Zwischen Hoffnung und Sorgen: Fragen und Antworten zur Situation beim FSV Mainz 05
Durch die vor allem offensiv enttäuschende Leistung bei Bayer Leverkusen haben sich die Abstiegssorgen des FSV Mainz 05 erhöht. Warum hat die Mannschaft in Leverkusen so enttäuscht? Was gibt Hoffnung? Und kann Trainer Sandro Schwarz in Ruhe weiterarbeiten? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Von Bardo Rudolf
Sportredakteur Mainz
Sandro Schwarz erlebte in Leverkusen einen sportlichen Tiefpunkt seiner Arbeit als 05-Trainer. Seine Elf soll nun wieder an die Leistung gegen Stuttgart anknüpfen. Foto: dpa
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MAINZ - Bei der 0:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen hat der FSV Mainz 05 seine schwächste Offensivleistung dieser Saison gezeigt. Warum war dies so und wie gefährdet ist der Fußball-Bundesligist? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Warum waren die 05er gegen Leverkusen offensiv so schwach?
Zwei harmlose Torschüsschen, gerade einmal sechs Flanken, davon keine von rechts, 0:13 Eckbälle – die statistischen Werte der Mainzer Offensive sind ernüchternd. Dabei hatten die nach vorne ausgerichteten Leverkusener den Rheinhessen zumindest in der ersten Halbzeit Räume für Konter geboten. Ausgenutzt haben die Rheinhessen dies aber zu keinem Zeitpunkt. Eine Schlüsselrolle wäre den Außenspielern zugekommen. Doch bei Daniel Brosinski lief links im Umschaltspiel diesmal wenig zusammen, und Giulio Donati ließ den Mut für Vorstöße nach vorne vermissen. Die Mittelfeldspieler produzierten zu viele Fehlpässe. „Es fehlte die Tagesform, das Durchsetzungsvermögen gegen die Innenverteidiger Jonathan Tah und Sven Bender, und es fehlten die richtigen Entscheidungen“, analysierte Trainer Sandro Schwarz, der den Spielern gegen Leverkusen bewusst eine defensive Formation mit auf den Weg gegeben hatte. Der Plan hätte aufgehen können, wenn die Mannschaft besser umgeschaltet hätte.
Wer sind bisher die Verlierer der Rückrunde?
Levin Öztunali ist fit, stand aber in allen drei Rückrundenspielen nicht im Kader. Auch Viktor Fischer und Leon Balogun saßen zuletzt nur auf der Tribüne. Pablo de Blasis kommt 2018 lediglich auf einen Einsatz. Stefan Bell hat als Folge einer Virusinfektion vom vergangenen Dezember seinen Stammplatz verloren. Danny Latza sucht seine Bestform, und Kenan Kodro steht in der Stürmer-Hierarchie nur noch auf Position fünf.
TRAINING
Die einzige öffentliche 05-Trainingseinheit in dieser Woche hat Coach Sandro Schwarz für Donnerstag, 15.30 Uhr, angesetzt.
Werden die 05er in der Wintertransferperiode noch aktiv?
Am Montag haben die 05er bekannt gegeben, dass sie Gaetan Bussmann bis Sommer an den SC Freiburg ausleihen. Der Bundesliga-Konkurrent hat zudem eine Kaufoption auf den Franzosen, der in dieser Saison noch ohne Einsatz ist. „Gaetan Bussmann war jetzt länger verletzt und hat hier in Mainz in der aktuellen Kadersituation kaum Perspektiven, die für ihn nötige Spielpraxis zu sammeln. Beim SC Freiburg sieht er für sich in diesem Bereich bessere Chancen“, sagte 05-Sportvorstand Rouven Schröder.
Es ist gut möglich, dass der FSV nun noch einen Außenverteidiger holt. Wahrscheinlich ist auch, dass Stürmer Kenan Kodro angesichts seiner fehlenden Einsatz-Perspektive Mainz verlässt. Der Stürmer wurde am Montag mit dem niederländischen Erstligisten FC Groningen in Verbindung gebracht. Ansonsten kündigte Schröder für die Zeit bis zum Transferschluss am Mittwoch um 18 Uhr „intensive Gespräche“ an. Trainer Sandro Schwarz sagte: „Wir sind im Austausch, was Abgänge und Zugänge betrifft. Wir haben eine Qualität im Kader und müssen nichts Panisches machen.“
Kann Trainer Sandro Schwarz in Ruhe weiterarbeiten?
Ja. Sandro Schwarz darf auf das Vertrauen von 05-Sportvorstand Rouven Schröder bauen. Aktuell deutet nichts auf einen Wechsel hin – der zunehmenden Kritik einiger Anhänger in den sozialen Netzwerken zum Trotz. Zumal Schröder in der vergangenen Saison bewiesen hat, in der Trainerfrage nicht überstürzt zu handeln, als er Martin Schmidt in einer sportlich schwierigen Situation das Vertrauen ausgesprochen hatte. Gegen die Übermannschaft Bayern München sind die Mainzer nun krasser Außenseiter. In den Wochen danach sollte sich Schwarz’ Arbeit aber in Ergebnissen niederschlagen.
Was sagt Sandro Schwarz zur aktuellen Tabellen-Situation?
„Wir haben 20 Punkte. Es ist nicht so, dass wir besorgniserregend durch die Gegend laufen und denken: Oh Gott, was ist jetzt in der Tabelle passiert. Es ist klar, dass wir in Regionen sind, die für Mainz 05 keine große Überraschung sind. Wir trauen uns zu, diese Situation gemeinsam zu meistern und die Dinge, die wir vergangene Woche gegen Stuttgart gezeigt haben, im Heimspiel gegen Bayern München wieder auf den Platz zu bringen. Unsere Leistung gegen Stuttgart muss der Maßstab sein, das muss für uns die Normalität sein.“
Zunächst der Blick auf die Tabelle: Mainz 05 steht auf einem Nichtabstiegsplatz und hat einen Puffer von drei Punkten auf den Relegationsrang 16. Der Kader ist nahezu komplett fit, sodass Schwarz personell eine große Auswahl hat. Dazu wird Torhüter René Adler bald wieder zurückkehren. Mit seiner Erfahrung, seiner Führungsstärke und seiner Ruhe wird er der Mannschaft mehr Stabilität geben. Außerdem hat sich das Team in vielen Spielen zumindest phasenweise mindestens auf Augenhöhe mit dem jeweiligen Gegner gezeigt. Bringen die Spieler hier mehr Konstanz rein, sollten sie die notwendigen Punkte holen.
Was gibt Anlass zur Sorge?
Die 05er haben ihre Auswärtsschwäche nicht abgelegt. In den vergangenen acht Liga-Spielen haben sie immer mindestens zwei Treffer kassiert. Zuletzt in Leverkusen fanden die 05er keine Antwort auf das erste Gegentor. Und die Mannschaft leistete sich zu häufig Schwächephasen.