Sonntag,
21.01.2018 - 14:35
3 min
Stefan Hofmann ist neuer Vereins- und Vorstandsvorsitzender bei Mainz 05
Von Julia Sloboda und Dennis Rink
Jürgen Doetz gratuliert Stefan Hofmann zur Wahl, links sitzt Silvio Aita. Foto: Sascha Kopp
MAINZ - Irgendwann fand Stefan Hofmann dann doch die Zeit für die wirklich wichtigen Menschen. Als der 54-Jährige etwas abseits stand und sich die Halle 45 schon zum größten Teil geleert hatte, konnte er die Glückwünsche von Familie und Freunden entgegennehmen.
Während seine Ehefrau mit einem großen Blumenstrauß danebenstand, verschwand Hofmann zwischen Umarmungen und Schulterklopfern. Alle wollten sie dem neuen Vereins- und Vorstandsvorsitzenden des 1. FSV Mainz 05 gratulieren. Mit 587 Stimmen hatte Hofmann die Wahl bereits im ersten Durchgang für sich entschieden – 584 Stimmen waren für die absolute Mehrheit nötig. Viele der insgesamt 1167 Mitglieder, die abgestimmt hatten, erhoben sich, als das Ergebnis verkündet worden war.
„Ich bin 100 Prozent bereit, alles für den Verein zu tun“
Hofmann selbst blieb erst einmal sitzen. Ungläubig. Erstaunt. Langsam erhob er sich von seinem Platz in der ersten Reihe und nahm die Glückwünsche von Mitbewerberin Eva-Maria Federhenn entgegen, die mit 234 Stimmen hinter Jürgen Doetz (337) und vor Silvio Aita (9) gelandet war. „Ich bin auf diese Situation nicht vorbereitet“, gab Hofmann zu, als er nach vielem Händeschütteln den Weg auf die Bühne gefunden hatte. Vorbereitet habe er sich lediglich auf die Vorstellungs- und Fragerunde. Die Siegesrede musste der Fußballlehrer, der bis zum Sommer das Nachwuchsleistungszentrums der 05er geleitet hatte, improvisieren. „Ich bin 100 Prozent bereit, alles für den Verein zu tun“, sagte Hofmann. Bei seiner Vorstellung hatte der Referatsleiter im rheinland-pfälzischen Bildungsministerium gesagt, dass der Verein aus seiner Starre erwachen müsse. „Es gibt so viel zu tun.“
Gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht zu haben, gebe ihm viel Kraft für die kommenden Aufgaben. Als erstes will sich der neue Vorsitzende mit den beiden hauptamtlichen Vorstandsmitgliedern Rouven Schröder und Jan Lehmann sowie den Geschäftsführern zusammensetzen, außerdem die Vorstandssitzung am Dienstag besuchen. Für 05-Sportvorstand Rouven Schröder ist Hofmann „ein 05er durch und durch. Wir sind absolut überzeugt, dass er der richtige Mann ist“.
Stefan Hofmann war unvorbelastet in die Wahl gegangen. Während der langjährige Vizepräsident Jürgen Doetz mit dem Altvorstand und Eva-Maria Federhenn mit dem Aufsichtsrat in Verbindung gebracht wurden, stand Hofmann für gar kein Lager. „Er hat davon profitiert, dass er nicht im Fokus der internen Auseinandersetzung stand“, sagte der unterlegene Jürgen Doetz und fügte hinzu: „Wenn ich nicht kandidiert hätte, hätte ich ihn auch gewählt.“ Auch Eva-Maria Federhenn konnte mit dem Ergebnis gut leben. „Wir haben eine tolle Lösung für den Verein gefunden“, sagte die frühere Leiterin der Handballabteilung, die nun in ihre Rolle als Stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates zurückkehrt. Das Wahlergebnis werde sie in ihrer Arbeit dort nicht beeinflussen, versicherte die 50-Jährige. „Ich hoffe, dass sich die Wogen nun glätten und die Aggressionen gegen den Aufsichtsrat legen.“
Anträge
Für lange Diskussionen sorgten zwei Anträge von Mitgliedern zur Satzungsänderung, wonach der 1. FSV Mainz 05 künftig nicht von einem grundsätzlich ehrenamtlich, sondern von einem hauptamtlich tätigen Vereins- und Vorstandsvorsitzenden geführt werden soll.
Zwar wurden die Anträge mit 216 Ja- und 910 Nein-Stimmen abgelehnt, dafür erteilten die Mitglieder einer vom Aufsichtsrat ohnehin schon einberufenen Arbeitsgruppe den Auftrag, sich auch mit der Frage zu befassen, wie eine Satzung mit einem hauptamtlichen Vorsitzenden aussehen könnte.
Zwar wurden die Anträge mit 216 Ja- und 910 Nein-Stimmen abgelehnt, dafür erteilten die Mitglieder einer vom Aufsichtsrat ohnehin schon einberufenen Arbeitsgruppe den Auftrag, sich auch mit der Frage zu befassen, wie eine Satzung mit einem hauptamtlichen Vorsitzenden aussehen könnte.
Nun Zeit zum Einarbeiten
Während Federhenn sich auf den Weg in den Skiurlaub machte, werden für Hofmann die kommenden Tage wohl eher stressig. Einen ersten Vorgeschmack bekam der neue Vorsitzende, als er sich direkt nach seiner Wahl mit zahlreichen Mikrofonen konfrontiert sah. Wirklich realisieren könne er nicht, was geschehen sei. Aber dafür sei bisher eben auch keine Zeit gewesen.
Viel Zeit wird der gebürtige Guntersblumer am Sonntag dafür auch nicht mehr gehabt haben. „Am liebsten würde ich mit meiner Familie in Ruhe zu Abend essen“, sagte er nach dem Ende der Mitgliederversammlung. Doch er befürchte, dass es dazu nicht kommen werde. „Ich glaube, dass meine Freunde noch etwas mit mir vorhaben“, grinste er. Und dem müsse er sich wahrscheinlich beugen.
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