Wortpiratin rot-weiß: Der Spanisch-Einflüsterer bei Mainz 05
Von Mara Braun
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MAINZ - Aktuell ist Martin Heininger, auch bekannt als Kolumnist dieser Zeitung, vornehmlich auf den Fastnachtsbühnen in und um Mainz zu sehen. Im Hauptberuf ist der Meenzer Bub mit einer spanischen Mama Sportjournalist beim ZDF und dort beispielsweise bei der Übertragung von Champions-League-Spielen verantwortlich für deren Ablauf. Im Ü-Wagen hat der Sendeplaner ein Ohr darauf, dass die Kollegen „nicht zu lange schwatzen“.
In die Videokolumne „Wortpiratin rot-weiß“ bringt ihn allerdings weder die Liebe zur Fastnacht noch sein Job beim ZDF, sondern die etwas weniger bekannte Tatsache, dass er bei Mainz 05 bereits seit zehn Jahren als einer von inzwischen zwei Übersetzern für die spanischsprachigen Spieler tätig ist.
Keine Frage, zehn Jahre liefern genug Stoff für Anekdoten. Es sei immer eine Gratwanderung, was man da erzähle, sagt Heininger beim Interview mit einem breiten Grinsen. Man einigt sich darauf, dass die älteren Geschichten bereits verjährt sind, und er gibt im Video einen Schwank zum Besten. Außerdem erzählt Heininger, welche auch kulturellen Unterschiede die Spieler anfangs vor unerwartete Probleme stellen: „Elkin Soto hat mich mal angerufen, weil er nicht aus dem Parkhaus kam.“ Der Kolumbianer wusste nicht, dass Tickets am Automaten und nicht etwa an der Schranke bezahlt werden.
Spanisch für Taktikschüler: Der Mainz-05-Dolmetscher Martin Heininger im Gespräch mit Videokolumnistin Mara Braun. Foto: Malino Schust
( Foto: Malino Schust)
Direkt am Spielfeldrand
Mit Soto sind ohnehin viele Erinnerungen des Übersetzers verbunden, denn ob in Zeiten von Verletzungen oder aufgrund der zeitweiligen Sperre des Spielers: Die beiden haben viel miteinander erlebt. Umso schöner dann Momente wie der legendäre Soto-Freistoß zum 2:1 gegen Kaiserslautern in der letzten Sekunde jener Zweitligapartie: „Da sind wir echt alle aufs Spielfeld gerannt, und das lassen wir uns auch nicht nehmen. Emotion darf schon sein.“
Dem mit vielen Vorschusslorbeeren angereisten Wunderkind Bojan Krkic attestiert Heininger eine absolut angenehme, ruhige Art. Keiner, der seinen spektakulären Ruf vor sich herträgt oder irgendwie kompliziert ist. „Er macht überhaupt nicht den Eindruck eines hoch gehypten Superstars“, versichert der Halbspanier, der die Zusammenarbeit mit dem neuen Zehner als absolut angenehm beschreibt.
Ganz privat kommt der Mainzer, der fußballerisch im R-Block groß wurde und mittlerweile eine Dauerkarte auf der Gegengeraden hat, schon seit Jahren nicht mehr ins Stadion. Die Spiele erlebt er gleich neben der Bank, wo er den Fußballern letzte Anweisungen des Trainers übersetzt, bevor die eingewechselt werden. „In der Opel Arena war ich noch nie auf meinem eigenen Platz“, erzählt er lachend. Seine Karte will er trotzdem unbedingt behalten, schließlich sitzen rund herum auch viele seiner Freunde. „Mit denen verbringe ich dort dann mal meine Rente“, wirft er einen Blick in die ferne Zukunft.