Niko Kovac, Trainer des großen FC Bayern München, bezeichnete das 2:1 in der Opel Arena als „Arbeitssieg“. Eigentlich ein Kompliment für den FSV Mainz 05. Doch die Schwarz-Elf hadert mit der verpassten Chance auf einen Punkt.
Von Bardo Rudolf
Sportredakteur Mainz
Die frühe Entscheidung: Thiago (Dritter von rechts) lässt 05-Keeper Florian Müller (Zweiter von rechts) beim Treffer zum 2:1 keine Chance.
(Foto: Sascha Kopp)
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MAINZ - Es waren eigentlich zwei Nebensächlichkeiten des Bundesliga-Spiels gegen den FC Bayern München. Doch Sandro Schwarz nahm sie mit Freude wahr und wertete sie als Kompliment an den von ihm trainierten FSV Mainz 05. Dass sich der FC Bayern in den letzten Minuten genötigt sah, auf Zeit zu spielen und dass der Münchner Trainer Niko Kovac den 2:1 (1:0)-Erfolg in der mit 33.305 Zuschauern ausverkauften Opel Arena als „Arbeitssieg“ bezeichnete, spricht für die weitgehend gute Leistung der Mainzer gegen den deutschen Fußball-Meister. So schwang bei Schwarz nach dem Abpfiff auch das Gefühl mit, dass für sein Team ein Punktgewinn drin war. Und doch stand unter dem Strich ein verdienter Bayern-Sieg, weil Leon Goretzka (39.) und Thiago (62.) ihre Torchancen eiskalt nutzten, sie noch zwei weitere Aluminium-Treffer zustande brachten und die Mainzer außer beim Treffer von Jean-Paul Boëtius zum 1:1 (48.) kaum Torgefahr entwickelten.
In vier Phasen lässt sich die Partie gliedern, und nur in einer davon sahen die 05er schlecht aus. Zu Beginn des Spiels präsentierten sich die Mainzer auf Augenhöhe mit dem Favoriten. Sie ließen in der Defensive nichts zu und setzten den ein oder anderen offensiven Nadelstich. Zum Beispiel in der vierten Minute, als Bayern-Keeper Manuel Neuer gerade noch vor 05-Stürmer Jean-Philippe Mateta klärte.
05er rutschen in untere Tabellenzone ab
Doch mit einem Schuss an die Latte (27.) eröffnete Joshua Kimmich die zweite Phase der Partie, in der die Bayern sich Chance auf Chance erspielten und zwei Tore erzielten. Der Treffer von Thiago (31.) wurde nach_Einschreiten des Video-Schiedsrichters wieder aberkannt, weil FCB-Stürmer Robert Lewandowski zuvor Kunde Malong gefoult hatte. Goretzkas Tor zählte dann aber. Und es war ein typischer Treffer. Denn mit Ballverlagerungen auf die rechte Seite hebelten die Bayern die 05-Deckung zwischen der 25. und 45. Minute immer wieder aus. Jerome Boateng, der für den beim_Aufwärmen verletzten Mats_Hummels kurzfristig in die Startelf gerückt war, spielte den Ball quer über das_Feld auf den immer wieder gefährlichen Kimmich, der Goretzka bediente.
Verwirrung um Martinez-Behandlung
Überrascht waren viele Besucher und auch 05-Coach Sandro Schwarz, dass Bayern-Profi Javier Martinez kurz vor Ende auf dem Feld bleiben durfte, nachdem er behandelt worden war.
Hintergrund dessen war eine bisher kaum bekannte Regeländerung: „Ein Spieler, der durch ein physisches Foul verletzt wurde, für das der Gegenspieler verwarnt oder des Feldes verwiesen wurde, darf auf dem Spielfeld bleiben“, heißt es darin. 05-Profi Ujah hatte für das Foul an Martinez Gelb gesehen.
„Ab der 25. Minute hatten wir nicht mehr so das Zutrauen gehabt“, sagte Schwarz, der nach der Pause mannorientierter verteidigen ließ. Mit Erfolg. Denn in der dritten Phase des Spiels glichen die Mainzer nicht nur mit dem ersten Treffer nach 497 Minuten Flaute aus (48.). Sie hatten das Spiel auch so im Griff, dass Schwarz das Gefühl hatte, „es könne vielleicht komplett kippen“. Doch dann verlor 05-Verteidiger Moussa Niakhaté den Ball, und zwei Stationen später vollendete Thiago zum 2:1 (62.). „Wenn sich das 1:1 länger trägt, dann ist hier mehr möglich. So kam das Gegentor aber zu früh“, sagte Schwarz. Als „ärgerlich“ bezeichnete Kapitän Stefan Bell dieses Tor, „weil es keine Situation ist, bei der man gegen die Bayern hintenraus spielen sollte. Da muss man den Ball klären. Das sind die kleinen Dinge, die wir noch lernen müssen.“
Und es war auch die Entscheidung der Partie. Denn den Rest spielten die Bayern in der vierten Phase des Spiels souverän runter und fuhren so den dritten Pflichtsieg in dieser Woche ein. „Eigentlich wollten wir mit mehr als einem Tor Unterschied gewinnen. Aber wir sind nicht in der Situation, dass wir uns über Siege beschweren sollten“, sagte Bayern-Profi Thomas Müller.
Die Mainzer hingegen sind nach nur zwei Punkten aus den vergangenen sechs Spielen in die untere Tabellenzone abgerutscht. „Es geht darum, Dinge zu analysieren, die wir besser machen können und an diesen zu arbeiten, aber auch klar zu bleiben in unserem Spiel und das Ganze nicht komplett umzustoßen“, sagte Schwarz. Schon am Dienstag geht es für sein Team weiter. Im DFB-Pokal-Spiel beim FC Augsburg.