Dynamites starten mit erwarteter Niederlage ins Bundesliga-Abenteuer
Der Vizemeister war dann doch mindestens eine Klasse zu stark: Mit einer 20:40-Niederlage gegen den Thüringer HC endete das allererste Erstliga-Spiel Mainzer Handballerinnen.
Von Roland Hessel
Sportredakteur Mainz
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MAINZ - Als sich Torfrau Kristin Schäfer den Ball schnappte und ihn einfach mal über Freund und Feind hinweg im leeren gegnerischen Tor versenkte, brach noch einmal großer Jubel aus. Und als wenig später die letzten Sekunden anbrachen, standen die 495 Zuschauer geschlossen auf und feierten die Handballerinnen des FSV Mainz 05 ausgiebig und lautstark. Dass diese gerade bei ihrem allerersten Bundesliga-Auftritt vom deutschen Vizemeister 20:40 (8:16) heftigst abgewatscht wurden, war nahezu egal. Die Premiere hatte schließlich ihren erwarteten Verlauf genommen. „Ein paar Gegentore weniger wären natürlich schön gewesen. Aber am Ende ist es schon das Ergebnis, mit dem wir rechnen mussten“, fasste Dynamites-Trainer Thomas Zeitz die 60 Minuten zusammen, in dennen sich der krasse Außenseiter gegen den siebenfachen Deutschen Meister leidenschaftlich gewehrt hatte. „Diese Partie war nur zum Einspielen, zum Reinkommen“, lächelte Torhüterin Schäfer, „nächste Woche geht es richtig los.“ Und Rückraumspielerin Alicia Soffel ergänzte: „Versprochen.“
Nächste Woche steht dann das Spiel bei der Neckarsulmer Sportunion auf dem Programm. Am Samstag (19 Uhr) sollte es dann beim letztjährigen Tabellenzwölften zu einem ganz anderen Kräftemessen kommen. „Andere Mannschaften haben andere Körper“, betonte auch Trainer Thomas Zeitz, für den die physische Überlegenheit des THC ausschlaggebend war für die heftige Abfuhr. Und der natürlich die Aufregung seiner Mannschaft wohlwollend in seine Analyse mit einbezog. „Wenn wir in einer anderen Phase der Saison wären, könnten wir über einiges sprechen, was wir durchaus besser machen können.“
So aber blieb das erste Spiel im Oberhaus. Es blieben Gänsehaut-Momente. Es blieb das allererste Erstliga-Tor der Dynamites, das Larissa Platen nach sechs Minuten und 33 Sekunden zum Zwischenstand von 1:5 erzielte (siehe nebenstehenden Bericht). Es blieb die zweite Hälfte der ersten Halbzeit, die die Dynamites nach dem 1:8-Rückstand fast ausgeglichen gestalten konnten. Es blieben vor allem reichlich gute Abwehraktionen, ein paar sehenswerte Spielzüge vorne – und es blieb eine Mannschaft, die sich komplett verausgabte. „Wir hatten am Ende nicht mehr die Kraft, komplett dagegen zu halten“, sagte Kreisläuferin Janka Bauer, „aber wir sind immer positiv geblieben.“ Und das gegen die „Crème de la Crème des deutschen Frauenhandballs“, wie Coach Zeitz betonte.
MEIKE, DIE MUTMACHERIN
Das allererste Pflichtspiel gegen den Verein, bei dem sie handballerisch groß geworden ist, wird für Meike Schmelzer noch lange in Erinnerung bleiben. Mit viel Beifall wurde die Kreisläuferin des Thüringer HC begrüßt, die vor fünf Jahren noch das Dynamites-Trikot getragen hat. „Ich habe das alles sehr genossen. So viele bekannte Gesichter. Es ist einfach schön, wenn man hier her kommt, viele Menschen kennt und das Gefühl hat, dass diese sich auch freuen, dich zu sehen“, strahlte die 26-jährige Nationalspielerin, die zwei Treffer zum Sieg ihrer Mannschaft beisteuerte.
Und für ihre Ex-Kolleginnen (mit Janka Bauer und Kristin Schäfer hat Meike Schmelzer noch zusammen gespielt) hatte die gebürtige Ingelheimerin durchaus aufmunternde Worte übrig. „Nicht alle Mannschaften in der Liga sind so stark wie wir. Die Mainzerinnen sollen sich die Aggressivität in der Abwehr beibehalten und vielleicht noch eine Schippe draufpacken. Sie sollen so weiter machen, sollen das spielen, bei dem sie sich am wohlsten fühlen, dann werden sie ihre Punkte machen“, sagte Meike Schmelzer, bevor sie sich noch schnell mit den Einlauf-Kids ablichten ließ. Die kamen schließlich von ihrem Heimatverein HSC Ingelheim, und wollten sich das Foto mit der Nationalspielerin nicht nehmen lassen.
Und deshalb lasse man sich auch vom Ergebnis nicht aus der Ruhe bringen, unterstreicht Torfrau Kristin Schäfer: „Der Anfang war natürlich nicht so gut, da war aber auch noch ganz viel Gefühlschaos bei uns dabei. Danach haben wir das aber ganz ordentlich gelöst, haben den Zuschauern schon etwas geboten.“
Pech halt, dass der Vizemeister nicht mehr zugelassen hat, was THC-Trainer Herbert Müller auch schnell erklären konnte. „Wir hatten uns vorgenommen, dass wir den Mainzerinnen schnell den Euphorie-Zahn ziehen. Das ist uns auch ganz gut gelungen.“ Immerhin hatte auch Müller lobende Worte parat: „Die Mainzerinnen haben wirklich gut mitgespielt und ihren Teil dazu beigetragen, dass es ein sehr ordentliches Spiel war.“ Und dass die Erfurterinnen auch am Ende nicht nachließen, hat auch seinen guten Grund. In der vergangenen Saison musste der THC nur aufgrund der Tordifferenz der SG Bietigheim den Vortritt lassen. Der Meister siegte übrigens am Samstag bei Frisch Auf Göppingen „nur“ 33:26, erster Tabellenführer ist also der Thüringer HC. Erstes Schlusslicht sind somit die Dynamites. Was nach dem Spiel freilich niemand wirklich interessierte. Alicia Soffel: „Ich bin total kaputt, aber mir geht es wirklich gut. Erste Liga ist einfach geil.“