Es gibt Spiele, in denen sich der Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 Zusatzpunkte verdienen kann. Und es gibt Spiele, die die Mainzer gewinnen müssen. So wie zum Beispiel gegen den FC Augsburg am vergangenen Freitag. Nach einer Mini-Krise gaben die 05er die richtige Antwort zur richtigen Zeit. Auch dank eines guten Startelfdebüts von Bojan Krkic.
Von Julia Sloboda
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Feiern muss sein: Nach dem ersten Sieg im Jahr 2017 steht der Mainzer Jairo auf dem Zaun und stimmt die Humba an. Foto. dpa
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MAINZ - Der Duft von Raclette-Käse war längst verschwunden, als sich Martin Schmidt an die Analyse des Spiels machte. Vor der Partie des FSV Mainz 05 gegen den FC Augsburg am Freitagabend war die Schweizer Spezialität vor den Toren der Opel Arena zubereitet worden – intensiver Geruch in den Bretzenheimer Feldern inklusive. Und nach dem 2:0-Sieg war der Trainer des Fußball-Bundesligisten so gelöst, dass er – neben den Gründen für den Sieg – auch gut gelaunt über die Küche seines Heimatlandes philosophierte.
Keine Frage, dieses 2:0 war ein enorm wichtiger Sieg für die Mainzer. Der erste Dreier im Jahr 2017, der erste Erfolg nach zuvor vier sieglosen Partien. Und der Beweis, dass sie in Rheinhessen das Toreschießen doch nicht verlernt haben. Levin Öztunali (31. Minute) und Jairo per Foulelfmeter (62.) hatten die 05er auf die Siegerstraße gegen harmlose Augsburger gebracht. Zwar verbesserten sich die Mainzer nach diesem 20. Spieltag lediglich vom 13. auf den zwölften Tabellenplatz, doch der Abstand zum Relegationsrang beträgt nun eben nicht mehr nur sechs, sondern beruhigende neun Punkte. Und das ist alles, was zählt, wie Trainer Martin Schmidt am späten Freitagabend noch einmal betonte. „Es ging um den Abstand nach hinten. Das sind die goldigen Punkte, die wir holen müssen“, sagte der Schweizer.
Spiele gewinnen – schön und gut – doch dem 49-Jährigen geht es vor allem darum, dass seine Mannschaft „die richtigen Spiele“ gewinnt. Ein Punkt gegen Dortmund? Zubrot, findet Schmidt. Siege gegen Darmstadt, Ingolstadt, Freiburg oder Augsburg? Überlebenswichtig. „Die müssen wir holen, um uns im Mittelfeld festzukrallen“, weiß der 05-Coach. Und weil für Schmidt dieses „Festkrallen“ elementar wichtig ist im Kampf um das in jeder Saison übergeordnete Ziel Klassenerhalt, war der Freitagabend ein Schlüsselmoment in der Saison 2016/17 für die Mainzer.
AUCH SCHRÖDER IST ZUFRIEDEN
Neben Martin Schmidt zeigte sich auch Rouven Schröder zufrieden nach dem Startelfdebüt von Bojan Krkic. „Bojan hat sehr intelligent gespielt. Wenn er den Ball hatte, konnte man sehen, dass sein erster Kontakt sehr gut war“, lobte der 05-Sportdirektor, der ein „für den ersten Auftritt von Anfang an gutes Spiel“ der Winter-Leihgabe gesehen hatte.
Doch Schröder hatte nicht nur gesehen, wie Bojan selbst eine ordentliche Partie ablieferte, sondern auch, wie seine Präsenz auf die anderen Spieler abfärbte. Beispielsweise auf Jhon Cordoba. „Es hat ihn angespornt, mit Bojan vorne zu spielen“, sagte Schröder. Ein Effekt, den sich die 05er von ihrem Zugang erhofft hatten.
Schmidts nächstes Ziel lautet: 30 Punkte
Vergleichbar mit dem Auswärtsspiel gegen den FC Augsburg in der Hinrunde der vergangenen Spielzeit, als die Mainzer zuvor fünf von sechs Partien verloren hatten. „Es gibt so Momente, in denen sich entscheidet, in welche Richtung es geht“, sagte Schmidt. Und weil seine Mannschaft diesen Moment nun erst einmal unbeschadet überstanden hat, kann sie sich nun anderen Zielen zuwenden. Das erste, das nun auf der Agenda steht, heißt „30 Punkte“.
Um dieses schnellstmöglich zu erreichen, zählen sie in Mainz auch auf die Leihgabe Bojan Krkic. Der hatte am Freitag bereits angedeutet, dass er die erhoffte Verstärkung im Mittelfeld sein kann.
60 Minuten lieferte er ein gutes Startelfdebüt ab, dann unterliefen ihm ein, zwei Fehler – und der Spanier machte für Yoshinori Muto Platz. Als Teil des Matchplans bezeichnete Martin Schmidt die Auswechslung. „Gegen den Ball war es solide und gut. Mit Ball hat man gesehen, dass er kicken kann“, lautete das Fazit des Trainers. Doch der Schweizer hatte neben den sehr vielen Dingen, die Bojan kann, auch festgestellt, was der 26-Jährige nicht kann. „Was er in Barcelona nicht gelernt hat, ist der Mainz-Fußball“, sagte Schmidt.
Ausruhen ist nicht
Und der beinhaltet: laufen, anlaufen, gegen den Ball arbeiten – nicht die größten Stärken des Neuen. Dass es bei 05 allerdings auf genau diese Inhalte ankommt, haben ihm die Verantwortlichen in Gesprächen und anhand von Videos bereits im Januar klargemacht. „Unter der Prämisse hat er es gut gemacht“, lobte Schmidt, der seinen neuen Hoffnungsträger in Schutz nahm. „Das ist nicht leicht, hier hereinzukommen. Bundesweit denken alle: Jetzt mach mal, wir wollen sehen, was du kannst.“
Es waren keine einfachen Voraussetzungen, unter denen Bojan Krkic und die Mainzer insgesamt ins Spiel gegen Augsburg gegangen waren. Doch die 05er haben die Aufgabe gelöst. Die richtige Antwort auf die Mini-Krise im richtigen Spiel gegeben. Doch Ausruhen ist nicht. Denn bereits am nächsten Samstag steht wieder so ein „richtiges Spiel“ an. Dann ist Werder Bremen in Mainz zu Gast.