Mainz 05-Kapitän Stefan Bell: „Vielleicht haben es einige Spieler ein bisschen zu leicht genommen“
Innenverteidiger Stefan Bell setzt im Kampf um den Klassenerhalt auf „Mainz-05-Basics“ – und freut sich auf das im Abstiegskampf vorentscheidende Spiel am Sonntag um 15.30 Uhr beim Hamburger SV. Wir sprachen mit dem Führungsspieler über die Situation.
Von Bardo Rudolf
Sportredakteur Mainz
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MAINZ - Innenverteidiger Stefan Bell setzt im Kampf um den Klassenerhalt auf „Mainz-05-Basics“ – und freut sich auf das im Abstiegskampf vorentscheidende Spiel am Sonntag um 15.30 Uhr beim Hamburger SV. Wir sprachen mit dem Führungsspieler über die Situation.
Herr Bell, gegen Hamburg steht ein vorentscheidendes Spiel an. Freuen Sie sich als Fußballer trotz der brisanten Situation besonders darauf?
Man freut sich immer mehr auf Spiele, in denen es um etwas geht. Dann ist die Anspannung höher – und die Freude auch, wenn man gewinnt.
In den vergangenen Wochen haben Verein und Umfeld einige Maßnahmen gestartet, um die Zusammengehörigkeit im Abstiegskampf zu stärken. Wirken diese noch?
Auf jeden Fall. Es hat sich vom Gefühl her einiges geändert, vor allem rund um das Spiel gegen Berlin. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass wirklich wieder für alle, die mit dem Verein zu tun haben, die erste Priorität darin bestand, in der Liga zu bleiben. Ich glaube, dass das das Denken schon etwas verändert hat.
Stefan Bell (links) ist sich sicher, dass die 05er die Klasse halten. Foto: Kopp
Martin Schmidt betont, jeder muss sich in dieser Phase voll auf den Fußball fokussieren. Wirkt sich dies auch auf Ihr Privatleben aus?
Ich habe den Fokus schon seit langem immer auf den Fußball gelegt und meinen Weg gefunden, wie ich mich vorbereite und so lebe, dass ich immer meine beste Leistung bringe.
Wie sehr wurmen Rückschläge wie gegen Bremen, Darmstadt, Ingolstadt oder zuletzt Mönchengladbach?
Grundsätzlich ist nicht jede Niederlage ein Rückschlag. Wir werden niemals die meisten Gegner in der Bundesliga dominieren. Wenn man es situationsunabhängig betrachtet, kann so ein Spiel wie gegen Gladbach durchaus einmal vorkommen in einer Saison. Was uns wirklich stört, sind Spiele wie zuvor gegen Darmstadt oder Ingolstadt.
KRÜCKEN WIRD 05-JUNIOREN-CHEFTRAINER
Der aktuelle A-Junioren-Trainer Thomas Krücken wird ab dem 1. Juli den neugeschaffenen Posten des Junioren-Cheftrainers im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FSV Mainz 05 übernehmen. Der 39-Jährige arbeitet seit 2014 als Coach am Bruchweg. Als Mannschaftstrainer bleibt der Fußball-Lehrer bis zum Saisonende tätig.
NLZ-Leiter Volker Kersting sagt: „Wir sind sehr froh, mit Thomas Krücken die ideale Besetzung und eine interne Lösung gefunden zu haben.“
Der HSV hat mit Trainingslager oder Spieler-Suspendierungen in dieser Woche einiges geändert. Ihr bleibt im Alltag. Ist das der bessere Weg?
Das sind zwei verschiedene Sachen. Hamburg kann man von außen schwer beurteilen. Bei uns gibt es für solche Maßnahmen aktuell keinen Bedarf. Wir haben vor dem Berlin-Spiel ein bisschen was geändert, sind wieder in Richtung offensives Verteidigen und Mainz-05-Basics gegangen. Diesen Weg gilt es mit Überzeugung weiter zu gehen. Es ist jetzt nicht so, dass wir nach einer Niederlage wieder alles über den Haufen werfen müssten.
„Mutig sein“, fordern Trainer und Sportdirektor immer wieder...
Ja, wir müssen das umsetzen, was einfach unsere Vereinsphilosophie ist und was ich schon in den Jugendmannschaften gelernt haben. Das haben wir in einigen Phasen in dieser Saison ein bisschen vernachlässigt, gerade als wir so viele Spiele zu bestreiten hatten. Wir haben es danach nicht immer geschafft, zu unserer kämpferischen Spielweise zurückzufinden. Jetzt müssen wir das wieder in den Fokus rücken.
Der Abwärtstrend begann erst, als die Dreifachbelastung mit den Pokal-Wettbewerben nicht mehr vorhanden war. Wie erklären sie sich dies?
Schwer zu sagen. Vielleicht haben es einige Spieler ein bisschen zu leicht genommen. Wir haben in der Hinrunde um jeden Punkt gekämpft ohne Ende. Da gab es auch eine Phase, in der wir nur 15 fitte Spieler hatten, dadurch waren wir auch eingespielt. Aber es gab auch ein paar Spiele in der Hinrunde, in denen wir Glück hatten zu gewinnen. Und jetzt hatten wir eher Spiele, in denen es schlecht gelaufen ist.
Haben jetzt alle verstanden, worum es geht?
Auf jeden Fall. Wir haben in der Mannschaft vor dem Hertha-Spiel darüber gesprochen und es sind auch klare Worte gefallen. Ich hatte selbst gegen Gladbach das Gefühl, dass jeder wollte. Da haben uns einfach ein bisschen die Mittel gefehlt, weil der Gegner sehr gut gespielt hat.
Der HSV hat viel Erfahrung mit Abstiegskampf und Relegation, bei Mainz 05 war kaum ein Spieler in einen Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag verwickelt. Ist das ein Nachteil?
Ich glaube nicht, dass beim HSV noch viele Spieler im Kader sind, die alles mitgemacht haben, weil die Fluktuation doch hoch war. Wir haben in dieser Saison schon bewiesen, dass wir in wichtigen Spielen punkten können. So wie zum Beispiel bei den Heimspielen in der Hinrunde gegen direkte Konkurrenten. Und je mehr Druck wir hatten, desto besser haben wir meistens gespielt. Das gibt uns ein sehr gutes Gefühl.
Wie sicher sind Sie, dass Mainz 05 die Klasse hält?
Sehr sicher. Wir haben jetzt noch drei Spiele, die wir alle gewinnen können, spielen nicht mehr gegen Bayern oder Dortmund. Das ist eine gute Ausgangsposition. Wir haben es selbst in der Hand.