wenn ich loslaufen wollte, ging schon die Gelbe Fahne hoch“, erzählte er. So signalisierte der Kampfrichter, dass die Hälfte der Zeit bereits abgelaufen war. „Das hat mich doch etwas irritiert“, sagte Weber.
Der zeigte sich bei der näheren Betrachtung aller Umstände dann doch wieder etwas versöhnt. „Dafür, dass ich vor ein paar Wochen noch in der Reha war, war das schon sehr, sehr gut.“ Nach seiner Rückkehr nach Mainz wird sich der Speerwerfer nun auf die deutschen Meisterschaften vorbereiten, die am Wochenende in Nürnberg stattfinden.
„Ich will einfach mal schauen, was da so geht“, sagte Weber. Und fügte hinzu: „Und ich würde gerne ein besseres Ergebnis abliefern als in London.“ Denn trotz der positiven Gefühle, die ihn bei seinem Comeback begleiteten, war eben auch ein wenig Wehmut dabei. „Ein bisschen ärgert es mich schon, dass ich noch nicht mehr zeigen konnte.“ Doch dafür benötige er noch mehr Würfe und noch mehr Zeit. Keine leichte Situation. „Anscheinend bin ich schon ein bisschen ungeduldig“, sagte Weber.