Mainz 05-Kapitän Stefan Bell: „Das war schwerer als es aussah“
Mit seinem Treffer zum 2:1 brachte Stefan Bell den FSV Mainz 05 nach der Pause gegen den Hamburger SV auf die Siegerstraße. Sein Kopfballtor war allerdings alles andere als einfach.
Von Dennis Rink
Stellvertretender Chefredakteur
Gar nicht so einfach: Stefan Bell (links) drückt den Ball gerade noch am Pfosten vorbei mit dem Kopf über die Linie zum 2:1. Foto: Torsten Boor
( Foto: Torsten Boor)
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MAINZ - Da stand er. Ganz alleine. Stefan Bell hätte in dieser 52. Minute auch noch seine Familie und Freunde zu sich in den HSV-Strafraum einladen können – es wäre für alle Platz gewesen. Die Hamburger Hintermannschaft verlor den torgefährlichen Kapitän des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 bei dieser Ecke am langen Pfosten gänzlich aus den Augen.
Wie passend aus 05-Sicht, dass der Ball verlängert wurde und in Richtung des Innenverteidigers flog. Dass Bell die Kugel aus wenigen Zentimetern über die Linie nickte, war jedoch keinesfalls selbstverständlich. „Der Ball hatte ziemlich viel Drall“, sagte Bell. Und der Pfosten war auch nicht weit entfernt. Augen zu und durch. „Ich habe versucht, ihn ins Tor zu köpfen, ohne mich dabei zu verletzen“, sagte Bell. Gar nicht so einfach. „Das war schwerer als es aussah“, schickte Bell mit einem Lächeln hinterher.
"Haben nicht so gefährliche Situationen mit unseren Fehlern gefährlich gemacht"
In jedem Fall rückte der 25-Jährige mit seinem Treffer zum 2:1 gerade, was er vor dem Ausgleich verbockt hatte. Völlig unbedrängt ging Bell an einen eigentlich harmlosen Freistoß und wollte ihn mit dem Kopf klären – doch genau das misslang. Der Kopfball geriet viel zu kurz und landete in der neunten Minute genau vor den Füßen von Walace, der das Geschenk dankend annahm und zum 1:1 traf. „Der Freistoß war langsam getreten. Da ist es ziemlich schwer, den Ball weit zu klären“, sagte Bell. Eine Option wäre es sicher auch gewesen, einfach wegzubleiben. „Ich habe jedoch kein Kommando von hinten bekommen.“ Bedeutet: Bell konnte sich nicht sicher sein, ob hinter ihm ein Hamburger Angreifer lauerte und ging auf Nummer sicher – oder auch nicht.
Mit dieser Aktion stand Bell beispielhaft für ein Phänomen, mit dem die 05er vor allem vor der Pause zu kämpfen hatten. „Wir haben nicht so gefährliche Aktionen mit unseren Fehlern gefährlich gemacht.“ Deswegen sei es im letzten Drittel teilweise „etwas wild“ zugegangen. Doch nicht zuletzt nach Bells Treffer zum 2:1 legte sich das. „In der zweiten Halbzeit haben wir sehr stabil gespielt und hatten alles unter Kontrolle.“ Deswegen gefiel dem 05-Kapitän nach dem 3:2-Erfolg nicht nur das Resultat, sondern auch die Art und Weise. „Wir sind auf einem guten Weg.“
Passende Leistung aktuell fast wichtiger als Punkte
Auch wenn dieser Weg durchaus aufregende Facetten hat. So hätte sich Bell nach dem 3:1 eine etwas abgeklärtere Vorstellung seiner Mannschaft gewünscht. „Teilweise waren wir etwas überdreht und wollten fast noch das Vierte machen.“ Für Bell etwas zu viel des Guten. „Aber“, merkte er auch an, „wir sind eben keine Mannschaft, die auf 1:0 spielt. Unser Spiel ist es, mit Power nach vorne zu gehen“.
Dank dieser Power haben die Mainzer nach acht Spieltagen zehn Punkte auf dem Konto. Während Sportvorstand Rouven Schröder das nach den beiden Niederlagen zum Auftakt gegen Hannover und Stuttgart „aller Ehren wert“ fand, richtete Bell seinen Blick nicht auf die Tabelle. „Punkte sind natürlich immer gut, aber in dieser Phase der Saison ist es fast wichtiger, dass die Leistung stimmt.“ Und das tut sie aus Sicht des 05-Kapitäns.