TSV Schott-Vorstand im Interview: „Breitensport fördern, aber auch Leistungssport zulassen“
Eine Rückkehr in der Fußballer in die Regionalliga und der Fußballerinnen in die Zweite Liga? Zu volle Sportplätze? Die Kompensierung der Zuschuss-Kürzung durch die Schott AG? Am Beginn seiner zweiten Amtszeit als Vorsitzender des TSV Schott Mainz gibt es mit Dr. Helmut Olyschläger sowie dem Geschäftsführenden Manager Till Pleuger eine Menge Themen zu besprechen.
In der vergangenen Saison spielte der TSV Schott mit seinen Fußballern in der Regionalliga – und hatte dort den niedrigsten Etat der Liga. Archivfoto: hbz/Jörg Henkel
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MAINZ - Eine Rückkehr der Fußballer in die Regionalliga und der Fußballerinnen in die Zweite Liga? Zu volle Sportplätze? Die Kompensierung der Zuschuss-Kürzung durch die Schott AG? Am Beginn seiner zweiten Amtszeit als Vorsitzender des TSV Schott Mainz gibt es mit Dr. Helmut Olyschläger sowie dem Geschäftsführenden Manager Till Pleuger eine Menge Themen zu besprechen.
Herr Dr. Olyschläger, den Fokus auf den Breitensport legen, den Leistungssport nicht aus den Augen verlieren – so lautete Ihre Kursvorgabe mit Beginn der ersten Amtszeit vor drei Jahren. Wie fällt nun die Bilanz aus?
Olyschläger: Die generelle Strategie bleibt bestehen. Wir wollen den Breitensport fördern, aber auch Leistungssport zulassen, wenn es in den Abteilungen gewollt ist. Im Fußball war der Höhepunkt der Aufstieg in die Regionalliga, den wir nicht geplant hatten. Finanziell und organisatorisch war das eine riesige Herausforderung. Die Leichtathleten und unsere Footballer haben sich hervorragend entwickelt, Tennis ist in der Regionalliga fest verankert, beim Hockey haben wir nach dem Aufstieg die Klasse gehalten und auch unsere Kegler und Turner sind konstant erfolgreich. Zuletzt feierten auch unsere Handballherren die Meisterschaft. Auf Basis des Breitensports Erfolg zu fördern, diese Strategie hat sich bewährt.
In der vergangenen Saison spielte der TSV Schott mit seinen Fußballern in der Regionalliga – und hatte dort den niedrigsten Etat der Liga. Archivfoto: hbz/Jörg Henkel Foto:
Vorsitzender Dr. Helmut Olyschläger.Archivfoto: TSV Schott Foto:
Geschäftsführender Manager Till Pleuger.Archivfoto: Sportbund Foto:
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Ein Stück weit wurden im Fußball allerdings auch die Grenzen dessen ausgelotet, das auf reiner Amateur-Basis machbar ist – mit den Aufstiegen, aber auch den Abstiegen aus der Regionalliga und der Zweiten Frauen-Bundesliga.
Olyschläger: Wir hatten bewusst bei weitem den niedrigsten Etat der Regionalliga, weil wir sehen wollten, was mit unseren Mitteln möglich ist. Wir haben es genossen, aber auch unsere finanziellen und organisatorischen Grenzen gesehen. Bei den Damen ist der Aufwand geringer. Sie sind ja eigentlich nicht abgestiegen, sondern haben sich nicht für die eingleisige zweite Liga qualifiziert. Wir sagen nicht, dass die Mannschaften wieder aufsteigen müssen. Wenn sie es schaffen, machen wir alles Mögliche auch möglich, aber wir gehen keine finanziellen Risiken ein.
Die Schott AG kürzt ihre jährlichen Zuwendungen bis 2020 von 1,1 Millionen auf 500 000 Euro. Inwieweit ist das durchgeschlagen?
Olyschläger: Wir haben Kosten gesenkt, indem wir zwei von drei hauptamtlichen Trainern im Hockey und einen hauptamtlichen Fußballtrainer entlassen, auf der Geschäftsstelle die Personalkosten gesenkt und im Bereich Fußball und zuletzt auch im Tennis gekürzt haben. Zum Glück hatte das keinen großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Mannschaften. Auf der Einnahmenseite haben wir sehr erfolgreich Sponsoren angeworben. Die Regionalliga hat hierbei deutlich zur Reputation beigetragen. Und zusätzlich haben wir die Mitgliedsbeiträge von regulär 13 auf 16 Euro für Erwachsene angehoben. Unsere Herausforderung ist, die vereinseigene Anlage zu erhalten. Das haben wir auf der Mitgliederversammlung klar kommuniziert, und der Beschluss zur Beitragserhöhung erging nahezu einstimmig.
Die Kürzungen sind ja noch nicht vorüber. Was steht noch an Sparmaßnahmen an?
Olyschläger: Den größten Teil haben wir schon umgesetzt, im Vorgriff. Bei Dienstleistungsverträgen beispielsweise werden noch kleinere Dinge umgesetzt. Beim Sport wollen wir möglichst nicht mehr kürzen. Sponsoren zu finden ist weiterhin ein wichtiger Punkt, aber wir sind finanziell auf einem stabilen Niveau. Die Finanzierung von Großreparaturen wie zum Beispiel Spielfelderneuerungen stellt allerdings ein Problem dar, das wir nur mit externer Hilfe lösen können.
Vor drei Jahren sagten Sie, mit 4400 Mitgliedern, davon 2200 Jugendlichen, ist die Wachstumsgrenze erreicht...
Olyschläger: 4200 haben wir im Moment, noch immer zur Hälfte Jugendliche. Die Plätze und Hallen sind voll bis Oberkante Unterlippe.
Pleuger: Im Fußball haben wir einige Mannschaften abgemeldet, auch um den Orga-Aufwand zu reduzieren. Eishockey haben wir ausgegliedert. Ansonsten sind die Zahlen stabil.
Wie ist der Sachstand bei der früher einmal angedachten Kooperation mit Mainz 05 im Frauenfußball?
Olyschläger: Bei unserem letzten Gespräch zum Beginn meiner ersten Amtszeit war das Interesse von Mainz 05 nicht besonders groß. Wir haben seither auch nicht die Initiative gesucht. Es hat sich herausgestellt, dass wir uns die Frauenmannschaft weiterhin leisten können, da wir auf Nachwuchstalente aus der Region setzen.
Pleuger: Wir stehen an verschiedenen Stellen mit Mainz 05 in gutem Kontakt und werden sicherlich auch irgendwann in Ruhe über die sportlichen Themen sprechen können. In beiden Vereinen hat sich zuletzt einiges verändert, da standen andere Dinge im Vordergrund.
Die Stadt hat den unteren Platz auf der Mombacher Bezirkssportanlage hergerichtet, um den Regionalligafußball zu ermöglichen. Wie wird der Platz nun weiter genutzt?
Pleuger: Es bleibt, wie es ist. Die Stadt wird die Anlage pflegen, wir betreiben das Catering-Zelt und werden weitere Container hinstellen, zum Beispiel einen mit WCs. Die Footballer nutzen den Platz komplett, zudem trainieren dort Fußball-Jugendmannschaften. Der Platz wird weiter für die Nutzung optimiert.
Welche Ziele bestehen für Ihre zweite Amtszeit?
Olyschläger: Wir wollen den Standard halten. Hohes Wachstum werden wir nicht mehr haben. Unsere Abteilungen setzen sich ihre Ziele selbst, wir wollen sie dabei unterstützen – sofern es finanziell und organisatorisch machbar ist und zur strategischen Ausrichtung des Gesamtvereins passt.