22 Gegentore hat Mainz 05 in der Hinrunde kassiert. So gut waren die Rheinhessen das letzte Mal in der Saison 2012/13. Für die stabile Defensive gibt es verschiedene Gründe. Einer davon ist 1,90 Meter groß.
Von Julia Sloboda
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Gesprächsbedarf: Dass die Mainzer Abwehrspieler Daniel Brosinski (links) und Stefan Bell auf diesem Foto nicht ganz so zufrieden dreinschauen, liegt am Zeitpunkt der Aufnahme. Das Bild entstand in Gladbach – und da verloren die 05er bekanntlich 0:4. Ansonsten hatte die Defensive wenig Grund, unzufrieden zu sein.
(Foto: dpa)
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MAINZ - Es kommt in einer normalen Bundesligasaison nicht allzu häufig vor, dass die Fußballer des FSV Mainz 05 für bundesweites Aufsehen sorgen. Doch am siebten Spieltag der Hinrunde war es wieder mal soweit. Der Grund hieß 4:4. So lautete am 6. Oktober das Torverhältnis der 05er. Zum Vergleich: Spitzenreiter Dortmund hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 23 Tore geschossen, der Tabellenletzte aus Stuttgart schon 13 Treffer kassiert. Das Mainzer Torverhältnis war so kurios, dass es auch in den überregionalen Medien aufgegriffen wurde. Und es deutete zugleich die Richtung an, in die sich das Mainzer Spiel bis zum Ende der Hinrunde entwickeln sollte: Eine stabile Abwehr, gepaart mit einer Offensive, die durchaus ein paar Tore mehr hätte schießen können. Den Beweis liefern die Zahlen. 17 Tore sind ligaweit der drittschlechteste Wert, 22 Gegentreffer bringen im Vergleich der 18 Teams Platz fünf.
Erfolgsgeheimnis Körpergröße
Eines der Erfolgsgeheimnisse der Mainzer Defensive ist die Körpergröße. Die sorgt vor allem dafür, dass die 05er erst zwei Tore nach Ecken kassiert haben. Denn neben den großgewachsenen Innenverteidigern Stefan Bell (1,92 Metern) und Moussa Niakhaté (1,90 Meter) bringen auch Jean-Philippe Mateta (1,92) und Jean-Philippe Gbamin (1,86 Meter) eine gute Höhe mit, um die Bälle herauszuköpfen. Und gerade durch die beiden Zugänge Mateta und Niakhaté haben die Mainzer in diesem Bereich noch einmal zugelegt.
Apropos Niakhaté: Der Neuzugang vom FC Metz erwies sich direkt als Verstärkung und ließ es die 05er verkraften, dass sie Innenverteidiger Abdou Diallo nach nur einer Saison an Borussia Dortmund abgegeben hatten. Der 22-jährige Niakhaté überzeugte im Zusammenspiel mit Stefan Bell und erwies sich im Verlauf der Hinrunde als lernfähig. Suchte er zunächst oftmals die risikoreiche Spieleröffnung, entscheidet sich der Franzose mittlerweile auch mal für die Sicherheitsvariante mit dem Querpass. Seinen denkbar schlechten Start als Neu-Mainzer mit der frühen Roten Karte im DFB-Pokalspiel gegen Erzgebirge Aue hat Niakhaté weggesteckt. In der Bundesliga spielte er in jeder Partie von Beginn an.
Die souveränen Leistungen des Duos Bell/Niakhaté führten in der Hinrunde dazu, dass Alexander Hack nur noch der Dritte im Bunde der Innenverteidiger war. Der 25-Jährige hatte aufgrund eines Fußbruches die Vorbereitung im Sommer verpasst, kehrte Ende Oktober in den Kader zurück. Dreimal wurde Hack seitdem eingewechselt, dreimal merkte man ihm die fehlende Spielpraxis nicht an. Die Vorbereitung im Winter und das Trainingslager in Marbella dürften ihn nochmal näher an die Startelf heranbringen – und Sandro Schwarz die Entscheidung für ein festes Verteidiger-Pärchen in der Rückrunde schwer machen.
„Wir müssen besser verteidigen, wenn der Gegner am Flügel durchbricht“
Recht leicht erwies sich die Wahl in der Hinrunde am Rand der Viererkette. Dort waren Zugang Aarón Martin und Daniel Brosinski gesetzt. Beide schalteten sich immer wieder ins Spiel nach vorne ein, was bisweilen dazu führte, dass der Gegner zu viel Platz auf der Außenbahn hatte – ein Nachteil, den die Umstellung auf die Raute mit sich bringt. „Wir müssen besser verteidigen, wenn der Gegner am Flügel durchbricht“, forderte auch Trainer Sandro Schwarz. Der 40-Jährige hat seit der Verpflichtung von Aarón einen Vorteil: Er kann Daniel Brosinski wieder auf seiner angestammten rechten Position einsetzen. Auf dieser Seite muss der 30-Jährige zum Flanken nicht mehr nach innen ziehen und den Fuß wechseln.
Mit der Viererkette Brosinski, Bell, Niakhaté und Aarón kassierten die 05er lediglich 22 Gegentreffer – einen besseren Hinrundenwert hatten die Rheinhessen das letzte Mal in der Saison 2012/13 erreicht. Doch nicht nur die Körpergröße, die neue Stärke beim Verteidigen von Standards – die vor allem auf die akribische Vorbereitung von Co-Trainer Jan-Moritz Lichte zurückzuführen ist – und die gut integrierten Zugänge haben zu einer stabilen Abwehr geführt. Dass sich der Gegner gar nicht erst bis zum Mainzer Strafraum vorspielen kann, liegt auch daran, dass die 05er im Zentrum bereits viele Ballgewinne haben. So bleiben die Partien in Gladbach und Leipzig – mit jeweils vier Gegentreffern – die unrühmlichen Ausnahmen der ersten 17 Spieltage.