Penalty und kein Pfeffer: 05-Coach Schwarz hadert nach Wolfsburg-Pleite
Trotz dreier Gegentore sieht der Trainer primär seine Offensivabteilung in der Verantwortung und im Handelfmeter nach Videobeweis eine Fehlentscheidung.
Von Nils Salecker
Sportredakteur
05-Mittelfeldmann Jean-Philippe Gbamin (rechts neben Wolfsburgs Josip Brekalo) lief seiner Form hinterher und war mit einem Handspiel im eigenen Strafraum der Pechvogel des Spiels.
(Foto: dpa)
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MAINZ - Dass bei drei Gegentoren in einem Bundesligaspiel nicht die Defensive im Kreuzfeuer der Kritik steht, ist ungewöhnlich. Nach dem 0:3 (0:1) des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 beim VfL Wolfsburg – der dritten Niederlage in Serie – war allerdings genau das der Fall.
Viel mehr als mit den drei Gegentoren haderte 05-Trainer Sandro Schwarz mit zwei anderen Dingen: erstens der Harmlosigkeit im 05-Angriff. Und zweitens: wieder einmal mit einem Handelfmeter gegen sein Team – dem dritten innerhalb von zwei Wochen.
Ball berührt Arm, Referee checkt Bildschirm
Was war passiert? Diesmal hatte Mittelfeldmann Jean-Philippe Gbamin unverkennbar den Ball mit dem Arm im eigenen Sechzehner berührt. Schiedsrichter Benjamin Cortus ahndete dies nicht direkt. Erst auf Zuruf des Kölner Kellers – eine gute Minute später – checkte er den Fernsehbildschirm am Spielfeldrand, zeigte dann auf den Punkt. Das Handspiel an sich: für Coach Schwarz eine „50:50-Entscheidung“. Heißt: Hätte Cortus das Handspiel direkt geahndet, er hätte sich wohl nicht derart darüber echauffiert.
So allerdings sah der Trainer sein Team ungerecht behandelt. Sein Argument: „50:50“ sei keine klare Fehlentscheidung. Und ausschließlich jene rechtfertigt laut Reglement eben das Einschreiten des Videoassistenten. Cortus’ Video-Kollegen schritten ein. „Eine Fehlentscheidung“, kommentierte der Coach. Wout Weghorst verwandelte vom Punkt (70.) und Schwarz sah seine Mannschaft 20 Minuten vor Spielende der noch vorhandenen Chance auf ein Remis beraubt.
Wirklich in der Luft gelegen hatte ein Unentschieden allerdings vor dem Elfer nicht. Darüber konnte die strittige Szene nicht hinwegtäuschen. Um das frühe Gegentor durch Maximilian Arnold (4.) noch zu egalisieren, hätten die Mainzer den Lucky Punch gebraucht. Denn über 90 Minuten hinweg spielten sie sich nicht eine klare Torchance heraus. Dass Schwarz nach jüngst elf Gegentoren in drei Spielen nach dem Abpfiff mehr über die Schwächen im Angriff als über die Defensive sprach, war im Zuge dessen mehr als bezeichnend.
Zwar drangen die Mainzer einige Male bis ins letzte Spielfelddrittel vor. Dann aber verfehlten – wie in der ersten halben Stunde Kunde Malong (5./15.) und Danny Latza (8./28.) – entweder Distanzschüsse ihr Ziel. Oder aber die letzten Pässe und Flanken in den Strafraum saßen nicht. Nur ein einziges Mal brachte Jean-Paul Boëtius die Kugel mit Zug vor den Wolfsburger Kasten, Robin Quasion allerdings schlitterte hauchzart vorbei (59.). Mehr kam da nicht.
Der Trainer vermisste die Durchschlagskraft, „Power und Energie im letzten Drittel“. Und allen voran: die Präzision. „Gefühlt sind wir 40 Mal an Knoche oder Brooks in der Mitte hängen geblieben“, haderte Schwarz. Da verwunderte nicht, dass die beiden Stürmer Quaison und Jean-Philippe Mateta quasi komplett abgemeldet waren. „Da hängen alle mit drin“, sagte Schwarz, sah neben den Angreifern damit auch Zehner Boëtius, die Außen Danny Latza und Gbamin – die nominelle 05-Kreativabteilung – sowie die Außenverteidiger Brosinski und Aarón Martín in der Verantwortung.
Auf der anderen fingen sich die Mainzer zwar drei Gegentore. Diese allerdings hatten weniger mit generellen Schwächen zu tun. Die Wölfe hatten schlichtweg aus wenig viel herausgeholt, es waren Nuancen, die den Unterschied ausmachten: Eine geniale Hacke Yannick Gerhardts vor dem 0:1 des überragenden Maximilian Arnolds, dem Brosinski sträflich viel Raum ließ. Und eine schlechte Zuordnung in der Mainzer Hintermannschaft beim 0:3 durch Robin Knoche (76.) – nach einem eigentlich schon geklärten Freistoß. „Drei Gegentore hören sich total beschissen an“, sagte Schwarz. Die Dinge, die den Coach richtig nervten, waren allerdings anderer Natur.