Hockey-Konzert beim KHC

Der neue Deutsche Meister am Ball: Die Knaben A des Mannheimer HC (blaue Trikots), hier im Halbfinale gegen den Münchner SC, sicherten sich den Titel.Fotos: Dirk Waidner  Foto:

Wer an diesem Wochenende beim Spazierengehen die Ringstraße auf Höhe der Konrad-Frey-Halle passierte, musste den Eindruck gewinnen, dass im Inneren eine Konzertprobe oder...

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BAD KREUZNACH. Wer an diesem Wochenende beim Spazierengehen die Ringstraße auf Höhe der Konrad-Frey-Halle passierte, musste den Eindruck gewinnen, dass im Inneren eine Konzertprobe oder Ähnliches stattfand. Doch war dem nicht so, denn drinnen spielten die acht besten Hallenhockey-Teams der Jahrgänge 2002 und 2003 um den bundesweiten Meistertitel.

Der neue Deutsche Meister am Ball: Die Knaben A des Mannheimer HC (blaue Trikots), hier im Halbfinale gegen den Münchner SC, sicherten sich den Titel.Fotos: Dirk Waidner  Foto:
Es kann losgehen: Die KHCler Benjamin Blaschke (links) und Christian Winkler waren als Zeitnehmer und Hallensprecher im Einsatz.  Foto:

Endrundenstimmung bereits am ersten Tag

Die Vorhänge hinter den Toren und die Wand gegenüber der Zuschauertribüne sind Fahnen und Bannern der teilnehmenden Vereine geschmückt. Um das Spielfeld tummeln sich zahlreiche Fotografen und die Tribüne ist bereits am Samstag während Gruppenspiele proppenvoll. Im Foyer präsentiert sich die Region Bad Kreuznach, dazu gibt es neben dem üblichen Essens- und Getränkeangebot einen Delikatessenstand, an dem regionale Weine und Köstlichkeiten angeboten werden. Als Gast beim Kreuznacher Hockey-Club konnte man sich nur pudelwohl und bestens versorgt fühlen. „Sehr beeindruckend, was sich der Ausrichter alles hat einfallen lassen. Großes Kompliment für diesen wunderbaren Rahmen“, lobt ein Fan des Harvestehuder THC. Wahrlich dürften alle hockeybegeisterten Zuschauer in der Konrad-Frey-Halle spontan Lust bekommen haben, selbst noch mal die Schuhe zu schnüren und auf dem Parkett mitzuwirken.

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Hauptgrund dafür war neben dem hochklassigen Hallenhockey sicherlich auch die euphorisch-positive Stimmung, die die zahlreichen Fans und Zuschauer auf den Rängen verbreiteten. Mit Trommeln, Tröten und Rasseln feuerten die stolzen Eltern ihre Schützlinge an. Fahnen schwenkend und lauthals rufend jubelten die Fangruppen ihren Mannschaften zu und sorgten dadurch bereits am Samstag für grandiose Stimmung. „Die Resonanz und das Interesse waren bereits heute mindestens Halbfinal-würdig“, freute sich KHC-Jugendwart Stephan Rothländer nach Ende der Gruppenphase am Samstagabend. Doch auch nach dem letzten Gruppenspiel war für das KHC-Team in der Halle noch lange nicht Schluss. „Wir haben einen ganzen Reinigungstrupp organisiert, der vom Hallenboden, über die Tribüne bis hin zu den Kabinen alles wieder in Topzustand für die Finalrunde bringt“, fasste Rothländer zusammen. Alle anderen Hallennutzer werden es dem KHC danken. Beschwerten sich beispielsweise die Fußballer bei den Hallenturnieren zwischen den Jahren doch über die bescheidenen Bodenverhältnisse, haben die Hockey-Verantwortlichen einfach mal gehandelt und selbst für beste Bedingungen gesorgt. Die Fans aller Lager zeigten sich indes kreativ bei ihrer Ausstattung und emotional bei den Duellen ihrer Vereine, wie beispielsweise die 50-köpfige Anhängerschaft von Rot-Weiß Köln, beim Spiel gegen den Harvestehuder THC aus Hamburg. Wegen des knappen 1:2-Rückstandes peitschten sie ihr Team lautstark nach vorne. Sichtlich getragen von dem Support der Fans, waren die Rheinländer am Drücker, konnten trotz dreier Kurzer Ecken jedoch nicht mehr ausgleichen. Zunächst sichtlich enttäuscht, bedankten sich die Spieler nach dem Abpfiff anständig und applaudierten ihrerseits vor ihrer Kurve.

„Meinherzschlägt80“ ist einen Block weiter auf dem Rücken zahlreicher Gäste zu lesen. Der beeindruckenden Fangemeinde des SC Frankfurt 80 machte in der Konrad-Frey-Halle in Sachen Lautstärke niemand etwas vor. Vereinseigene Klatschpappen, Gesänge und weitere Fanartikel – hinter allen anwesenden Vereinen steht ein erfolgreiches Gesamtkonstrukt. „Wichtig sind für uns vor allem die Gespräche mit anderen Vereinsverantwortlichen“, hat sich Rothländer vor allem in Sachen Jugendarbeit mit den Kollegen ausgetauscht. So einfach war das während der Spiele jedoch nicht, denn die Tribünengäste mussten sich schon gegenseitig anbrüllen, um inmitten der tosenden Anfeuerung Informationen auszutauschen.

Über 2700 Kilometer für die Anreise

In den umliegenden Hotels untergebracht, waren alle Teilnehmer bereits am Freitag angereist und hatten nach Wunsch eine Trainingseinheit auf dem unbekannten Untergrund absolviert. „Für die Mannschaften, die mit dem Zug da sind, haben wir zwischen Hotel und der Halle einen Shuttelservice mit Bussen organisiert“, berichtet Rothländer, der gemeinsam mit über 70 fleißigen Helfern das Riesenevent stemmte. Ein Großteil davon gehöre dem Organisationskomitee des Clubs an, das zur Umsetzung solcher Veranstaltungen ins Leben gerufen wurde. Die weiteste Anreise hatte der Berliner HC, der über 600 Kilometer bewältigen musste. Gut fünf Stunden waren die beiden Hamburger Teilnehmer unterwegs. Für einige von ihnen lag die Fahrt in den Süden jedoch auf dem Weg. „Wir haben in Hamburg Schulferien und fahren nach diesem Wochenende direkt weiter in Skiurlaub“, berichtet ein Anhänger aus Großflottbek von den Frühlingsferien, die einzig in der Hansestadt als vorgezogene Osterferien abgehalten werden.

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Kein Team vom Gastgeber, aber viele gute Gespräche

Dass sich keine Mannschaft des Ausrichters qualifizieren konnte, sei schade, aber man habe sich vor gut neun Monaten unabhängig davon um das Event beworben. Ende Mai kam dann die gute Zusage. Über 250 E-Mails habe Uwe Hackenbruck, der den Vereinen als Ansprechpartner diente, zuletzt beantwortet. „Vor drei Jahren war mal eines unserer Teams dabei, das ist natürlich klasse, aber an sich hat auch so eine Ausrichtung eine große Wertigkeit und ist für unsere Jugendspieler toller Anschauungsunterricht“, erklärt Rothländer. Auch zahlreiche Aktive der Damen, Herren und älteren Jugendmannschaften waren mit dabei. So fungierte beispielsweise Torhüter Benjamin Blaschke als Hallensprecher, Michael Hippchen und Alex Dehmer als Turnierleitung und die ersten Damen um Maya Eberts tickerten die Spiele live im Internet. Rund um die Veranstaltung tätig, waren auch Regina Senft, Gisela Eberts, David Lucas sowie Markus Rothländer mit führenden Aufgaben bedacht.

Selbstverständlich ging dieses Gipfeltreffen in Bad Kreuznach auch nicht spurlos an den Scouts der Nationalmannschaft vorbei. So ließen sich sowohl Wolfgang Hillmann (Präsident des Deutschen Hockey-Bundes) als auch U18-Nationaltrainer André Henning und Matthias Becher die Auftritte der Nachwuchsspieler nicht entgehen.